Freitag, 18. März 2011
Alles zu viel und bei allem was an mich herangetragen wird, fühle ich mich erdrückt von Erwartungen.

Ich werde zu einer Diskussion eingeladen, jemand meint sich mit mir verbal messen zu können, freundlich gemeint, in Annahme, wir spielten in der gleichen Liga, ich gehe ein bißchen drauf ein, bitte schön, ein zwei kurze Sätze die sitzen, aber schließlich sorry - den Typ esse ich zum Frühstück, jedenfalls wenn um das Thema kommunikative Kompetenzen geht. Da spielen wir nicht in der gleichen Liga, da geht es nicht mal um den gleichen Sport. Vor zehn Jahren hätte ich ihn angehimmelt. Mag ihn irgendwie und wünschte er würde mich auf einen Partytrip nach Ibiza einladen statt mich zu einer Diskussion zu provozieren. Wir könnten ein bißchen feiern und dann völlig entspannt den Sonnenaufgang anschauen. Stattdessen zieht er jetzt wieder mit seiner Freundin zusammen und da muss ich ganz klugscheißerig sagen, dass ich glaube dass das eh keine Zukunft hat. Geht mich nichts an, aber so ich sehe ich das halt. Manche Menschen halten sich für frei und sind dabei so sehr gefangen.

Mein Vater schickt mir gerade eine sms, die und die Lokalität gehört nicht mehr der Griechin. Ok, sie wird jetzt woanders sein. Sie wechselt dauernd die Lokalitäten hier in der Stadt. Was erwartet er jetzt? Eine sms Antwort mit oh nein, wie krass und dann eine sms Schlacht die in einem Telefonat endet? Er hat schon getrunken und ich auch. Interessant ist, was ich im letzten Halbjahr des letzten Jahres herausgefunden habe: in meiner Familie habe ich mich immer gekümmert, in diversen Psychotherapien ging es um meine Mutter, um meine behinderte Nichte um alle Möglichen, aber erst neulich gingen mir die Augen auf: um wen ich mich immer kümmern musste war mein Vater. Übel, was? Der Vater ist für die Tochter der Starke, der Halt, der der nie weint, der der tröstet, der, der nie umfällt. Und mir fällt plötzlich auf, dass er das schwächste Glied in unserer Familie ist. Er tut mir sehr leid. Und ich leide weiter, weil ich nun sehe, was für Partner ich mir immer ausgesucht habe. Die, die mich brauchten, die auf meinen Support angewiesen sind, nicht die, die mich stark in den Armen und trösten.

Und jetzt muss ich an Werner denken, den ich vor Jaaahren in einer bettyfordähnlichen Klinik kennengelernt hatte, dessen Tochter auch so hieß wie ich, ein bißchen älter als ich, aber er hätte locker auch mein Vater sein können, und er regte sich auf über sie, die ihm Vorwürfe machte, er sei nciht für sie da, und er argumentierte, die Frau sei Ende zwanzig und hätte einen guten Job, was sie denn von ihm wolle. Warum denken Eltern mit Abschluss der Berufsausbildung sei ihre Rolle beendet? Wahrscheinlich werde ich es verstehen wenn ich selber Kinder habe, und zehn, zwanzig Jahre alles mitgemacht habe und dann froh bin, wieder mein eigenes Leben zu haben. Ich werde mich bemühen, die Rolle Eltern bis an mein Lebensende zu tragen. Aber vielleicht werde ich auch nie Mutter sondern für die nächsten Generationen nur von einer Mutter die liebe Freundin sein, die immer lackierte Nägel hat und Geld, und Samstag Abends entspannt zu Besuch kommt und dazu tolle Geschenke mitbringt. Zurzeit fühlt sich das so an. Der kleine Junge von Freunden flirtet mit mir, wühlt in meiner Handtasche rum weil da so viel Spannendes drin ist und begutachtet mit großen Augen meine rot lackierten Nägel. Und dann strahlt er mich an und flirtet. Er wird ein Mann, der die Frauen liebt. Ich beneide die Frauen die ihn treffen werden, in zwanzig Jahren. Hoffe er besucht mich mit ihnen im Altenheim.

Der Engländer hat gestern gesoffen. Ich muss lachen während ich das schreibe, denn irgendwie kann man sich gut einen saufenden Engländer vorstellen, oder? Er konnte dadurch heute auch nciht arbeiten gehen, schrieb er mir gerade per sms. Er konnte mich dadurch gestern und auch nicht heute anrufen. Er ruft morgen oder Sonntag Abend an, schreibt er weiter und ich werde traurig, denn damit ist ein Verabredung am We erledigt. Nächstes We kann ich nicht, da werde ich sehr ausgepowert sein, nach einer pmsWoche mit drei zehn-Stunden Tagen. Was soll ich da antworten, auf ich ruf dich morgen oder Sonntag Abend an smily. Smily ich freu mich wenn du endlich in der Lage bist mich anzurufen?

Alles zu viel und bei allem was an mich herangetragen wird, fühle ich mich erdrückt von Erwartungen. Alle wollen was von mir und ich wünsche mir einfach nur in den Arm genommen zu werden. Und es folgt die Angst, Durchzudrehen weil der Kiefer vor lauter Zähne zusammenbeißen zerschlissen ist.

In Schleife läuft der schiffsverkehrgrönemeyer. Morgen kaufe ich Karten. Jetzt trinke ich aus und ich glaube ich habe den Pegel, der mich fünf Stunden am Stück schlafen lässt. Und dann schreibe ich bald davon, dass ich in einem Interview gehört habe, dass seine Mutter auch Alzheimer hat.

Ich komme hier so langsam an. Wenn mir jemand sagen kann wie man den Zeilenabstand (oder die ganzen Schrift?) ändern kann, wäre ich sehr dankbar.