Ich habe sie wieder, die Ruhe.
Nicht dass ich alles leicht nehme, aber ich kann gerade wieder über vieles stehen. Ich schwebe und stehe dabei doch recht fest auf meinen Füßen. Es fühlt sich an, als hätte ich vieles im Griff was ich beeinflussen kann und auf was ich keinen Einfluss habe, kann ich hinnehmen. Ich mache Abstriche aber ich gebe mir dafür viel. Ich räume auf, sortiere, die Wohnung, den Balkon, die Papiere, den Job, mich. Ich laufe wieder fast jeden Abend. Ich pflege mich. Ich gehe im neuen Job auf, soweit das möglich ist. Ich lächel fremde Menschen an und wünsche der Kassiererin im Getränkemarkt einen schönen Feierabend, ist ja gleich soweit. Ich streichel mich. Ich flirte. Ich habe Spaß an den letzten Bundesligaspieltagen. Ich lese, höre Grönemeyer in Schleife, lunger mit meiner Zweitbettdecke auf dem Sofa rum, lese Zeitung, fahre viel Auto und genieße. Es ist als wäre ich aus dem Winterschlaf erwacht.
Meine Mutter erkennt mich nicht mehr auf anhieb. Ich muss sie ansprechen und umarmen. Sie kann nicht mehr. Sie sitzt da und schaut auf ihre Hände, schaut mich an, mit Tränen in den Augen und sagt, sie wisse nichts mehr. Wenn ich eine halbe oder ganze Stunde mit ihr verbracht habe, lacht sie und singt. Dann nehme ich sie noch mal fest in den Arm, kuschel sie und dann, dann gehe ich.
Das in-mir-ruhen-gefühl ist noch frisch wieder da. Ich versuche es zu halten und zu festigen. Und natürlich ist nicht alles gut. Es ist viel aber gerade fühlt es sich mal an, als wäre es ganz knapp unter zu viel. Jetzt Zähne zusammenbeißen und in den Sommer durchstarten.
overloaded am 04. Mai 11
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