Wenn ich schreibe, dass es gut läuft, bedeutet es, dass ich es aushalte, dass ich nicht suicidal bin, dass ich mein Leben annehmen kann, aber es bedeutet nicht, dass keine Tränen laufen.
Ich wollte Wunden lecken, wollte Grönemeyer und Ulindenberg und was es noch gibt in Schleife hören. Ich steckte den anderen Speicherstick in mein SuperSoundSystem ;-) und erwartete genau diese Musik. Aber ich musste feststellen, dass ich den Stick irgendwann (ich erinnere wann und mit wem) neu beladen habe, und plötzlich laufen gefühlte eine Million Livemitschnitte von Gentleman. Ich beginne die nächste Summerjam gedanklich zu planen. Spiele ein paar Möglichkeiten der Begleitung durch und überlege schließlich niemanden weiteren mehr anzufragen. Ich könnte auch alleine hingehen. Oder mit der Grönemeyerbegleitung wobei ich nicht weiß inwiefern sie auf Reggaehippiegetue kann. Ich habe bisher sowohl Julia als auch den Topf-Deckel-Mann (nennen wir ihn ab jetzt Steph) gefragt ob sie Lust und Zeit haben. Klar wollen beide mit mir einen Sonntag SummerJam erleben. Jeder von beiden weiß davon, dass ich in den anderen verliebt bin, nur jedem selbst habe ich noch nicht erzählt, dass ich in ihn oder sie verliebt bin. Falls beide zusagen, wird es eine intererssante Konstellation ;-)
Können die beiden ja ggf was miteinander anfangen, überlege ich kurz als mir der Gedanke kommt, für mich sei es am besten alleine zu bleiben, aber dann fällt mir ein, dass das nicht Julias Typ ist. Wahrscheinlich würden sie darum buhlen, wer mich glücklicher machen kann oder bei wem ich mich verstandener fühle. Intererssante Konstellation. Am Besten kommt noch die externe Beraterin mit um sich das ganze Schauspiel in Fleisch und Blut anzuschauen :-) Das wäre der Knaller. Und meine emotionale Versicherung.
Ich gehe auf dem Zahnfleisch und ich kann nicht mehr. Ich habe nichtmal mehr die Kraft und die Regelschmerzen die mich immerhin von pms zu erlösen, wahrzunehmen. Ich bin komplett platt, jede Zelle in meinem Körper schreit, dass sie nicht mehr kann. Ich wüsste nicht was ich jetzt ohne Herrenpils (das Gastgeschenk!) machen sollte.
Ich werde morgen zehn zwölf Stunden mit meiner Mutter verbringen. Mein Vater ist für drei Wochen nach Griechenland geflogen. Die gut eingeplanten Pflegefrauen machen ihren Job (gut), aber für die meisten ist es nur ein Job, sie reißen die Stunden ab, aber sie fühlen nicht wie ich. Und sie können nicht mal erahnen wie meine Mutter fühlt. Es hört sich arrogant an, aber ich pflege meine Mutter am besten. Es hört sich anmaßend an, aber ich wünschte sie hätte Krebs. Ich wünschte der morgige Tag wäre umrandet von ihren unerträglichen Schmerzen aber ich Kopf würde funktionieren, ich wünschte das größte Problem morgen wäre, ob genug Schmerzmittel im Haus wären, die ich ihr spritzen würde, ich wünschte das größte Problem wären ihre Schmerzen, und Frauen können Schmerzen aushalten, und Mütter sowieso. Ich wünschte ich könnte ich dazwischen alles erzählen, von der Arbeitskollegin, vom Chef, vom Job, von Steph, von der Freundin die zu Besuch war, von mir. Ich wünschte ich hätte morgen einen Tag an dem ich mich stundenlang bei meiner Mutter, bei meiner Beraterin, ausquatschen könnte und sie mir was zu allem sagen könnte. Was ist das für eine verfickte Krankheit die das Gehirn auffrisst?? Wenn sie mich morgen früh sieht wird sie mich freundlich begrüßen: Guten Morgen! *lächelnd Ja wer sind sie denn? Sind die traurig? - Der Mutterinstinkt funktioniert einwandfrei und es wird eine Herausforderung meine Traurigkeit zu verbergen.
Ich will nicht anmaßend sein. Ich habe noch nie jemanden im Krebsendstadium erlebt. Aber ich weiß: wenn der Kopf gefickt ist, das ist übel, das wünsche ich niemanden, weder für sich selbst, noch für jemanden den man liebt.
Ich höre also Gentleman. Es ist besser als das Gewünschte. Die Musik lässt mich weinen, aber nicht verzweifeln.
Ich möchte noch schreiben über Steph, aber das hat Zeit, das läuft....sagt mir mein Kopf wenn er für ein paar Momente klar ist. Topf-Deckel-Feeling halt. Ich vertraue mal einfach auf dieses Gefühl
*drunk, ins Bett, und danke für die schönen Kommentare, sie haben mir heute morgen einen guten Start in den Tag gemacht
overloaded am 11. Juni 11
|
Permalink
| 0 Kommentare
|
kommentieren