Samstag, 16. Juli 2011
Mein Zustand ist schlimmer als ich selbst annehme. Ich kann zu gut Zähnezusammenbeißen für mich. Seit Wochen, seit Monaten, seit Jahren - ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass es irgendwie nicht gut sein kann, dass ich mit zwei wirklich guten und lieben Freundinnen beim Essen sitze und dabei die Tränen kaum zurückhalten kann und einfach nur wieder nach Hause will. Jedes weitere Bier was bestellt wird schnürrt mir die Kehle zu, jede weitere Zigarette die noch angemacht wird, zögert das zu Hause wieder ankommen noch weiter raus, ich harre aus, fühl mich wie stundenlanges Warten im Wartezimmer beim Arzt, jede weitere Minute ist eine gefühlte Unendlichkeit. Ich nehme einen Flyer vom Tisch und lese von einer anscheinend guten Party in einem Laden den ich mag. Meine letzten Reserven raffen sich auf, ich versuche kurz die beiden zu überzeugen dort noch hinzugehen. Sie wollen nicht, sie können nicht, sie sind müde, sie werden zu Hause erwartet. Ich bin müder als beide zusammen, ich schlafe schon lange nicht mehr mehr als drei Stunden durch; auf mich wartet niemand zu Hause.

Das ist vielleicht der übelste Zustand in einer Depression, wenn man den besten Freunden nicht mehr sagen kann wie schlecht es einem wirklich geht, sondern versucht, sich zu überspielen. Sich vor den Mitmenschen, die man liebt, verstellen muss. Weil man anders nicht kann, weil man denen das nicht zumuten möchte, oder einfach weil man Angst hat, nicht verstanden zu werden. Ist egal warum genau, man ist so sehr mit dem sich selbst aushalten beschäftigt, man sieht nur noch Tunnel oder dicke Mauern, es fühlt sich an, als wenn einem nichts und niemand mehr helfen kann.

Immer wieder krass wie in mir drin da ein zwei Stimmen sind, die versuchen mich hochzuziehen, die so krass an positiven Sachen festhalten, die immer wieder die Augen auf was Schönes lenken. Sie sind super, aber sie kommen nicht gegen die eine Millionen traurigen Stimmen an. Obwohl sie so stark sind.

Tja, was soll ich machen. Zähne zusammenbeißen und auf bessere Zeiten warten. Oder mich so hinnehmen wie ich bin. Geht ja höchstens ein Leben lang so weiter, nicht unendlich.