Sieger haben Pläne lese ich in einem Schaufenster als ich die Fitte verlasse. Ich habe schön traniert, diese und jene Muskeln, ganz gezielt, ganz präzise, ganz ausdauernd. Dann wieder Laufband. Ich bin gut im Laufen stelle ich fest. Ich laufe länger und schneller als die anderen auf den Laufbändern links und rechts neben mir.
Nun ja, ich laufe ja auch schon lange. Als ich nach der Dusche nackt vorm Spiegel stehe, sehe ich keinen schönen Körper. Alt bin ich geworden. Die anderen Mädchen in der Dusche haben auch hier und da Problemzonen, keine Frage, aber sie sind jung, sie haben junge Körper. Sicherlich malen sich meine Muskeln ab, sicherlich sieht man das, aber man sieht auch, dass ich zehn Jahre älter bin als die anderen. Eine alte trainierte Frau. Was solls, ich gehe trotzdem in die Sauna, laufe dorthin den Gang entlang, mit der Gewissheit, dass ich nciht mehr ansehnlich bin. In Kleidung ist das anders, da habe ich oft in letzter Zeit morgens beim letzten Blick in den Spiegel gedacht: meine Güte, bin ich hübsch. Aber die nackte Wahrheit fällt anders aus.
Die Zeit ist nicht zurückzudrehen. Narben am Körper, Narben im Herzen. Einfach geht nicht mehr. Alles ist gefärbt durch die Erfahrungen. Das lässt vieles klarer Erkennen, aber es schränkt auch ein. Manchmal finde ich das gut, genieße den klaren Blick, aber manchmal spüre ich auch, wie eng die Möglichkeiten und Chancen dadurch geworden sind. Sieger haben Pläne - ich hatte noch nie einen richtigen Plan. Ich habe immer geschaut welche Möglichkeiten sich gerade ergeben und stets versucht die beste Chance zu nutzen. Ich habe mir dazu auch immer Gedanken gemacht und ich glaube ich habe auch oft schon gut entschieden, aber nie habe ich ein Ziel vor Augen gehabt und dafür gehandelt. Gut an Gegebenheit anpassen, so habe ich immer gehandelt. Aber es war auch nie Zeit und Raum um nach vorne zu schauen, Ziele zu definieren und das Erreichen dieser in die Wege zu leiten. Es war immer was los, es gab immer zu kämpfen. Es gibt diese Geschichte von den zwei Fröschen. Sie sitzen in einem Glas voller Milch und der eine jammert darüber und ertrinkt. Der andere strampelt mit den Beinen und sucht einen Ausweg. Durch sein Strampeln wird die Milch irgendwann zu Butter und er kann so das Glas verlassen. Ich hoffe einfach dass das bei mir auch so ist. Aber das dauert noch. Ich muss noch ein paar Runden weiter die Zähne zusammenbeißen. Ach....es ist viel und wäre morgen nicht Freitag, wäre jetzt schon wieder alles zu viel.
overloaded am 07. Oktober 11
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