Nach dem langen Treffen fahre ich einen Umweg. Ich habe es nicht eilig. Ich fahre aus der Plattenbausiedlung raus, durch die kurvigen engen Straßen und erinnere mich in etwa, wer da so alles früher wohnte. Mir fällt auf: ich kenne mich dort aus. Hatte ich schon fast vergessen. Fahre weiter aber nicht rechts zur Hauptstraße und den direkten Weg, sondern biege links ab und erinnere mich weiter. Rolle langsam den Berg hinab, durschstreife den Stadtteil. Ich fahre den Umweg, weil ich mich erinnern will. Nach ein paar km fühle ich mich um zehn, fünfzehn Jare zurückversetzt. Fasse routiniert an mein Kassettendeck, doch da läuft nichts. Ich fahre weiter den nächsten Umweg, fahre den nächsten Stadtteil ab, fahre durch eine nächste Epoche aus meinem Leben. Die Straßen leer und dunkel. Ich fühle mich verloren. Wie ein verlorenen Kind. So, wie ich mich in letzter Zeit viel zu oft fühle. Früher hatte ich diese Gefühl seltener. Sehr selten. Auch wenn alles schlimm war zu Hause, hatte ich doch immer das Gefühl einen Platz auf dieser Welt zu haben. Es ist als hätte sich dieses Platzlosgefühl erst jetzt herausgeschält, als wäre es früher noch einfach mehr ummantelt werden können. Vielleicht passt dazu was ich damals immer sagte zum Kiffen: die Tüte abends legt einen Mantel über alles Schlimme und man kann endlich zur Ruhe kommen. Alkohol ist anders. Alkohol schält. Alkohol ist eine ehrliche Droge. Alkohol ist eine harte Droge.