Wahrscheinlich ist es gut, dass ich keine Kinder habe. Ich wäre eine von diesen Müttern, die den Kindern peinlich sind, weil sie am Ende einer Schulaufführung weinen.
Habe den Abend in der Schule verbracht, in der die Bierfreundin Lehrerin ist. Ich habe das Gebäude, ihren Platz im Lehrerzimmer, ein paar ihrer Lieblingskollegen und auch Schüler gesehen, von denen sie jeden Abend erzählt. Wenn sie am Ende und fertig ist. Ohne all die vielen Tränen die ich bei ihr schon im Zusammenhang mit dieser Schule sah, würde ich nach heute Abend sagen: das ist eine tolle Schule!
Das Theaterstück war klasse. Sehr kurzweilig. Habe noch nie ein so kurzweiligen Abend bei einer Schulveranstaltung erlebt. Mich hat aber noch mehr was anderes interessiert und beeindruckt: sind das Schüler von ihr? Ist das da vorne wohl Sandy? Und da rechts neben mir - eine Lehrerin die ich vom hörensagen kenne oder eine Mutter? Die beiden da links hinter mir sind doch bestimmt aus der 13. Ist das ein Pärchen? Das andere Pärchen tuschelt über mich. Ob ich die lesbige (!) Freundin von Frau S. bin. Die, die sich jetzt auf der Bühne im Zuge des Stückes küssen sollen, hatten die wohl schon mal was miteinander? Spielt das Mädchen behindert oder ist sie es? Welcher ist der Lehrer der das alles inszeniert hat? Und mir gehts an Herz als am Ende alle minutenlang applaudieren, und hier noch ein Danke und da noch ein Blumenstrauß und bei der Verbeugung des Stufen-Players noch das große Gejubel.
Wenn ich sowas erlebe, fühle ich mit, das geht mir richtig nah. Und auf dem Heimweg im Auto schlürfe ich mein Bierchen, qualmen wir den Wagen voll, hören L.Cohen I´m your man und ich überlege, was genau dahinter steckt hinter diesem Gefühl, was ist das, was mein Herzchen bei so Sachen so sehr anfixt?
Nach über zehn Jahren Psychotherapie wird man Profi in sich-selbst-die-treffenden-Fragen-stellen und man hat ungefähr einen Plan, wo man seine Antworten suchen muss, wo in der Tiefe der Seele. Man kennt sich immer besser, immer genauer. Es ist irgendwas mit Leben. Leblos fühlen. Leben, tun die anderen.
Plötzlich fällt mir auf, dass mein Psychologe die Tage doch nciht auf dem Holzweg war als er mich fragte, wer von meinen Eltern sein Leben nicht gelebt hat. Und jetzt tut es mir unendlich leid, dass sie es auch nicht mehr erleben wird.
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Ich mag das, wenn ich nicht verzweifelt weinen muss. Morgen Freitag. Mit Chef zusammen einen wichtigen Termin den ich unvorbereitet wuppen werde. Früh Feierabend machen, aufs Laufband, in die Sauna und dann in die Kneipe zum Fußball. Und nächste Woche darum kümmern, dass die aufhören meine Mutter so krass zu sedieren. Damit ich sie wieder treffen und sie mich wieder sehen kann.
overloaded am 10. Februar 12
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