Freitag, 1. Juni 2012
Burnout at its best. Muss ich bis zum Urlaub wieder auskurieren. Gute Nacht.



Ich habe in meiner Kammer zufällig den Stoffbeutel gefunden, den meine Mutter früher immer nutzte. Sie kennen diese Stoffbeutel die in allen Ecken lauern. Die die man kauft, wenn man keine Tasche dabei hat und ein spontanes Öko-Bedürfnis hat. In unserer Familie gibt es unzählige Stoffbeutel. Sie werden sogar gewaschen, gebügelt und dann gefalten im Schrank in der Küche, im Handschuhfach im Auto und an anderen Stellen deponiert, für den Fall, dass man mal keine Tasche dabei hat.
Meine Mutter ging immer mit ihrer Aktentasche zur Arbeit. Hört sich seltsam an, war aber wirklich eine klassische Aktentasche. Dunkelbraunes Leder von der Nobeltaschenmarke, die nur dieses dunkelbraune Leder verarbeitet. Diese Brücke, Sie wissen schon. Sie hat davon auch eine klassische Handtasche, btw. Geschenke die mein Vater ihr im Laufe der Jahre gemacht hat. Zu Weihnachten, zum Geburtstag. Immer von Feinsten. Mein Vater hat meine Mutter immer vom Feinsten beschenkt. Es waren immer edle Geschenke, Geschenke fürs Leben oder wenigsten von langer Dauer. Ich weiß nicht wie viele Jahre es mittlerweile her ist, dass meine Mutter von der Arbeit kam, fein gekleidet, die edle Aktentasche in der Hand, ums Handgelenk den Stoffbeutel gebunden, irgendwie vollbepackt den Schlüssel in die Tür stecke und reinkam. Ich weiß auch mittlerweile nicht mehr, wie lange es her ist, dass meine Mutter Schmuck trug. Zwei drei Jahre vielleicht. Einiges ging wegen der Krankheit verloren, ein paar Sachen hat mein Vater gerettet. Ich nehme an er rettete den Ehering, der Ehering: schlichter wie es nicht geht, Weißgold, mit Gravur innen. Ich weiß er hat den Brilliantring zur Seite gelegt. Wieder Weißgold, wieder ganz schlicht. Er schenkte ihr ihn mit einem Brillianten, klein, aber besonderer Schliff und bei jeden größeren Anlass in den all den Jahren, entwandte er ihr ihn und ließ einen weiteren Stein einarbeiten. Ich weiß auch, die Perlenohrstecker, kleine Perlen, sind der Krankheit zum Opfer gefallen. Einen anderen Ring hat mein Vater irgendwo mal im Dreck gefunden. Auch relativ schlicht, auch mit Brillis. Er ging mit dem Stück zum Juwelier und erzählte seine alte Tante hätte ihm den Ring überlassen, er können gar nicht einschätzen was das für ein Ring und was das für eingarbeitete Steine wären. Weißgold mit sechs Brillianten. Er ließ aufpolieren und schenke ihn meiner Mutter. Ein weiteres Schmuckstück schenkte mir meine Mutter noch bewusst. Es ist der Ehering ihres Großvaters den mein Vater in eine Brosche verarbeiten ließ. Feine, edle, schlichte Brosche, natürlich in - Sie erraten es! - Weißgold.

Irgendwann in Berlin kaufte meine Mutter im KaDeWe ein. Ich weiß gar nicht ob es das noch gibt. Sie bekam irgendwie diese Stofftasche, schwarz, mit dunekblauen und weißen kleinen Quadraten und von da an war das ihre Stofftasche. Sie trug darin kleine Einkäufe die sie nach der Arbeit machte. Sie mochte die Tasche gerne, da sie kurze Henkel hatte und somit bei ihrer kleinen Körpergröße nicht auf dem Boden schliff und weil sie so schön schlicht war.