Vier Stunden. Vier Stunden hat es heute gedauert, bis meine Mutter auf mich reagierte. Oder in der Lage war, mir eine Reaktion, ein Zeichen zu geben. Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet. Es geht ihr schlecht. Mir wird erzählt, dass sie neulich sagte, sie müsse sterben. Und genau den Eindruck hatte ich heute. Sie ist fertig, sie ist durch. Nichts zaubert ihr mehr ein Lächeln ins Gesicht, auf nichts möchte sie noch reagieren.
Wir planen mit der aktuellen Pflegefrau einen längeren Zeitraum, wie machen wir das mit Weihnachten, ihrem Urlaub, ihre erneute Anreise bei der sie ihren Hund mitbringen möchte und soll, und ich denke mir: was planen wir da überhaupt noch. Wir haben September.
Nach dem Abendessen räumt mein Vater die Küche auf, die liebe Pflegefrau räumt im Garten meine Sachen zusammen, ich gehe näher zu meiner Mutter, nehme sie feste in den Arm, streiche meine Wange über ihre, spreche sie leise flüsternd an, sage: ich kuschel dich noch ein bißchen, ist gut, ja? Sehr gut, antwortet sie.