Samstag, 8. September 2012
Habe mir vom L.Cohen Konzert gestern in M´gladbach berichten lassen. Es war hervorragend und sie hofft es war nicht eins der Letzten. Jetzt in Schleife.

Krass wie manche Menschen noch mit über achtzig fit sind und Konzerte geben, krass wie andere Menschen mit Mitte/Ende sechzig noch Gewichte stemmen wie die Jungs Mitte zwanzig, krass wie wiederum andere mit Ende sechzig noch vier Wochen Urlaub in Griechenland machen um alte Freunde zu treffen, krass wie eine andere Frau mit Anfang sechzig nur noch auf Tod wartet. Und noch krasser, dass da ein Mann von dreißig zwei Straßen weiter genau dasselbe macht. Ausatmen. Durchatmen. Jede Umarmung als Gold wahrnehmen, nicht über Kleinigkeiten aufregen, Leben genießen, Schmerzen nur zulassen, wenn wirklich begründet.



Es geht nochmal um die Hundegeschichte. Mir ging die Sache heute nicht aus dem Kopf. Irgendwo da in meinem Hinterkopf war gestern schon ein kleiner Gedankenstich bzgl. der Auswirkungen auf das Kind. Die Gedanken kamen natürlich in Bierlaune und Mopsbild nicht zum tragen. Ich konnte sie auch nicht konkret fassen. Aber Zweifel und Bedenken hörten nicht auf. Ich beschloss kurzum heute nach dem Sport in der Muckibude die ganze Angelegenheit kurz in die Bierrunde zu werfen. ("Bekannte von mir..."). Ich beschrieb kurz die Familie und das Kind (soweit mir das möglich ist) und erläuterte kurz die ganze Situation. Auch das es schon Vorschläge zum Zerstören des Automats gab etc. Der pensionierte Lehrer lenkte ein. Es folgte ein ausführlicher Gedankenrausch über Kunst uswusf. Ich kann die Argumente jetzt nicht eins zu eins wiedergeben, aber was mir hängengeblieben ist, bzw was ich jetzt gemixt mit meinen Gedanken zu der Sache zusammen fassen kann: den Automaten auszuzahlen wäre nur Schall und Rauch. Es ist nichts anderes als meine Ficks die ich jedes We mitnehmen. Schall und Rauch. Nichts bleibt. Nicht wird dadurch bewegt. Ein Kick für den Augenblick, sonst nichts. Außer ein schaler Nachgeschmack. Eine neue Zahnbürste in der Reihe die bei der nächsten gr Aufräumputzaktion in der Tonne landet. Ein zwei drei weitere Treffen, ein zwei drei Gedankenverschwendungen, Herzverschwendungen, aber nichts von Substanz. Klar, ich bin die einzige in meinem Freundinnenkreis die einen Anfang zwanzig jährigen abschleppt, einen heißen jungen Mann, aber----

Ich schweife ab. In der Bierrunde erläuterte ich den Sachverhalt so, wie ich ihn mir gemerkt hatte. Man müsse auch die anderen Hunde retten, das sei mit den bereits geretteten Hunden auch schon so durchgesprochen. Der Herr Lehrer psychologisierte nicht, was das jetzt zu bedeuten hätte, dass dieses Kind "retten" will. Er hob die ganze Story auf eine andere Ebene. Das ganze Mediokre (ein Wort dass ich übrigens diesen Sommer neu gelernt habe, btw auch prepotent) will schöne Kunst, schöne Bilder die man sich schön in die schönen Zimmer hängen kann. Dazu ist Kunst geworden, absolut mittelschichttauglich. Aber was ist eigentlich noch Kunst? Es soll doch das sein, was einem in sich was auslöst, ein ungewohntes Gefühl. Ich habe irgendwann mal was passendes dazu gelesen, dass Kunst dann ist, wenn es einem in die Magengrube schlägt - ach Mist, ich kann das nicht so wiedergeben, und auch nicht das interessante Gespräch in der Bierrunde zur Hundeproblematik. Das ist das übrigens, dass ich nicht so einen hohen IQ habe, dass meiner sogar unterdurchschnittlich ist --------nun ja! Also um noch mal auf den Punkt zu kommen:

Meiner Meinung nach ist es nicht ok mit dem Kind fünf zehn oder von mir aus auch zwanzig Euro in den Automaten zu stecken um die Hunde zu retten. Als Sowi habe ich natürlich auch direkt einen Gegenvorschlag: mit dem Kind grob durchrechnen wie viel das kosten würde, Geld nehmen, ins Tierheim oder so fahren, das dort spenden. Oder auch Futter für das Geld kaufen und dort spenden oder so. Alles, aber keine Schall und Rauch Aktion.