Dienstag, 16. Oktober 2012
Innerhalb weniger Minuten von einem Extrem in genau das gegensätzliche Extrem gejagt zu werden, ist heftig, haut einen um. Und ich machte mir kurz einen Vorwurf dass ich das selbst verursacht hatte, aber das heftige Gefühl der Gegensätzlichkeit lenkte mich von Selbstvorwürfen ab.

Irgendwie schaffe ich es vor sechs Feierabend zu machen. Jetzt nicht direkt nach Hause fahren, den frühen Feierabend irgendwie nutzen. Ich besuche spontan die Freunde mit den Kindern. Mal ausnahmsweise so früh die Freunde besuchen, dass ich die Kinder noch mitbekomme da sie noch nicht schlafen. Die Freundin freut sich, hängt draußen in der Sackgasse mit den Kindern und der Nachbarin ab, beide umarmen mich herzlich. Die Jungs spielen mit Stöcken und ich gebe mich als Stockprofi aus und probiere beide Stöcke. Das kleine Mädchen auf dem Arm der Freundin ist noch zu klein um mit den Jungs mit den Stöcken zu spielen aber sie traut sich endlich mich anzulächeln und begutachtet mich genaustens. Schließlich gehen wir rein, ich verspreche dem kleinen Jungen noch den Stock da vorne an der Treppe zu verstecken, für morgen. Selbstverständlich handelt es sich um einen besonderen Stock. Während die Freundin die Kinder aus- und umzieht räume ich draußen auf, nehme die verschiedenen Getränke mit rein, frage noch wer den Apfel gegessen hat "Die Mama", antwortet der kleinen Mann und stürme drinnen mit den Kindern die Kinderküche. Wir kochen Babybrei für die kleine Schwester und ich habe Probleme der Prinzessin die Hausschuhe anzuziehen. Irgendwann kommt endlich der Papa nach Hause und beide Kinder umstürmen ihn. Ich weiß, er hat mindestens einen solchen Scheißtag wie ich in der Firma hinter sich und ich checke: hier kommt sein Ausgleich. Wir sitzen beim Essen zusammen und der kleine Mann muss unbedingt mit mir den Hähnchenbollen teilen. Vorwurfsvoll sagt er mir, er hätte keine Gabel. "Wir essen heute mit den Fingern", antworten die Eltern, doch ich unterstütze natürlich dass das Kind mit Messer und Gabel essen will und springe auf und besorgen die Gabel. Wir flirten beim Essen ein bißchen rum, sitzen nebeneinander. Ich preise ihm die Kartoffeln an, doch er mag nicht probieren. Muss er laut Eltern auch nicht. Hallo? Ich finde man solle ein Kind dennoch animieren etwas zu probieren. Letztendlich muss ich mir seine Kohlenhydrate reinziehen. (Ich esse keine Kohlenhydrate). Nach dem Essen kommt der Opi spontan vorbei und wir toben auf der Couch. Ich bin ein bißchen aussenstehend, Papi und Opi sind jetzt die Nummern eins. Opi bewirft das kleine Mächen mit Kissen, sie weint nicht, sie lacht, und mir wird klar: sie ist jetzt schon endcool und sie wird noch cooler im Laufe der Jahre, denn sie hat einen großen Bruder. Der Sandmann wirft uns Sand ins Auge und als alle ins Bett gehen, verabschiede ich mich.