Lange lag ich nicht auf der Couch. Die Termine werden seltener, die Krankenkasse sieht nicht ein weiterzuzahlen... Und es ist ok.
Ob die Locken neu seien, fragt er mich lächelnd zur Begrüßung. Nein, die habe ich doch schon seit Sommer, die haben Sie doch schon gesehen, antworte ich. Ja, stimmt....aber jetzt sehen sie noch schöner aus, gibt er zurück. Die Reinigungsfrau heute morgen im Aufzug, die, die kaum Deutsch spricht aber mit der ich dennoch immer einen herzlichen smalltalk führe, sagte das heute morgen auch schon. Überhaupt: was für ein grandioser Start in den Tag heute morgen! Und dabei hatte ich um acht einen unvorbereiteten Termin vor sechzig Leuten, die Präsi dazu hatte ich mir um fünf vor acht kurz angeschaut. Aber lief alles bestens. So langsam checke ich: sowas kann ich, wegen sowas muss ich mir keine Sorgen mache, muss ich mich nicht stressen. Zwischendurch schaute ich heute in den Spiegel und ich hätte beim Anblick kotzen können, aber von kompetenter Seite wurde mir attestiert, dass ich gut aussehe. Zyklusmitte halt. Zeiten in denen ich unendlich stark bin.
Ich fange auf der Couch nicht direkt an zu heulen und wir stellen recht schnell fest: nun ist endlich Zeit zu schauen wie bei mir weitergehen könnte, nun ist endlich Zeit damit wir uns um mich, um mein Leben kümmern zu können. Mit Blick nach vorn. Da waren so viel alte Wunden, da war so viel Trauer, so viel Alltagsfrust....Der Nerd wird kurz zum Thema und er gibt zu, dass er auch dachte, das sei was Besonderes, das passte. Wir lassen das so stehen, lassen den Nerd so stehen. Ich erzähle von dem eloquenten jungen Mann von neulich, den, den ich für schwul hielt und der der Fick des Jahres ist, und ich erzähle von dem Typen, den ich gerade date (Kommen sie eigentlich noch mit? Kann man hier eigentlich noch mitkommen? Das ist aktuell der, den ich durch die Arbeit kenne) und der es irgendwie nicht ist, mal sehen. Er bohrt rum, überlegt mit mir, was das Problem sei und sagt mir ganz direkt, dass ich doch eine attraktive Frau sei und man nochmal schauen müsste, woran das liegt dass ich keinen Partner habe oder gefunden habe. Für was die ganzen jungen Männer stehen, wovor ich Angst habe oder für was die stehen. Dieses Erwachsene, das ist das wovor mir grault. Ich will das Jahr ausklingen lassen, mehr nicht mehr für zwanzigzwölf, ich fühle mich fest auf meinen Füßen stehend. Ja, das nehme er auch so wahr. Wir kommen nicht dazu über meinen kaputten Fuß zu sprechen, aber irgendwie ist das auch gerade kein Thema bei mir. Schiene an und es läuft. Dran gewöhnt. Damit abgefunden. Im Frühling laufe ich wieder. Und bis dahin ist noch Zeit, bis dahin kann der Fuß in Ruhe ausheilen. Passt.
Unendlich stark, erfolgreich, schön - Zyklusmitte halt.
overloaded am 13. November 12
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