Freitag, 5. April 2013
Gar nicht mal ganz so tief im Inneren war mir klar, dass es in einem Desaster enden wird, wenn ich jetzt meinen Vater anrufe und ihm von dem Jobangebot erzähle. Ich redete mir zurecht, dass ich ihn jetzt aber dringend anrufen muss um noch was für seinen runden Geb am We abzusprechen. Interessanterweise legte ich direkt los mit: die haben mir eine Stelle da-und-da angeboten. Und dann ging es los. Eine gute dreiviertel Stunde ein Auslassen darüber, dass das ja keine Option ist, dass ich ganz klar sagen müsste, dass ich das-und-das Gehalt will uswusf. Ich mag das jetzt gar nicht alles aufzählen. Ein großes Ausschweifen darüber, wie ich mich jetzt verhalten müsse und was ich sagen und einfordern müsse. Alles völlig unrealistisch. Nein, das ist alles ganz normal, weist er mich zurecht. Väter, omg. Ich kann es ihm nicht recht machen. Immer wieder diese extrem hohen Erwartungen. Seit heute Nachmittag kämpfte ich mit den Tränen, wusste kaum die späten Termine durchzuziehen (natürlich! dennoch eins a gemeistert) und auf den Autobahnen versuchte ich mich selbst zu coachen und zu therapieren, fragte mich schließlich woher dieses schlechte, traurige, unzureichende Gefühl kommt. Die Antwort war schnell gefunden. Dieses sich abmühen, sich den Arsch aufreißen, dieses alles geben und am Ende kommt nichts bei rum, keine Wertschätzung, keine Honorierung. Das kenne ich zu genüge aus meiner Rolle in meiner Familie. Und die Firma zieht das gleiche mit mir ab. Ich überlegte weiter, dass ich nicht blockieren darf, dass ich handlungsfähig bleiben muss, auch wenn da gerade ein ganz altes, vertrautes Gefühl bei mir angezapft wird. Schließlich fahre ich rechts ran und rufe den Lieblingskollegen an. Ich kenne ihn so verdammt gut, habe ihn so sehr durchschaut und ich weiß, umgekehrt ist es genauso. Er ist intelligent. Wir gehen Vor- und Nachteile durch. Punkt für Punkt. Ich nenne meine Wünsche, Ziele etc. (Dinge, die er nie erreichen wird, er wird nie eine Führungsposition erhalten, weiß er auch, und peilt das deswegen auch nicht an, er hat andere, weniger Erwartungen vom Leben als ich, weiß er genauso) und er versteht mich. Er führt meine Gefühle an. Wie sich das für mich anfühlt. Am Ende frage ich ihn, wie er das fände wenn wir wieder eins zu eins zusammenarbeiten würden. Er fände es klasse, sagt er ohne zu zögern. Weil er weiß dass ich verdammt gut bin. Ja, und wenn gerade nicht die bösen Hormone regieren, ist es auch ganz nett mit mir, was?, füge ich zwinkernd ein. Und er sieht mein Zwinkern durchs Telefon.