Donnerstag, 6. November 2014
Gestern war mein Vater mit der Dicken seiner Freundin bei mir zu Besuch. Und es war gut.

Sie war zum ersten Mal in meiner Wohnung. Mein Vater und ich mussten noch was besprechen, unterschreiben, Geld übergeben wegen Autokauf etc. Wir hatten verschiedene Terminoptionen und ich favorisierten dann den Termin, an dem sie mitkommen würde. Ich hatte entsprechende Getränke kaltgestellt. Wir begrüßen uns herzlich. Ich bedanke mich für ihr kommen, hätte ich doch dadurch einen Anreiz gehabt aufzuräumen. Wir lachen. Wir reden auf französisch. Das wäre nicht nötig gewesen und sie können mir sowas nicht versprechen. Doch!, ich solle sie doch mal besuchen, dann würde auch sie aufräumen!, wurf mein Vater ein. Ich nehme an bei ihr ist es chaotischer als bei mir, denn bei ihr ist es nicht nur unordenlich, sonder auch dreckig. Ich habe schon gesehen wie sie vor einem Urlaub die Bäder (in meinem Elternhaus) hinterlässt und als mein Vater mal bei ihrer Tochter kurz zu Besuche war, ekelte er sich vor ihrem Klo, und das soll bei einem Mann schon was heißen....
Nun denn. Sie waren beide hier und es war wirklich nett. Ich bin der letzte Mensch der noch zu Hause raucht!, lud ich sie ein zusammen zu rauchen. Gemütlich bei dir, sagte sie authentisch. Wir regelten Papiere, quatschten, rauchten (also sie und ich, mein Vater raucht seit vierzig Jahren nicht mehr), tranken Bier. Sie konnte noch ein paar Infos für die schwangere Lieblingsfreundin durchgeben (weiß sie von Dienstwegen her, wie man was rechtlich regeln kann vor Geburt wenn man nicht verheiratet ist usw) und so weiter und so fort. Es war gut. Sie blieben nicht zu lange, genau richtig, ein Stündchen vielleicht.

Was soll ich machen? Ich finde ich händel das gut, das, was ich nicht ändern kann. Und sie ist in Ordnung. Sie ist jetzt vielleicht nicht unbedingt mein Fall, aber sie ist ein Mensch, der einfach in Ordnung ist. So ist es ist halt.



Mein erstes Mal
Tobi begrüßt mich flirtend. Ich bin gerädert, gestresst und aufgeregt. Zuerst solle ich am besten die Unterlagen und Schlüssel von meinem alten Wagen vorlegen. Ein kleiner Stich ging durch mein Herz - ich muss noch eine Tasche aus dem Auto rausholen!, versuchte ich den Moment der Übergabe zu verzögern. Mit Tobis strahlendem Lächeln ging es dann aber auch direkt weiter, dieses und jenes und Unterlagen und Erläuterungen wie: "Der Spoiler ist sogar eingetragen!" Ich schaue verstört drein. "Wenn Sie deswegen mal von der Polizei angehalten werden, werden die fragen ob der da-oder-da eingetragen ist, und Sie können dann sagen: bei beidem!". In dem Moment hätte ich stutzig werden können, merkte mir aber nur, dass die Unterlagen dazu in dem schönen Mäppchen liegen. Fehlt nur noch eins!, sagte er probiert unleuchtend, Das Geld! (Ich sah natürlich sein probiertes nicht-leuchten - mit Sicherheit ist er zurzeit Chefs Liebling. Der Wagen stand keine zehn Tage auf dem Hof und er hat ihn zu einem guten Preis verkauft. Und wie geht das im Vertrieb? Ich weiß es doch noch genau: zuerst Tinte und der Deal ist erst dann abgeschlossen, wenn auch wirklich die Scheine vorliegen.) Wie obercool ich kommentarlos in meine Jackentasche griff und einen dicken Stapel dicker Scheine auf den Tisch legte, als wäre das Portokasse für mich. Nun war er etwas überrascht. Nehme an er dachte ich hätte das Geld in meiner hochwertigen Handtasche oder in meiner (geerbten...) Aktentasche die jetzt das Laptop beherbergt. Es ist die alte Aktentasche meiner Mutter, ein wirklich sehr edles Stück, ich schrieb glaube ich mal darüber, in Zusammenhang mit dem dazu passenden Portemonai - das habe ich übrigens neulich in Betrieb genommen weil mein Altes (Geschenk meiner Mutter) nun doch auseinander fiel. Die Tasche hatte sie mir noch bewusst geschenkt/übergeben/weitergegeben als sie aufhörte zu arbeiten und ich im Saftladen anfing. Mir ist heute übrigens nochmal klar geworden, dass meine Mutter genau den selben Wagen gekauft hätte. Da bin ich mir sehr sicher. Sie konnte sehr gut Autos kaufen. Irgendwie hatte sie Ahnung von Autos. So wie sie von einigen Dingen einfach Ahnung hatte. Bundesliga zum Beispiel. Und auf bei Pferderennen wusste sie, auf welchen Stall man setzen musste. Und sie setzte ihr Geld, mein Vater seins, sie gewann mal eben einiges, mein Vater nichts und irgendwie war das so auch klar. Mein Vater dann in leicht zerknirschter Stimmung, sie in Gewinnerlaune und letzten Endes profitierten alle davon.
Ich bin traurig, dass ich sie heute nicht zur ersten Fahrt abholen konnte.

Was ich eigentlich schreiben wollte, also:
Der Deal war abgeschlossen und er wolle eben das Geld wegbringen und dann können wir uns ja draußen am Auto treffen - hätte ich ja wahrscheinlich schon gesehen dass der Wagen da vorne steht. Nö. Echt nicht?? Nee.....(Ich weiß gar nicht mehr genau wie der aussieht, denke ich, verkneife mir die Aussage aber und konzentriere mich auf das abgemachte Nummernschild.). Ich gehe erst mal zum Klo. Habe ich doch hier (oder auf der alten Seite) irgendwann mal den Tipp (ich weiß nicht mehr von wem) bekommen, dass man sich im Notfall ja jederzeit mal eben kurz auf der Toilette einschließeen kann (war damals für Notfälle in dem Saftladen empfholen) und das mache ich jetzt immer wenn ich das Gefühl habe, ich müsse mal eben ein paar Minuten für mich sein um einen klaren Kopf behalten zu können oder so. Außerdem können Frauen immer aufs Klo gehen, Frauen müssen eigentlich immer. Oder vielmehr: können immer. Danach bin ich nach draußen gegangen und da stand er: der für mich gefühlte Porsche. Der Wagen besteht gefühlt nur aus Spoiler!!! Noch ein kurzes blabla und Erklärungen (wo geht das Licht an?) und dann fahre ich vom Hof. Und dann fahr ich auf die Hauptstraße. Und dann fahre ich und lache laut und sage laut: C.O., was für ne geile Proletenkarre hast du dir denn da angeschafft!!!!!!!!! An der ersten Ampel stelle ich den Sitz besser ein, so dass ich wie im alten Kombi schön relaxt hänge und als ich nach einer dreiviertel Stunde in meiner Stadt ankomme habe ich schon längt gespürt: der Wagen ist mindestens genauso cool wie der alte, wenn nicht sogar noch besser, noch passender, noch mehr meins. Ja, mein wirklich erstes Auto.

Sie lasen aus "Carlie Overloaded - alles zu viel", Kapitel x: "Mein erstes Mal ein Auto zu kaufen"