Montag, 6. Mai 2013
Ich bin heute gelaufen als wäre früher. Ich lief einfach. Kilometer für Kilometer. Kein Ende. Ich lief einfach immer weiter. Mein Körper sah gar kein Problem darin, mein Kopf staunte skeptisch. Aber die muskulösen Beine liefen, als seien sie dankbar für die extrem coole neue kurze Sporthose in der sie zur Geltung kommen konnte und frei waren. Und die Brust- und Armmuskeln waren dankbar für dieses Auslaufen nach dem harten Training in den letzten Tagen. Die Bauchmuskeln freuten sich mal anders eingesetzt zu werden und der rechte, vor ein paar Monaten noch so schwer verwundete Fuß startete lachend ein Wettrennen mit dem linken Fuß. Die Knie wussten dann auch nichts schlechtes mehr hinzuzufügen - beugten sich dem Rest des Körpers und machten dann einfach mit. Trapp trapp trapp. Knappe zehn Kilometer. Ich wäre noch weiter gelaufen, aber dem Kopf kam das dann doch irgendwann alles zu spanisch vor.
Spanisch - Stichwort - Urlaub. Hostel an der schönsten Laufstrecke der Welt. Zwischen Strand und Dünen. Kilometer für Kilometer. Ich, in vier Wochen.



Montag, 6. Mai 2013
Ja, doch, es geht mir besser. Ich schnauzte meinen Vater heute morgen an als er anrief. Er erzählte mir was von Bewerbung heute unbedingt schreiben, dass sei jetzt Prio eins, ich müsse was erreichen. Ich schrie ihn spontan an. Er solle aufhören mir Druck zu machen von wegen was erreichen. Ich sei fertig, ein psychisches Wrack. Und nein, ich muss heute keine Bewerbung schreiben, ich muss heute die Sonne genießen, Sport machen, die Freundin (die mit den kl Kindern) treffen und Abschalten und Kraft tanken. Er dachte einfach ich sei nur so fertig wegen dem Scheißjob und dem Saftladen. Irgendwie süß wie er nur das bei mir als Problem sieht. Ich sagte ihm klipp und klar dass das alles nicht spurlos an mir vorbeigeht, mit Mama, und auch was mit meiner Schwester abgeht und überhaupt alles was in den letzten zwanzig Jahren in dieser Familie abgegangen sei. Früher hätte er gesagt, dass ich dann halt selber sehen müsse was jetzt gerade Priorität hat und hätte aufgelegt. Heute ruderte er intererssanteweise zurück. Ach so, sagte er, ja stimmt, die Bewerbung kannst du ja noch in den nächsten Tagen schreiben...ich rief an um zu fragen ob du heute kommst, aber dann mach mal lieber Sport mit A. und später in der Muckibude und dann noch Sauna und so...dann erhole dich mal lieber....Und er sagte es ohne Unterton, er meinte es ernst. Und das tat gut. So fuhr ich nach drei Stunden Sport nicht in die Sauna sondern zu meinen Eltern. Meine Mutter hat die Hü*fte ausge*renkt und kommt morgen ins Krankenhaus. Schmerzen hat sie anscheinend nicht. Sie werden die Hü*fte wohl unter Narko*se wieder einr*enken, was weiß ich, aber gut ist das alles nicht. Meine arme Mama.

Ich habe heute mit der Freundin (die mit den kl Kindern) Sport gemacht. Wir hatten das schon im Winter überlegt, dass ich ja einfach abends nach der Arbeit vorbeikommen könnte und wir in ihrem Garten zusammen Sport machen. Nach zwei Kindern und ein bißchen hängen lassen ist sie nun weit entfernt von fit (und normalgewichtig). Als sie mich gestern fragte ob wir heute mittag damit starten sollen, habe ich direkt zugesagt. Ich weiß seit heute auch dass ich weit entfernt von Fitne*sscoach bin - das ist gar nicht so einfach da eine Übung nach der nächsten für jmd anderen anzusagen! Wir haben es dennoch geschafft eine Stunde auf Touren zu kommen und es war oberwitzig. Der kleine Sohn machte mit - so endgeil so ein dreijähriger der Situps und Liegestützen versucht! Wir hatten richtig Spaß. Später in der Muckibude war es leer - klar bei dem Wetter. Dennoch bekam ich Hilfe, einen Energieriegel, eine Umarmung und es war schön. Es ist einfach meine Oase geworden. Mit meiner neuen Shorts fühlte ich mich gleich nochmal um Längen stärker. Sie ist wie für mich gemacht.

Ich habe eben Urlaub gebucht. Ich habe es jetzt einfach getan. Und es ist gut. Es ist gut gerade. Es kommt der Sommer, es kommt der Stellenwechsel, es kommt Urlaub, es kommen Festivals, mir gehts gut (bis zum nächsten pms).



Sonntag, 5. Mai 2013
In Schleife seit einigen Tagen: Razorlight wire to wire.



Honigdusche
Habe lange nicht mit Überschriften oder Titeln geschrieben. Es kam mir irgendwann so einengend vor. Und generell kann man beobachten: es geht der Trend zum titellosen. Nun denn, die Honigdusche steht heute dennoch recht gut da.

Ich erinnere mich noch sehr gut an die erste Beerdigung in meinem Leben, die ich bewusst erlebte oder vielmehr: von der ich was mitgenommen habe. Es war die zweite Beerdigung die ich erlebte. Die Erste soll jetzt aber auch erwähnt sein, es war die Uroma. Ich hatte eine Uroma. Die Uroma war die Mutter von meinem Opa, mütterlicherseits. Ich erlebte die Uroma als Kind noch richtig mit, sie lebte eben bei Oma und Opa. Sie war uralt. Als Uroma (so nannten wir Kinder sie auch) machte sie jetzt nicht mehr viel her für uns, sie war einfach alt und war einfach immer dabei. Sie hatte immer Kekse und Schokolade. Sie hörte schlecht und sprach auch nciht viel. Als Kind fühlte ich mich nicht eng verbunden mit ihr - sie war halt einfach da. Oma und Opa waren aber fast immer in der Nähe. Die Uroma war aber für meine Mutter die Oma. Sowohl meine Mutter wie ich kamen in den Genuss von viel Großeltern. Und diese Oma meiner Mutter schenkte meiner Mutter beispielsweise zur Hochzeit ein Geschirr, welches seit einigen Jahren im moma ausgestellt wird. Es ist schwarz-weiß, eine Mischung aus schlicht und extravagant. Es ist "das richtig gute Geschirr" in meinem Elternhaus. Ich kenne die Erzählungen von meiner Mutter und von meinem Vater (getrennt) wie es damals war, als sie mit dieser Oma in die Stadt fuhren, in das entsprechende Porzellangeschäft gingen und ihr das Geschirr zeigten. Sie fand es irgendwie seltsam - das soll es sein??, nun gut, sie öffnete ihre Handtasche in der das viele Geld so lose lag, legte die vielen Scheine auf den Tisch und zog alleine weiter. Diese Frau ging gern in die Stadt. Die andere Oma meiner Mutter war da gnaz anders. Sie kam als Karrierefrau aus Danzig und belächelte diese Stadt: das soll eine Stadt sein?? Wo ist der Hafen?? Wo sind die großen Kaufhäuser, wo sind die Boutiquen?? Sie kannte nur Weltstadt. Sie war gelernte Schneiderin und ging bis zum Ende stets mit Handschuhen raus. Eine feine Frau. Eine wirklich feine Frau. Und gebildet. Ein totaler Kontrast zu der eben beschriebenen Frau. Ich glaube die Uroma konnte nichtmals richtig schreiben.
Jedenfalls! erinnere ich mich sehr gut an die Beerdigung von meinem Opa, dieser ältestes Sohn von eben dieser Frau, die vllt nichtmals schreiben konnte, die im Dorf aufwuchs und auch nur dieses Dorf kannte, dieser Mann der meine Oma heiratete, eine Tochter aus einem auch einfachen aber dabei sehr gebildeten und weltoffenen Haushalt. Auf der Beerdigung meines Opas hörte ich zum ersten Mal bewusst, dass es für alles eine Zeit gibt. Der Pastor las den ganzen Text gut und langsam vor, ich konnte dabei mitdenken. Es gibt für alles eine Zeit. Auch wenn ich wirklich katholisch erzogen bin, kann ich den Text jetzt nicht mehr auswendig, aber was hängen geblieben ist, ist eben dies, dass es eine Zeit für Freude und eine Zeit für Tränen gibt, dass es stets bergauf und bergab geht, dass es Phasen gibt. Phasen, das ist mein Stichwort. Nicht alles ist scheiße, sondern es gibt Scheißphasen und es gibt gute Phasen.

Und ich habe in den letzten Monaten nochmal genau gelernt: auch in den Scheißphasen kann man Ressourchen aufspüren. Heute war Abschluss der Weiterbildung und ich schäme mich fast für den niedrigen Preis - das Ding war so gut, dafür hätte ich auch mehr gezahlt. (tbc)