Donnerstag, 23. Mai 2013
Dass ich wieder laufen kann, ist sehr gut. Ich laufe einfach wieder jeden Abend. Komme von der Arbeit nach Hause, lege Handtasche, Jacke, Schmuck ab, gehe einmal durch die Wohnung, ziehe mich um, laufe los. Es wird wieder Routine. Und dann laufe ich, trapp trapp trapp, erst vorsichtig die Straße runter, den langen Parkplatz entlang, dann auf die neue Trasse, vorsicht vor dem ein oder anderen Hund! am besten immer die Herrchen genau anschauen, dann kann man sofort einschätzen ob das ein Hund ist der angreift oder nicht, die Straße überqueren, trapp trapp weiter auf der Trasse, durch die Wohnsiedlung hier in der Nähe die ich kaum kenne, die große Hauptstraße überqueren, ein Stück alten Schulweg entlang, an der alten Schulen die nun neu gebaut wurde vorbei, durch den Park, wieder auf die Trasse aber jetzt in die andere Richtung, durch den neuen Tunnel, trapp trapp trapp, Trasse Trasse Trasse, durch eine Wohnsiedlung, am Ende den steilen Berg mit gleichbleibendem Tempo hoch, nur vor die Füße schauen, nicht nach oben auf den Berg, nciht mehr können und weiter die leichte Ansteigung, an den großen Sporthallen vorbei, zur Hauptstraße, schon fast auf der Zielgeraden und dann kurz vor meiner Straße die Überlegung: noch so eine Runde? Noch ein paar Wochen und ich bin soweit.



Donnerstag, 23. Mai 2013
Heute neu entdeckt und in Scheife: angus stones - wooden chairs

....in your fathers tears, an all your mothers pains....



Vom du und sie
Der Inhalt des Folgenden eignet sich eigentlich bestens, um mal einen ordentlichen, guten Text zu schreiben, aber nun gut, ich schreibe runter, die guten Texte gehören den anderen. Es sei ihnen gegönnt.
Gerade an der Tanke beim Zigarettenholen stellte ich etwas besonderes fest: der Herr Verkäufer siezte mich, obwohl ich an dieser Stelle ein du angebracht finde.
Ich duze ungern. Ich habe von meinen Eltern siezen gelernt und auch in dem Saftladen, in dem ich nun schon seit sechs Jahren arbeite, siezt man in erster Linie. In den Jobs vorher war ab der ersten Minuten stets alles beim Du. Und es war auch nicht besser. Ich mag siezen. Es hat was von Abstand, es hat was von Respekt. Mittlerweile, im Laufe der Jahre, musste sich in dem Saftladen das ein oder andere Du ergeben, aber mit meinen engsten Verbündeten bin ich doch per Sie. Und das gegenseitige Vertrauen ist unglaublich. Ich duze mich mit einer Frau aus der allerobersten Etage, sie bot es mir irgendwann an. Sie ist lesbig (!). Lesbige Frauen mögen mich, wahrscheinlich weil ich nie genau preisgebe, wo ich hingehöre. (Noch Sonntagnacht wurde ich in einem Club angesprochen, ob ich lesisch sei. Ich mag sowas.) Diese Frau von da oben kennt mich aber auch schon seit meiner ersten Stunde in dem Saftladen und weiß vllt auch einfach über meine Kompetenzen. Wir sind einfach irgendwie unausgesprochen dicke, sprich: vertraut. Ich habe im Laufe der Jahre einfach festgestellt, dass ein Du oder ein Sie nichts aber auch rein gar nichts über die Beziehung, das Vertrauenverhältnis aussagt. Und der Kreis derer, mit denen ich mich duze und dabei ein großes Vertrauensverhältnis pflege, ist extrem klein im Gegensatz zu denen, mit denen ich mich sieze.
Im ersten Kontakt sieze ich jeden und ich habe festgestellt, dass ich sogar Kneipenbekanntschaften erst mal sieze. Es sei denn sie könnten meine Söhne sein. Obwohl...fast sogar dann....Dabei fällt mir btw ein, dass es wohl schon recht gut ist, dass ich seit diesem Jahr aufgehört habe, irgendwas für eine Nacht aufzureißen. Meine Güte - es fehlt nicht viel und das könnten meine Söhne sein!!
Ich habe das Siezen also zu Hause gelernt. Ich gehöre noch zu der Generation in der man die Eltern der (Kindergarten- oder Schul)Freunde siezte. Ich beobachte, dass das heutzutage ganz anders gehandhabt wird. Und ich frage mich wie das bei mir mal wird, wenn ich noch Mutter werden sollte. Ich werde doch nicht jede andere Kindergartenmutti einfach so duzen! Ich habe auch beobachtet, dass ich alte Freunde meiner Eltern wie gelernt sieze und diese nun ankommen und mir sagen, dass ich doch bitte du sagen solle, man kenne sich doch schon ewig. Das fühlt sich jetzt wie ok....ich meine, es kommen eh nur noch die Freunde meiner Eltern vorbei, die wirkliche Freunde sind...einige mögen nicht mehr kommen, seitdem meine Mutter so schwer erkrankt ist....

Jedenfalls! siezte mich der Verkäufer an der Tanke eben und ich finde eben wir sind längst beim du. Aus meiner Sicht arbeitet er dort, seitdem ich hier wohne, und das sind mittlerweile elf Jahre. Er kennt alles von mir. Den Ex, ein paar andere Typen, mich völlig fertig nach der Arbeit, mich in Laufshorts, mich im Ausgehlook, mich völlig betrunken - er kennt mich einfach. Mit meiner eckarte stimmte vorhin irgendwas nicht, irgendein Verbindungsfehler oder so (meine Karte sind stets gedeckt, aber das ahnt der aufmerksame Leser gewiss) und wir mussten kurz die Karte nochmal einstecken und dann war irgendwas mit Unterschrift und so. Zuerst fragte er einfach nur zur Begrüßung ob ich die Maxibigbox nehme und fragte dann nochmal, ob das denn mit dem Laufen zusammen klar gehen würde (wir grüßten uns kurz zu als ich den Endspurt meines gr Laufen entgegenrannte), und ich antwortete, dass ich ja genau deswegen so viel laufen würde. Als es dann Zahlungskomplikationen mit der Karte gab, siezte er mich ganz professionell. Dann kam mein neuer Tanke-Schatz Julian dazu! (Bei einem ordentlichen, vorbereiteten Text hätte ich das jetzt verlinkt - der treue Leser erinnert sich sicherlich an den Süßen, der erst ncoh stotterte). Er zwinkerte mit einem Lächeln ein Hi dazu. Jedenfalls hätte der andere, der alte Tankejunge, mich heute einfach duzen können.

Ach man, im nächsten Leben schreibe ich schöne Texte. Auch über du und sie.



Wahrscheinlich bin ich einfach die geborene Läuferin. Nachdem dass jetzt so gut klappte mit dem neu gelernten Laufstil, musste ich das heute wieder ausprobieren, völlig fertig, völlig regelschmerzig. Und, was soll ich sagen: es läuft. Ich kann es wieder. Ich kann wieder einfach eine Stunde laufen. Im Urlaub werde ich es weiter ausprobieren, mal sehen ob ich auch wieder einfach knapp zwanzig km laufen kann. Also jetzt nicht so richtig einfach, schon mit kämpfen, aber ob es noch klappt, so wie früher, immer sonntags. Ob es klappt ohne Schmerzen. Ich freue mich drauf.



Heute habe ich es zum ersten Mal ganz deutlich gespürt, so sehr, dass ich meine im Hinterkopf zurechtgelegte Verhandlungspredigt nicht ausholte, weil ich Angst hatte, dass er anfängt zu weinen: ich habe Mitleid mit meinem Chef. Er tut mir einfach leid. Er hat nichts mehr im Griff. Und ich bin diejenige die das nicht nur sieht, sondern ihm auch sagt. hm (tbc)



Dienstag, 21. Mai 2013
Es ist schon wieder soweit: alles zu viel. Viel zu viel.

Ich habe die Bewerbung endlich noch abgeschickt und jetzt habe ich fast Angst die Stelle zu bekommen. Ich müsste großartig pendeln oder doch umziehen.

Samstag abend war ich auf einer Party. Es war schön, ich habe nette Leute getroffen und mich wirklich gut unterhalten können. Da waren vielleicht zwanzig Leute. Alle verheiratet, die meisten mit Kindern. Ich traf jemanden von früher, der kleine Bruder von meiner besten Freundin als ich fünfzehn war. Er hat eine sympathische Frau und ein süßes Kind. Nachdem er mich vorgestellt hatte, schaute er suchend um mich herum und fragte nach meiner Familie.

Ich habe den Typen aus der Muckibude (hier schon mal erwähnt) Samstag beim Sport und Sonntag per Zufall getroffen. In der Sauna nackt oder beim Sport kommt er anders rüber als auf dem Weg zu einer Party. Ist ein netter Kerl, keine Frage, auch freundlich und höflich, aber das ist nix und wird auch nix.

Nach der Besprechung heute wurde ich schlagartig depri. Alles so hohl. Alles so ungerecht. Alles so hinterfotzig. Jetzt endlich zu Hause fließen die Tränen die ich seit heute mittag unterdrücke. Und es fühlt sich alles so aussichtslos an. Ich fühle mich so wrackig. So sehr seelisch kaputt, dass es zu anstrengend ist, den Blick so zu drehen, dass alles nicht so schwarz oder grau in grau aussieht. Die Angst nie mehr jobtechnisch glücklich zu werden. Ich erwarte vielleicht einfach zu viel. Aber ich kann das auch nicht abstellen. Vielleicht gibt es gar keine Stelle mit Wertschätzung. Vielleicht bin ich einfach zu sehr kaputt für Berufsleben. Das sind bestimmt diese Anpassungsstörungen, die immer auf meiner Überweisung zur Therapie standen.
Dazu gehört bestimmt auch, dass ich alleine und wahrscheinlich gar nicht mehr beziehungsfähig bin. Ich war Sonntag zufällig letzten Endes auf der Party des örtlichen Fuballvereins gelandet, also in dem Club, in dem die Spieler den Nicht-Abstieg feierten. Es war so halb geschlossene Gesellschaft. Der kleine Raum war voller junger hübscher Männer. Ich habe nicht mals versucht zu flirten. Ich habe einfach nur getanzt ohne nach links und rechts zu schauen. Ich bin so zahm geworden, male mir aus, dass es Pluspunkte auf dem Karmakonto gibt wenn ich nichts mehr für eine Nacht aufreiße. Habe ich auch dieses Jahr noch nicht gemacht. Aber eigentlich ändert das auch nichts.
Ich freue mich auf den Urlaub, aber ich traue mich schon fast gar nicht mehr mich zu sehr zu freuen, die Wahrscheinlichkeit dass auch das ohne Highlights an mir vorbeizieht rechnet sich gerade so hoch.

Ich kann das alles gerade nichtmals unter pms abhaken. Das fiel dieses Mal aus.