Wow, so gut habe ich mich lange nicht gefühlt. Ich bin so gut drauf, das ist unglaublich. Und es macht so einen Spaß! Partyabend. Ich erinnere mich, wie mal eine ältere Dame zu mir sagte: alles was man zu zweit machen kann, kann man auch alleine machen. Das war damals, mittlerweile zehn oder elf Jahre her, als ich in einer Psychokur war und mich danach von dem, mit dem ich zusammenlebte trennte. Lange Story, bestimmt schon mal was von aufgeschrieben, jedenfalls heulte ich der alten Dame damals einen vor, dass ich schon weiß, dass ich aus dieser Beziehung raus muss, aber Angst davor habe, dann alleine zu sein, alles alleine machen zu müssen. Und da schaute sie mich an (sie war wirklich alt, zweimal verwitwet oder so) und sagte halt, dass man eben auch alles alleine machen kann, und dann ja auch noch Freunde hat.
Jedenfalls mache ich mir gerade alleine einen wunderschönen Abend. Die Musik ist voll aufgedreht, das Bier ist gut gekühlt und ich genieße mich einfach. Tanze durch die Wohnung, setze mich hin, höre ein Lied, spring wieder auf, habe Lust auf Sex, lege mich kurz ins Bett, rauche, drehe die Musik nochmal lauter auf und bin einfach nur gut drauf. Der Tag fing aber auch einfach so gut an! Ich hatte mir vorgenommen vor der Arbeit laufen zu gehen, als dann der Wecker in der Früh klingelte, wollte ich den Plan dann doch verwerfen, musste aber dringend zur Toilette, blieb dann einfach auf, Tee, Kaffee, rein in die Schuhe und knappe zehn km abgelaufen. Wie geil. Dann noch Zeit gehabt um in aller Ruhe zu frühstücken. Den ganzen Tag fühlte ich mich topfit und schlank und durchtrainiert. Beim rausgehen fand ich mich zu casual angezogen und überlegte wie ich das Outfit professionalisieren könnte. Da sah ich den alten Lieblingsblazer der Lieblingsfreundin den sie ausrangiert hat, weil sie ihn nicht mehr an sich sehen kann (ein Edelteilchen, btw.). Anprobiert, top, los zu Arbeit. Wow, ich sah klasse aus. Ab jetzt mein neues Lieblingsteil. Chef fands auch sehr gut (natürlich). Zu Hause dann die Einladung zum Vorstellungsgespräch von der Bewerbung neulich. Seitdem bin ich total aufgekratzt und noch besser drauf.
Sind aber vllt auch nur die letzten guten Hormone, ein letztes Aufbäumen dieser bevor es dann nächste Woche wieder heißt: pms-Weltuntergangsstimmung.
Kann nicht schreiben. Erst war ich mit E-Mails beschäftigt, dann ging mein Internet nicht mehr. Der Alltag will mich einholen. Ich versuche irgendwas aus dem Urlaub, der Erholung, der neuen Kraft festzuhalten. Wenn ich jetzt vom dem neusten Scheiß in der Firma schreibe, schreibe ich mich da nur noch mehr rein, denke ich mich da nur noch mehr rein. Gestern Abend dann ein schlimmer Rückfall, bittere Tränen und Weltuntergangsstimmung. Freunde holten mich da innerhalb einer Stunde wieder raus.
Vorsichtig optimistisch dass alles auf dem richtigen Weg ist.
Die Angst, dass das gute Gefühl einfach nur Zyklusmitte ist.
In meiner Erinnerung hatte ich die besten Sommer in meinem Leben bisher immer, wenn ich durchtrainiert war. Ich schaue auf meinen ausgestreckten Arm, so lang, so zart und so muskulös dabei. Im Hintergrund nach wie vor daftpunk in Schleife. Es fühlt sich alles so gut an. Ich erinnere mich weiter an die früheren Sommer, als ich mich genauso fühlte. Sie scheinen lange her. Ein Blick in den Spiegel der gefällt. Ein Flirt jagt den nächsten. Wie war das noch damals wenn ich so fühlte? Was waren das für Sommer? Jetzt fühlt es sich noch viel bewusster an. Wissender. Dieses, dass alles gut ist und es steil bergauf auf geht, noch besser wird. Dieses Körpergefühl ist unbeschreiblich. Wie viel es doch ausmacht wenn man sich mit sich wohlfühlt! Diese ungeheure Kraft. So wohl als auch.
Und es entsteht ein Plan, sowas wie eine Perspektive. Die weitere Fortbildung geht bis nächstes Jahr September. Und es macht mir Spaß. Vielleicht ist meine Mutter bis dahin gestorben. Bis nächstes Jahr Herbst halte ich es noch locker in dem Saftladen aus, egal wo ich hinversetzt werde oder auch nicht. Es fühlt sich plötzlich alles nicht mehr nach Stillstand sondern nach Perspektive an.
Hast du das Album noch nicht satt gehört, fragt die Freundin (die mit den kl Kindern, kam heute Abend spontan auf ein Bierchen vorbei). - Nein, gar nicht, aber das ist der Moment vor dem ich Angst habe, antworte ich und drehe nochmal voll auf.