Wahrscheinlich war es nur eine Frage der Zeit, vielleicht musste das auch einfach mal passieren, damit ich was ändere: ich hatte eine Al*koholver*giftung. Mittwoch Nacht. Mir gehts immer noch sehr schlecht und ich bin sehr erschrocken und traurig.
Es tut gut mal wieder am Küchentisch zu sitzen. Und zu schreiben.
overloaded am 14. August 13
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Oberklasse: ein schlechtes Gefühl kommt auf, aber da es mir gerade so gut geht, zieht es mich nicht runter. Viel mehr kann ich es jetzt mal in Ruhe betrachten, es mal genau fühlen und überlegen, wo es herkommt.
Auf der Arbeit ist es stressig wie immer, hinzu kommt, dass ich meinen Nachfolger einarbeite und hier und da noch ein paar Projekte übergebe. Es ist alles nach wie vor so aufregend, so krass dass ich den Saftladen für eine so gute Stelle verlasse. Viele andere die gehen, gehen für einen Kompromiss, stellen sich manchmal nichtmals besser. Hauptsache raus, so nach dem Motto. Meine Abschiedsmail ist kurz und bündig, binnen Minuten kommen 20 Mails mit lieben Wünsche zurück.
Vor lauter Stress verspannt mein Rücken, ich schlafe schlecht. Großes Sportprogramm am Wochenende half nicht, so beschloss ich heute spontan in die Sauna zu fahren. War ich lange nicht. Macht man ja im Sommer auch eher weniger. Und es tat so gut! Zweimal Aufguss bei fünfundneunzig Grad, eine Runde schwimmen, eine Runde Massage und ich fühl mich wie neugeboren. Ich sah einen Typen, der mir irgendwie gefiel. Irgendwie gefiel der mir einfach. Wie er erschien, seine Attitüde. Er war auch alleine da (ansonsten viele Männer in Grüppchen, Laufgruppe, Fußballmannschaft etc.). Als ich mich am Ende duschte und abtrocknete und eincremte und meine Sachen zusammensuchte, trafen sich unsere Blicke mehrmals - er war auch am gehen. Draußen vor der Tür auf dem Weg zum Parkplatz lief er plötzlich neben mir. Wir schauten uns an und lächelten, liefen nebeneinander her. Als ich dann auf dem Parkplatz abbiegen musste, schaute ich ihn nochmal lächend an und wünschte ihm einen schönen Abend. Er lächelte zurück und wünschte mir dasgleiche. Ich saß im Auto, fuhr den Parkplatz langsam entlang, sah ihn aber nicht mehr. Fuck fuck fuck.
Und dann eben kam das schlechte Gefühl hoch. So richtig als ich zu Hause ankam. Die Wohnung war schon dunkel, der Sommer geht dem Ende zu, es ist nicht mehr so lange hell. Eine Chance nicht ergriffen. Schon in der Sauna wäre ein netter smalltalk möglich gewesen. Jetzt alleine zurück in meinen einsamen vier Wänden. Mir fällt dieses Gedicht zum Sommerende ein, diese eine Zeile: wer jetzt alleine ist, wird es lange bleiben. So in etwa fühlt sich das irgendwie an. Es ist aber vor allem dieses "Chance nicht ergriffen". Und der Typ fährt irgendwo hin, in sein zu Hause, und ich fahr in mein zu Hause und ich will gar nicht wissen, wie viele für mich potentielle Partner jetzt irgendwo in ihrem zu Hause sitzen, alleine, so wie ich und wir sitzen in unseren vier Wänden und irgendwo draußen, da spielt das Leben. Wenn es mir jetzt nicht so gut gehen würde, oder noch vor ein paar Wochen, würden spätestens jetzt die Tränen fließen und alles würde sich schrecklich anfühlen.
So ist das mit dem Gefühl. Aber mir gehts ja zum Glück gerade gut! Noch vier mal Saftladen, dann nochmal neun Tage Insel, dann neuer Job :-) Ich fühle mich wohl in meinem Körper und liebe meine Freunde. Alles ist gut gerade. Die größte Baustelle ist bearbeitet. Alles weitere wird sich ergeben.
Ich kann mich nicht erinnern wann es mir das letzte Mal so gut ging. Wirklich nicht. Ich überlege zurück...lange zurück...Vielleicht war es am Ende des Grundstudiums, in dem Sommer, der war auch klasse, da fühlte sich auch vieles gut an. Aber jetzt ist das gute Gefühl viel klarer. Wahrscheinlich erlebe ich gerade die beste Zeit meines Lebens. Es ist unendlich heilsam.
overloaded am 14. August 13
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Relativ großer feierlicher Termin für die Firma. Beim ersten Sekt scherzen Chef und ich noch rum, wie viele ich davon mitgemacht habe. Er überschlägt spontan 17, ich denke kurz nach, könnte tatsächlich passen. Beim zweiten Sekt stehen wir alleine rum, stoßen an, schauen uns tief in die Augen und ich sage ihm: es tut mir leid. Ich will sagen, dass er mir leid tut, aber es reicht nur für ein es. Aus tiefsten Herzen seufzt er ein "Mir auch...".
Es waren siebzehn oder achtzehn. Ich erinnere mich nur an highlights. Ich erinnere mich nur daran, was ich gelernt habe. Es geht in den Endspurt. Noch sieben Arbeitstage Saftladen. Mehr und mehr wird mir statt Frust bewusst, was ich dort alles gelernt habe. Es ist so extrem saftladerisch gewesen - ich glaube ich habe alles gelernt was man für das Berufsleben wissen muss. Ich fühle mich gewappnet für alles was noch kommen wird.
Ich kloppe wie der Frau Geschäftsführerin versprochen weiter zehn bis zwölf Stunden Tage. Jetzt noch sieben davon. Ich gebe wie immer mehr als alles. Ich versuche für die nächsten sechs Monate vorzuarbeiten damit die lieben Kollegen nicht völlig untergehen. Noch sieben mal. Danach werde ich einige Jahre keine einzige Überstunde mehr machen müssen. Jede Überminute wird abgefeiert werden wollen. Was für eine Perspektive!
Die Reiseunterlagen kamen eher an, als die Reisebesätigung. Ich habe fast Angst vor dem Urlaub. Vor dem großen Glücksgefühl was mir jetzt schon fast zu viel ist. Und dann noch auf der Trauminsel. Vorgestern beim Psychologen habe ich
dieses Gefühl besprochen, habe es weiter versucht durchzudeklinieren. Letzten Endes kamen wir zu dem Endschluss, dass es gut ist. Oder vielmehr er. Oder ich. Oder so.