Ich war heute auf der Couch. Ich war lange nicht dort. Schon lange bin ich nicht mehr oft dort.
Ich fühle mich einsam.
Ich weiß gar nicht wie ich das aufschreiben soll. Und seit langem fließen mal wieder die Tränen.
Irgendwie ist alles gut geworden. Der neue Job macht mich sehr glücklich. Ich bin nach wie vor sehr traurig wegen meiner Mutter weil es einfach weh tut, aber es ist nicht mehr so dass es eine komplette Weltuntergangsstimmung in mir hervorruft, es fühlt sich viel mehr wie eine angemessene Trauer an; und es ist verdammt traurig. Ich habe wieder einen Überblick über meine Finanzen und es sieht gut aus, hier und da ein paar Bausparverträge die bereit sind zum Ausgeben und auch in Zukunft bin ich gut abgesichert. Ich habe keine Schulden. Da ist ein kleines bißchen Bierbauch aber dennoch malen sich dort großartige Muskeln ab und auch so bin ich fit und durchtrainiert. Meine Wohnung ist nach wie vor klasse und gemütlich, noch neulich sagten Freundinnen dass es bei mir immer so gemütlich sei. Freundinnen, da sind wirklich eine Handvoll richtig gute, ich kann kaum sagen welche davon die beste ist, sie sind alle klasse. Mein Vater und ich verstehen uns bestens. Und als ich meine Mutter neulich mit "Mama?" ansprach, sagte sie direkt "ja?". Es ist alles gut von den Faktoren her, die man selbst beeinflussen kann.
(Ich werde auch nicht verfolgt. Der alte Mann mit dem ich immer am We Sport mache, sagte mal, dass alles ok ist solange man zu Essen auf dem Tisch hat und nicht verfolgt wird. Wir leben hier wahrscheinlich in einer solch krassen ersten Welt dass wir gar nicht darauf kommen dass es ein Problem ist, wenn man verfolgt wird. Seine Mutter kam übrigens aus einer jüdischen Familie und nachdem ihre komplette Familie nach Auschwitzt gebracht wurde, heiratete sie die Nazidorfgröße[tbc])
Jedenfalls ist irgendwie alles gut soweit, wie aufgezählt, und noch dazu kann ich mich über mein Aussehen auch nicht beschweren, ich glaube man bezeichnet mich als hübsch. Von außen betrachtet fände ich mich gut und würde mich fragen, warum ich keine Partner habe. Und jetzt flossen gerade die Tränen weil ich überlege, ob irgendwas nicht ok an mir ist und ich deswegen alleine bin. Es fühlt sich an, als wäre ich Außerirdische, als gäbe es für mich deswegen auch nichts Passendes.
Und mir wird immer mehr klar, dass ich deswegen trinke. Samstag Abend zum Beispiel kam ich gegen elf oder so nach Hause. Ich hatte einen super schönen Abend mit zwei alten Schulfreundinnen, die ich zwei/dreimal im Jahr treffe. Wir kennen uns ewig, kommen aus der selben Siedlung, kennen unsere Familien, die kennen sich ebenfalls usw. Beide haben sich sehr sehr für mich wegen dem neuen Job gefreut. Wir haben gut gegessen, ich habe ein paar Bierchen getrunken, es war schön. Ich lief nach Hause obwohl mir beide angeboten hatten mich zu fahren aber ich habe es nicht so weit von der Innenstadt. Die eine sagte noch, dass sie es unglaublich fände, dass man mir die Biere nicht anmerken würde. Und ich lief gerade weg nach Hause. Ich war müde, nach der Woche und dann noch Weiterbildung und dann noch einem zehn km lauf hätte ich so ins Bett fallen können. Aber als ich zu Hause ankam machte ich dann doch noch ein Bier auf. Und dann saß ich hier in der Küche an meinem Platz. Und schrieb hier. Und noch ein Bier. Und ein letztes habe ich am Tag danach dann weggeschüttet - ähnlich wie ein Kettenraucher der eine anzündet, obwohl da noch eine im Aschenbecher liegt. Ich sitze dann hier abends oder vielmehr nachts alleine und könnte so ins Bett fallen und trinke doch noch weiter, wie ungesättigt. Eine Sehnsucht die noch irgendwie - und dann halt mit Bier - erfüllt werden muss.
Oft bin ich optmistisch und mir sicher, dass auch ich (alle Freundinnen bis auf eine sind mittlerweile liiert) noch einen Partner finden werde, und wenn es für Familie gründen zu spät sein wird, werden wir was anderes machen, Hund oder so. Aber manchmal kommen dann doch Zweifel auf. Und jetzt neu: die Angst dass ich hier ewig alleine wohnen werde und jeden morgen zu dem Job fahre. Die Stelle ist im öffentl Dienst und unbefristet.
Mir fehlt niemand wenn es mir schlecht geht, wenn ich zb wegen meiner Mutter trauere. Mir fehlt in erster Linie jemand wenn ich glücklich bin. Glück nicht (mit)teilen zu können, das ist hart. Das macht mich traurig und führt mich zu den Tränen und dem Gedanken, dass an mir was nicht richtig ist.
Anker setzen.
Die Weiterbildung ist super. Als wir gestern oder vorgestern in der Pause draußen rauchend zusammenstanden, ging es kurz um Alkohol und die eine fragte die andere, ob sie keinen Alkohol trinke. Doch, sie trinke. Ich habe gejubelt - dieses Offenbaren: ich trinke. Sie sagte nicht: doch, ich trinke Akohol, nein, sie sagte direkt: doch, ich trinke.
So viele Leute trinken. Wir trinken einfach. Der eine mehr, der andere weniger. Und manche gar nicht (mehr). Was für eine verbreitete Sucht, was für eine gesellschaftlich tolerierte Droge.
Ich habe heute die vielen Pflanzen die mir auf der Lieblingsinsel als Geschenk mitgegeben wurden, eingepfanzt. Es war sehr gut dass ich dieses Jahr zweimal dort war. Ich zehre immer noch davon. Und wir planen einen Trip am Geb meines Vaters dorthin. Es ist wichtig dass man Anker setzt.
overloaded am 20. Oktober 13
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Ich war irgendwie - aus Versehen natürlich - gestern ziemlich betrunken ins Bett gefallen. Erst mal nachlesen was ich so schrieb...
Der Druck steigt. Habe ich mich dieses Jahr extrem zurückgehalten, waren da dieses Jahr nur zwei Männer mit denen ich intim wurde, habe ich dieses Jahr bewusst ein paar Mal verzichtet, muss ich jetzt feststellen, dass der Druck einfach steigt. So viel alleine einschlafen. So viel alleine im Bett liegen. So wenig Nähe. So viel alleine Aufwachen. Ich könnte genau jetzt eine Taxe nehmen und ich wüsste wo ich heute noch hinfahren müsste um einen aufzureißen. Es reizt. Das Geld für die Taxe, für den Eintritt, für die Drinks, für die Taxe zurück - um es direkt zu sagen: es ist einfach da. Jeans wieder anziehen, Taxe rufen, losfahren, an der Schlange am Eingang vorbeigehen, in den Club von den Türstehern reingewunken werden, dirkt die Tanze stürmen oder vorher noch einen Drink nehmen, eine Runde scannen, tanzen, trinken, Taxe zurück zu mir zahlen, ficken---------------es ist tatsächlich so simple.
Und ich mag nicht. Ich mag diese Ficks des Fickens wegens nicht mehr. Ich wünsche mir verlieben. Ich wünsche mir Zukunft. Und je länger ich darüber nachdenke desto mehr muss ich feststellen: was ich mir wünsche wird immer unrealistischer. Meine Kompromissbereitschaft ist extrem niedrig geworden. Es sollte einfach so passen.
Und der Druck steigt. Einfach mal wieder eine Nacht Nähe. Einfach mal wieder angefasst werden. Einfach mal wieder Nähe spüren. Koste es was es wolle. Eine Runde halte ich noch aus.
Notfalls nehme ich mir für 2014 wieder die Nummer von 2012 vor. Aber bis zu den Vorsätzen fürs neue Jahr bleiben ja noch ein paar Wochen....jetzt einfach nur cool bleiben....neuer Job hat geklappt, jetzt ruhig abwarten dass auch alles andere klappt...
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Ich bin heute heim gegangenvorm aufreißen weil zyklustechnisch ungünstig. Fakt.
overloaded am 20. Oktober 13
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Das ist neu: ich denke mich nicht mehr in irgendwas rein. Ich kann nehmen was so kommt, manches stimmt mich fröhlich, manches stimmt mich traurig. Und nichts gewinnt Überhand. Das fühlt sicht gut an.
overloaded am 17. Oktober 13
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Der neue Job ist nach wie vor klasse und mir geht es gut. Ich fahre gerne morgens dorthin und ich arbeite gut und es macht Spaß. Das Kollegium ist klasse. Es tut unheimlich gut Arbeit nicht als Belastung und größten Energieräuber zu erleben. Ich fühle mich wie neugeboren, ein neues Leben. Ich muss mich erst mal daran gewöhnen. Ich könnte Stories erzählen was für tolle Sache dort abgehen, aber wahrscheinlich bin ich schon zu sehr daran gewöhnt nur Kummer runterzuschreiben...
pms ist im Anmarsch und ich habe mich heute in zufriedener Stimmung auf dem Rückweg noch gefragt, wie sich das dann jetzt wohl äußern wird. Ich war nach der Arbeit laufen, ein paar Klimmzüge, ein paar situps usw. Herrlich. Danach habe ich eine neue Häkelarbeit erneut aufgenommen (versuche mich seit einer Woche an einem neuen Muster...) und dann gerade kam doch was hoch was mich sehr traurig stimmte. Ich hatte eine Heulerei wegen Singledasein erwartet und dass ich bald wirklich Mitte dreißig werde schwirrt eh die ganze Zeit in meinem Hinterkopf rum, aber irgendwie ist der Schritt-für-Schritt-Gedanke dann doch stärker und jetzt ist erst mal Baustelle Nr eins aka Job positiv geändert und dann wird das nächste Gute auch bald kommen. Ich bin mir fast ziemlich sicher.
Meine Mutter. Es tut einfach weh. Es hört nicht auf. Ich breche zwar nicht mehr wie vor Jahren in Tränen aus, selbst jetzt nicht wenn es wieder mal so akut weh tut, und dennoch tut es weh wie eh und je. Die Zeit heilt keine Wunden die nicht aufhören zu bluten, sie schenkt höchstens Gewöhnung. Wie es sich anfühlen wird wenn sie stirbt, frage ich mich. Und wie sich das ab dann für mich anfühlen wird. Anders, wahrscheinlich. Ich war gestern nach der Arbeit in der alten Firma, nur die liebe Kollegin und mein lieber Nachfolger waren da (wusste ich, wäre sonst auch nicht hingefahren). Vom lieben Nachfolger ist neulich die Mutter gestorben, einfach so, über Nacht. Keine Vorerkrankung oder so, nichts, eine ganz normale Frau von Ende fünfzig (meine ich). Ich fuhr ihn nach Hause und vor seinem Haus fing er an zu erzählen und Tränen standen in seinen Augen. Er brachte kurz die Fragestellung auf, was schlimmer sei, so wie seine Mutter verstorben ist oder wie das mit meiner Mutter aussieht. In wenigen Sätzen klärten wir, dass es dazu keine Frage gibt - das ist unbewertbar. Wir umarmten uns zweimal feste und von Herzen. Ich mag ihn wirklich sehr und wir verstehen uns sehr gut. Er erwähnte selbstvorwurfsvoll dass er viel trinken xxx rauchen würde. Ich sagte ihm, dass er sich dazu keine Vorwürfe machen solle, wenn man sich in so einer Zeit betäubt, sei das doch menschlich und ich kenne niemanden, der Herz hat und sowas mal "eben so" wegsteckt. Er hat übrigens nebenbei noch einen Rechtsstreit (er ist im Recht) bzgl. einer neuen Wohnung am Hals und dem Vater geht es zusätzlich gesundheitlich sehr schlecht. Er hat keine Geschwister.
Heute ist Tag meiner Eltern. 1710. Es ist ihr Kennlerntag und wurde irgendwie zu einem Datum in unserer Familie. Ich weiß nichtmals wann ihr Hochzeitstag ist. 1710 war immer der Tag. Ich hatte vorhin kurz überlegt meinen Vater mal anzurufen.
Trockener Humor wurde in meinem Elternhaus immer schon groß geschrieben. Wenn wir jetzt mal was vergessen oder uns was nicht einfällt heißt es immer: Scheiß Alzheimer, ist einfach ansteckend!
Ich habe meinen Vater nicht angerufen. Vielleicht hat er den Tag heute einfach vergessen. Vielleicht wollte ich nicht in Wunden bohren. Vielleicht wollte ich mir das nicht antun. Vielleicht hat er schon längst eine Flasche vom besten Wein gekippt.
Alle Autos bei uns in der Familie hatten früher die 1710 auf dem Nummernschild. Ich fahre wahrscheinlich das Letzte davon. Bis nächstes Jahr noch. Danach wird es vllt die 2712.
Irgendwas mit pms, einer Grundzufriedenheit, ein wenig Zukunftsorgen, ein bißchen Trauer und ein paar Leichtbier. Nicht alles zu viel.