Samstag, 25. Januar 2014
Er schickt eine Nachricht und mein Herz schmilzt.



Ich habe heute was neues gemacht - ich habe mir den ganzen Tag frei genommen. Mir ging es ja körperlich schon seit fast zwei Wochen schlecht (wahrscheinlich wegen verfrühtem Pollenflug, wie mir gestern einfiel). Mein Vater hatte für heute morgen einen Termin bei der Leibärztin und trat ihn mir ab. Einmal megagroßes Blutbild. Auf der Arbeit krank gemeldet (geht bei dem neuen Job voll easy, man muss einfach nur eine Mail an die Personalabteilung schicken). Ab Mittag wäre Fortbildung gewesen und eigentlich wollte ich dort hin, aber nach dem Arztbesuch legte ich mich ins Bett und schlief direkt wieder ein, da dachte ich mir mittags: nee, ich brauche einen kompletten Tag Auszeit. Einen ganzen Tag nur für mich, nur zum Regenerieren, einen ganzen Tag nicht funktionieren müssen, nicht kommunizieren müssen, nicht irgendwo einbringen müssen uswusf. Mittags erledigte ich kurz ein paar Sachen in der Stadt (da der neue Job ja fünfzig km weit weg ist, konnte ich in aller Ruhe durch die Stadt schlendern, keiner sah mich), danach legte ich mich wieder ins Bett und schlief wieder direkt ein. Ein bißchen die Wohnung aufgeräumt, ein bißchen Wäsche gewaschen, aber das war es dann auch.
Gegen Vormittag kam ein altes Muster durch: klasse, den ganzen Vormittag Zeit, dann kann ich ja mal Fenster putzen, die und die Ecken aussortieren/aufräumen, mal richtig was schaffen. Aber wir haben zwanzigvierzehn und ich bin fünfunddreißig und neu. Man muss nicht immer "richtig was schaffen können". Man kann auch einfach mal einen ganzen Tag regenerieren. Besonders wenn es nötig ist.



Dienstag, 21. Januar 2014
Ich weiß ich wiederhole mich, aber der neue Job ist einfach sooo geil!! Ich kann einfach alles was ich können muss. Oftmals ist es anspruchsvoll, keine Frage, aber ich kann es einfach. Dieses Gefühl ist sowas von porno nach all den schlimmen Jahren. Ich bekomme positives Feedbacks von allen seiten. Selbst hochgebildete Männer, die mein Vater sein könnten, hängen an meinen Lippen, nehmen mich ernst, handeln nach meinem Rat. Und es ist erfolgreich. Es ist unglaublich. Und es tut so undlich gut gerne morgens zur Arbeit und abends glücklich zurück zu fahren. Die hundert km am Tag stören gar nicht. Außerdem fahre ich antizyklisch, d.h. ich sehe Stau immer nur auf der Gegenfahrbahn. Ich fahre einfach so durch.

So langsam sickert bei mir durch: die ganze Sache mit dem neuen Job ist wirklich klasse. So langsam sickert durch: volles Potential um glücklich zu sein.

Und dann dieses Equipment!! Wie endgeil dieses neue Laptop dass seit gestern auch verstanden hat, wie es mit jedem Beamer kommunizieren muss. Es läuft einfach. Es läuft einfach ----------

Lesen Sie auch morgen wieder hier wenn es heißt: pms at its best. Für heute nur ein glückliches ins Bett fallen.



Ich finde meiner Mutter geht es schlechter. Sie schläft viel. Sie hängt durch. Und wieder: sie erkennt mich. Mein Vater ist erstaunt.

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Eigentlich regiert pms, aber ich bin da irgendwo auf Wolke sieben unterwegs. Gestern haben wir ab Mittag einfach blau gemacht. Beide fast zeitgleich abgehauen, an der Tanke dann wiedergetroffen, in Kolonne zu meiner Stadt gefahren, mein Auto abgestellt, mit seinem weiter gefahren, hundert Kilometer in eine große Stadt. Wanderschuhe shoppen. Ich habe keine gefunden. Und auch keine neue Hose. Zurück in meine Stadt. Zum Spanier. Ich ein paar Bier, er eins. Und dann standen wir da draußen, an einer der hässlichsten Ecken in meiner Stadt, ganz eng beieinander und ich schob mein Gesicht zu seinem Ohr und sprach. Und dann konnte ich nicht anders (ich habe mich echt bemüht, aber ich konnte einfach wirklich nicht anders) und kuschelte mein Gesicht in seinen silbernen Bart. Große Erstaunung, wie weich dieser Vollbart ist. Das erste mal mein Gesicht in einen mausgrauen Bart gekuschelt. Stehen ganz nah beieinander. Ich spüre seine Hüfte an meiner nachdem ich meine zu seiner geschoben habe. [Irgendwas mit Distanzlosigkeit.]

Ein weiteres Mal kuschel ich mein Gesicht in seins, vor meiner Haustür, unterm Vordach, es schneeregnet. Alleine falle ich völlig overloaded ins Bett.

Gehts dir besser, fragt die liebe Kollegin heute, als wir uns kurz sahen. Ich bin gut gelaunt, aber mein Körper spinnt immer noch etwas rum. Aber du siehst viel besser als gestern aus!, sagt sie, du strahlst so! Ich sage nichts. Ich kann ihr davon noch nichts erzählen. Umarme sie feste - heute ist Weltumarmungstag!, sage ich strahlend, und ich habe mir heute morgen direkt gedacht dass ich dich feste umarmen möchte!, ergänze ich ihr während ich sie perfekt umarme. Sie kennt sowas nicht, auf jeden Fall nicht von der Arbeit. Ein schöner Moment. Immer mehr stelle ich fest, dass sie zu einer Freundin wird.



Donnerstag, 16. Januar 2014
Wir haben uns heute berührt.
Lange und für mich inhaltlich schwere Projektbesprechung. Danach über alles andere Reden. Stundenlang. Irgendwann hängen wir auf Schreibtischstühlen ab, direkt gegenüber, ohne Schreibtisch zwischen uns, ich hänge eh durch, er ist müde, wir reden, unsere Unterschenkel berühren sich. Als sie sich nicht mehr berühren, schiebe ich mein linkes Bein wieder an sein Rechtes.

Das klappt nicht so einfach mit meinem Vorsatz, einfach glücklich zu sein, berichte ich ihm.
Ich weiß ich sehe schlecht aus. Bei einem Lächeln sieht das niemand, da ja eh kaum einer zwischen hübsch und schlecht aussehen unterscheiden kann. Er sieht mich an. Ich lächel nicht. Er sieht wahrscheinlich, dass es mir nicht gut geht. Ja, das ist ein Prozess wie du immer so schön sagst, erklärt der Ingenieur, das ist genau das, was du immer sagst, das kommt nicht über Nacht mit einem Paukenschlag, das muss wachsen.

Ich will ihn umarmen und spüren, verabschiede mich aber später nur mit Worten. Kurzes Date für morgen zwischen den jeweiligen Terminen steht.

Er geht krass ab mit uns, überstürzt aber nichts. Ich mag ihn. Und ich mag, dass er keine Mitte dreißig mehr ist. Ein junger Mann in der aktuellen Situation wie sie gerade zwischen uns ist, hätte längst alle darauf fokussiert, dass es zum dritten Date kommt, heute sah man zufällig auch noch meine Wäsche (roter Spitzenstring), weil die Hose rutschte beim Abhängen auf den Bürostühlen. Einer, der nicht abwarten könnte, weil jung, ----------------

ich gehe ins Bett. Alles gut, gute Nacht.



Es ist nicht einfach wirklich vieles einfacher, besser geworden, und dennoch: alles zuviel. Mein Körper rebelliert. Schon die ganze Woche. Magen, Allergien, Knie usw. Es fühlt sich an als wäre die letzten Jahre viel zu viel alles zu viel gewesen. Ich fühle mich wie verkatert. Bekomme das alles gar nicht mal so eben verdaut, obwohl Ruhe einkehrt.
Die neue Stelle ist so stressarm wie stressig jobtechnisch die letzten Jahre waren. Meine Mutter hat quasi fertig, wir haben die schwierigste Phase überstanden, sie bekommt kaum noch was mit. Mit meinem Vater ist es gut, wir kommen immer wieder auf die Ebene, auf der wir miteinander reden können. Die Beziehung zwischen uns ist sehr hochwertig geworden. (tbc)