Sonntag, 18. Juni 2017
Ich freue mich sehr auf Ende Juli, da ist Festival angesagt. Ich habe mit den Freunden (die mit den kleinen Kindern) Karten gekauft. Tageskarten. Ich nehme an die beiden werden erst gegen Abend hinfahren können, ich werde jedoch schon mittags losgehen. Möchte ausgeschlagen und fit hingehen, trinken, aber nicht viel. Den Tag und die Nacht genießen können. Hätte ich noch so ein Highlight für diesen Sommer geplant, wäre alles ok soweit. Überlege weiterhin ein langes We die Lieblingsinsel zu planen. Mal sehen.

Es ist nicht alles schlecht oder so. Es ist das meiste sogar ziemlich gut. Ich möchte mit mehr Zeit nehmen für mich.

In der neuen Stadt (vielmehr ein Dorf) habe ich mich noch nicht wirklich eingelebt. Wann auch. Eigentlich arbeite ich nur, und wenn ich nicht arbeite, arbeite ich im Haus oder Garten. Dreimal war ich hier laufen. Und dabei wohne ich jetzt direkt an den schönsten Laufstrecken. Die Leute parken vor meinem Haus um laufen, spazieren oder mit dem Hund zu gehen.
Einen schönen Kontakt habe ich hier aber schon gefunden. Es ist ein Institut dass im wesentlichen nach dem Ansatz arbeitet, mit dem ich arbeite. Dort laufen immer wieder mal Vorträge (habe dort auch schon einen gehalten) usw. Heute war ich auch noch da. Hätte es fast nicht geschafft, weil wir den ganzen Tag im Garten gearbeitet haben. Bin dann doch noch schnell hin. So gute Kontakte, so gute Gespräche, so liebe Menschen. Ich bin dort einfach so da heute hingefahren, ungeschminkt, müde und erschöpft, fünf Minuten zu spät. Und es war ok. Es ist ein Ort, wo ich einfach hingehen kann, wenn ich auch gerade nicht perfekt funktioniere. Das tut gut. Davon brauche ich noch mehr. Habe im Netz ein Dojo gefunden, das mir gefallen könnte. Vielleicht gehe ich Di zum Probetraining. Fühle mich zwar gerade nicht perfekt trainiert, aber vielleicht wird das ja auch ein Ort, wo ich unperfekt sein kann.



Samstag, 17. Juni 2017
Ich bin online. Ich verstehe gerade zwar nicht genau wie, aber es läuft. Ich habe im Schloss gefühlt unendlich viele powerlinien und sonst was installiert, ich habe keinen Überblick mehr, aber sowohl mein Telefon als auch mein mob computer wissen Bescheid. Es tut gut sich zu Hause verbunden zu fühlen.

Ich habe keinen Überblick mehr. Ich mache nur noch. Ich funktioniere. Ziemlich gut. Viel Arbeit auf der Arbeit, bei der Nebentätigkeit. Der Garten fragt nicht nach Zeit, er wuchert. Und (Woll)Mäuse machen sich breit. Ich tu und mach und sehe kein Vor. Und kein Zurück.

Es ist nicht gut. Es ist nicht gut was in meinem Elternhaus abgeht. Meine Mutter weiß kaum noch zu atmen, sie kann nicht mehr schlucken, der Hals voller Schleim, jeder Atemzug eine Qual. Die Augen voller Tränen. Nein, das sei von der Krankheit, sagt mein Vater. Ich sehe Tränen. Und heute sah ich wie sie mich erkannte. Sie riss die Augen auf, hörte mir zu, wollte was sagen, genoss vielleicht meine Stimme zu hören und meine Wange an ihrer zu spüren. Ich spürte: sie kann nicht mehr und sie will nicht mehr.
Ihr Gesicht, so eingefallen. Ich sehe irgendwas in ihrem Gesicht, irgendwas was ich gut kenne, ein Muttermal zb, und ich sehe wie es einige cm nach unten gerutscht ist. So ist also ein eingefallenes Gesicht. Manchmal versteht oder erkennt man Dinge erst, wenn man sie wirklich sieht. So ähnlich wie: ich hatte neulich zum ersten mal eine zecke. Ich hatte vorher nie eine und habe auch nie eine gesehen, aber als sie da auf meinem Arm zwei Tage festgebissen war, war mir plötzlich klar: das ist eine zecke.

Manchmal erkennt man manchen anscheinend erst dann, wenn man es wirklich erlebt.



Montag, 15. Mai 2017
Jetzt reinschreiben geht eigentlich nicht. Es ist schon viel zu spät. Ich bin müde. Und ich habe nur noch ein Glas Bier.

Ach, das wird schon gar kein Problem morgen, sagte ich gestern Abend noch ganz gefasst dem Herzmann, als er kurz erwähnte, dass es doch heute bestimmt wieder schlimm für mich wird. Müde wachte ich auf. Früh wachte ich auf. Ich wache nur noch früh auf. Ich stehe nur noch früh auf. Ich würde gern mal wiede einen ganzen Vormittag im Bett liegen bleiben. Es geht gerade nicht.

Getan und gemacht, nichts wirklich geschafft obwohl nicht zum Sport gegangen, dann die wirklich liebe Schwiegermutter abgeholt, den ganzen Nachmittag Blumen gepflanzt, Waffeln gemacht uswusf. Als ich sie nach Hause fuhr, erzählte ich ihr dass ich nächsten Samstag einen Vortrag halten würde und dass sie gerne mitkommen könnte, Vortrag nur eine halbe Stunde. Sie blockte sofort ab, das würde nächsten Sa bestimmt nicht klappen, nein nein. (sie hätte Zeit). Und das war mein Stich im Herzen heute. Natürlich wäre meine Mutter zu meinem Vortrag gekommen. Und ich stelle wieder fest: nichts kann meine Mutter ersetzen. Es tut weh.

Die liebe alte Frau hat nichts falsch gemacht, alles in Ordnung. Vielleicht würde sie auch nichts verstehen wovon ich rede. Sie ist sehr liebevoll zu mir, Anteile von Mutter/Oma/Freundin/Schwiegermutter - es tut gut sie zu sehen, ihre Umarmungen tun gut. Und dennoch: ich war heute nicht bei meiner Mutter, ich pflanze nichts mehr in meinen Garten mit meiner Mutter, wir telefonieren nicht mehr, wir sprechen nciht mehr, sie umarmt mich nciht mehr, sie sagt mir nichts mehr. Sie hält nur noch aus, stumm in ihrem Rollstuhl sitzend, ringend um jeden Atemzug. Es tut so weh.