Das Länderspiel macht mir irgendwie keinen Spaß. Ich weiß gar nicht woran es liegt. Ich habe mich auf ein einziges Bier heute Abend rationiert, aber das ist eher nicht das Problem. Ich schaue irgendwie gar nicht richtig hin. Kenne ich nicht von mir und Fussball, aber was solls.

Ich fühle mich gut. Es ist mir schon fast unheimlich, oder vielmehr: unbekannt. Ich wusste gar nicht mehr wie sich das anfühlt, wenn ich mich gut fühle. Der Urlaub hat mich wirklich auf Null gebracht. Ich habe eine Woche gebraucht um endlich mal wieder nach Monaten auf Null zu kommen, wahrscheinlich hätte ich dann noch zwei Wochen bleiben müssen, um ins Plus Kraft zu tanken. Das versuche ich jetzt trotz Arbeit. Die Arbeit läuft endlich wieder. Ich kann wieder arbeiten. Beantworte Mails, pushe Projekte, telefoniere hier und dort hin, bring mich in Besprechungen ein etc. Und schon spüre ich wieder wie mich dieser Saftladen fickt. Je mehr ich mich dort einbringe, desto mehr muss ich mich mit dem Laden identifizieren. Es ist zum Kotzen. Ab Oktober muss mehr auf dem Gehaltszettel stehen, sonst kann ich mir das selbst nicht mehr zurechtreben. Frau Geschäftsführung, es ist ok jetzt auf der Stelle, aber ich muss Ihnen bedauerlicherweise mitteilen, dass meine Seele deutlich teuerer geworden ist. Es kommen ab Oktober höhere Kosten auf Sie zu, wenn Sie weiterhin meine Seele kaufen möchten. Und dann werde ich richtig hoch pokern. So richtig übertrieben hoch. Letzten Endes will ich fünftausend mehr im Jahr.
Ich halte mich zurück mit privaten Verabredungen, mache aber fast immer relativ pünktlich Feierabend. Heute habe ich eiskalt für nächste Woche einen Termin für meine Mutter ausgemacht und in der Firma gesagt, dass ich dann und dann Mittags zwei drei Stunden außer Haus bin. Abends spiele ich Akkordeon oder gehe Laufen. Meine Beine habe ich im Urlaub so krass gestärkt, meine Lunge kommt bei dem Tempo was die Beine jetzt bringen können kaum noch mit. Würde ich jetzt aufhören zu rauchen wäre ich im nullkommanichts wieder bei zehn km unter fünfundvierzig Minuten. Aber ich höre ja noch nicht auf und mit km zählen will ich auch nicht mehr wieder anfangen. Ich fühle mich so zur Ruhe gekommen. Jetzt muss nur noch der ruhende Schlaf wiederkommen. Und es bleibt eine Restangst, dass das alles nur fake ist, nur vorrübergehend. Ich habe Angst davor, dass es mir bald wieder so schlecht wie ununterbrochen in den letzten Monaten. Das will ich nicht, das halte ich nicht nochmal aus. Und deswegen wurde Bier rationiert.