Polnischer Abgang, habe ich gelernt, bedeutet von einer Party abzuhauen, ohne Tschüss zu sagen. Wir tanzen und tanzen und ich erinnere mich nicht wie wir beschließten zu gehen. Ich erinnere mich auch nicht, dass wir beschlossen zu ihm zu gehen. Wir waren uns einfach einig und gingen. Wie frisch verliebt Hand in Hand, laut lachend durch den Nieselregen, irgendwas erzählend, irgendwie zielsicher. Angekommen werden wir von dem Kater begrüßt. Er schmeichelt um meine Beine und lässt sich streicheln und kraulen. Verwunderung, denn sowas ließe er sonst nie zu, sagt der Mann. Ich tanze über den dunklen alten Dielenboden auf Socken in die Küche und nasche von dem Gulasch, von dem Kuchen und esse ein Stück aufgeschnittenes Baguette. Auf der edlen alten Holzkommode finde ich den perfekten Platz für meinen Schmuck und lege ihn ab. Ich finde uns extrem nüchtern. Ich meine eine Nachricht in der Küche hinterlassen zu müssen und finde sofort einen Block und einen Stift: Alles ok, ich bin´s nur! und unterschreibe mit vollem Namen. Wir schleichen in die obere Etage und ich bin erstaunt wie das Zimmer aussieht oder viel mehr wie das Bett steht. Ich kenne dieses Zimmer. Es ist das alte Zimmer der Bierfreundin. Er hat das Bett besser gestellt als sie. Ich erkenne alte Möbel von ihr. Ein Regal, ein Tischchen, das wars, schön leer, schön spartanisch. Ich ziehe mich einfach aus, werfe mich aufs Bett und als ich irgendwie kurz alleine bin, fehlt sie mir so sehr und ich schicke ihr einen lieben Gruß in die Ferne, dass ich in ihrem Zimmer sei.
In meinen Augen ist er ein wunderschöner Mann. Auf irgendeiner Art und Weise liebe ich ihn einfach. Ich liege gern in seinen Armen und ich liebe es ihn zu berühren und zu küssen. [irgendwas Wildes, Schmutziges].
Ein schriller Wecker, ich schrecke auf, bin alleine, versuche den Ton zu verdrängen, halte es für einen Anruf, warte, niemand kommt, das klingeln hört auf, geht aber direkt wieder los, ich liege tatsächlich alleine im Bett, weiß nciht wieviel Uhr es ist, springe auf, suche den Tongeber, finde ein Handy und lese Trainer irgendwas, weiß nicht mit dem Handy umzugehen (ein smartphone, habe sowas ja nicht), weiß nicht ob das ein Weckruf oder Anruf ist, tatsche drauf rum, es hört nicht auf zu klingeln, und ich stehe da nackt im Raum und frage mich ob jetzt irgendwer reinkommt und versuche weiter diesen schrillen Ton auszustellen. Irgendwann finde ich eine Taste und bin erlöst. Ich falle zurück ins Bett mit der kuscheligen Bettwäsche. Atme durch. Greife nochmal zu dem Handy und sehe einen Anruf von einer Maria um fünf uhr nochwas. Tut mir leid, Maria. Ich wollte ihn dir wirklich nicht wegnehmen. Wirklich nicht. Und ich frage mich, ob da einer von uns irgendwelche Herzen junger Frauen heute nacht zerbrochen hat. Ich erinnere mich noch gesagt zu haben, dass er doch vielleicht mit der einen da von vorhin gehen will oder oder oder. Nein nein nein. Ach Maria, ich bin dir keine Konkurrenz, ich bin doch nur die alte Freundin der alten Schwester.
Ich bleibe liegen doch er kommt nicht zurück ins Bett. Irgendjemand hat den Fernseher im Erdgeschoss eingeschaltet und es läuft laut ein Gottesdienst. Ich bleibe liegen und als es zum Schlusslied in der Kirche kommt stehe ich auf, ziehe mich an, gehe ins (neue!) Bad und schaue in den Spiegel. Es ist unglaublich wie gut ich aussehe. Ich finde eine Creme mit der ich ein bißchen schwarze Ränder der smokyeyes enferne, sortiere mit meinen Fingern mein Haar und gehe runter in die Küche. Der Vater begrüßt mich als eine seiner Lieblingsfrauen ohne das laut auszusprechen. ich glaube er mag das wenn ich mit seinem Sohn die Nacht verbringe. Vielleicht eine Mischung aus Neid und Stolz. Neujahrsumarmungen und Kaffee. Wasser? Evian? - ja gerne. Die Mutter kommt hinzu. Ich bin so gerne dort zu Besuch. Wir trinken Kaffee, ich esse Baguette mit Honig, wir perzen, der junge Mann kommt hinzu, erzählt von der Nacht über der Kloschüssel. Und dabei fand ich uns doch zu nüchtern. <3
overloaded am 02. Januar 12
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