Seit einiger Zeit versuche ich immer so zu handeln und zu leben, dass ich später, wenn ich alt und alleine im Pflegeheim liege, und nur noch aus dem Fenster schauen kann und der Höhepunkt des Tages darin besteht, mit dem Zivi zu flirten wenn er für drei Minuten bei mir reinschaut mich an der Natur vor dem Fenster (ich hoffe dort steht ein Baum) und an meinen Lebenserinnerungen erfreuen kann. Später zurückblicken und denken können: das war ein gutes Leben.

Was werde ich wohl über die Zeit um die dreißig denken? Woran werde ich mich erinnern? Was habe ich gemacht? Wie war das, als ich noch jung, hübsch und ungebunden war?

Oh ich hatte soviel Ärger in den ersten Berufsjahren mit dem Job. Das war so schrecklich für mcih. Ich war ziemlich gut in meinem Job aber ich hing in einem Saftladen fest und quälte mich durch die Tage. [...] Abends und am We ging ich Freunde treffen, Bier trinken, Fußball gucken, Akkordeon spielen, Sport machen, im Sommer ging ich immer auf dem Sportplatz laufen, ich bin Fahrrad gefahren, habe stundenlang auf der Couch gelegen und Musik gehört, saß in meiner Küche und surfte im Internet, lackierte mir die Fingernägel feuerrot, traf nette, schöne, scharfe, liebe, geliebte, junge, alte Männer, ließ mich lieben, verliebte mich, trug den schönsten Schmuck und nur edle Schuhe, fuhr in der Mittagspause für Sex nach Hause, ging jederzeit auswärts Essen wenn mir danach war und öffenete Prosecco, wenn mir danach war. [tbc]

Diese Art der Reflektion, wie würde ich das "jetzt" später bewerten, habe ich mir irgendwann mal erfunden. Ich finds gut. Wobei ich nicht davon ausgehe dass mein Körper irgendwann nicht mehr und nur noch mein Kopf mitmacht.