Bereits bekannt: schlimmer geht immer. Wo soll ich anfangen? Was kann ich überhaupt in Worte fassen? Irgendein Amerikaner in meinem Bett der Kaugummideutsch spricht. Kälteste Nacht des Jahres, höre ich später im Fernsehen. Immerhin hatte ich eine Ganzkörperwärmflasche. Die R.A. Biografie liegt hier rum, wollte ich eigentich am We lesen. Mein persönlicher Showdown dieses We. Ich hole Zigaretten an der Tanke, A*lz*heimer auf allen Titelseiten. Katzenwäsche und den guten Pullover an. Der, der nur vorsichtig bei Terminen getragen wird, so ein Edelteilchen, fast unerschwinglich, Handwäsche, dieses feine Material auf meiner Haut, den ganzen Tag, mittlerweile eingeräuchert. Wenigstens in den Klamotten gut fühlen. Der Kaffeebecher von heute morgen noch in meiner Handtasche. Total übermüdet. Nur drei vier Stunden geschlafen. Viel, aber nicht zu viel getrunken. Gestern. Irgendwer ist mir entfolgt (auf twitter). Ich weiß nicht wer. Anscheinend niemand der mir wichtig ist. Ich schaue durch, noch alle da. Stinke nach Gyros und Knoblauch. Ziehe mir Guten-Abend-Tee statt mehr Bier rein. Will mich nicht sedieren. Absturz.




Mein Vater parkt im Halteverbot, er wollte mich doch nur rauslassen, weise ihn auf schlecht parken hin, er spricht nicht viel, aber es sei kein Problem dort zu parken. Er parkt einfach. Wir gehen die Stufen hoch, grüßen den Pförtner, mein Vater weist mich ein: und sei nicht geschockt, es kann sein dass sie in so einem Laufgestell ist, die haben Angst dass sie ihnen umkippt. Ich kann die Worte nicht richtig verstehen, ich verstehe nicht was er mir sagen will, eine Warnung? wie wo was? doch ehe ich darüber nachdenken kann, gehen wir durch Türen, die nur mit Trick 17 zu öffnen sind, beide Türklinken genau gleichzeitig drücken. dieses alte, sterile Gebäude, eine unheimliche Stille, ein paar schlimme Rufe, den Gang entlang, mir schauderts, wie hieß der Film nochmal? Berlin Calling? Psychiatrie. Film. Irgendwas. Ach hier, Zimmer 3.07, ah, ok, ja weiter da hinten, Aufenthaltsraum, ach da, die offene Tür, ja, ok. Mantel hinlegen, Kaffeebecher abstellen, schaue in die Runde. Das ist nicht meine Mutter. WELCHER FILM LÄUFT HIER? Die Krankenschwester Pflegerin was weiß ich schiebt ihr Essen in den Mund. Lächelt. Steht auf. Macht mir den Platz frei. Ich setze mich zu meiner Mutter. Sie hat die Augen geschlossen. Hängt wie ein Schluck Wasser in der Kurve in diesem Sitz-Lauf-Gestell. Völlig verloren. Sie öffnet die Augen nicht. Sie ist festgebunden. Ich spreche sie an. Nichts. Höre meinen Vater engergisch auf die Krankenschwester Pflegerin was weiß ich einreden, dass sei so nicht ok, er will sofort den Arzt sprechen, falsche Medikation, irgendwas, ich stehe auf, mein Vater setzt sich und versucht sie zu füttern, die alte Frau daneben im Rollstuhl lacht und erzählt was von am Arsch lecken, ich komme nicht mit, komme bei diesem Film nicht mit, Tränen schießen in meine Augen, wie in Trance greife ich nach meinem Mantel, Kaffeebecher und meiner Handtasche, schaue meinen Vater kurz an und sage dass ich gehen muss, es mir leid tut, ich aber nicht kann, und es tut mir so leid und ich renne raus, den Gang entlang, Tränen versperren meine Sicht, wo ist der Ausgang?? Reiße mich zusammen um den Weg direkt zu finden, stolpere die Treppen runter, wortlos an dem Pförtner vorbei, raus in die Sonne. Griff in die Handtasche. Große Sonnenbrille dabei. Boah bin ich gut. Zigaretten. Feuer. Klasse. Handy. Mist, keine Taschentücher. Laufe los. Wo bin ich. Nicht einfach kopflos loslaufen. Viele Menschen unterwegs. Stehen bleiben, Handtasche abstellen. Familien gehen in den Zoo. Zigarette an. Handy raus. Twitter oder Freundin? Twitter und dabei überlegen welche Freundin. Die, die in wenigen Min da sein kann. Hola? - Hol mich ab. Hol mich einfach ab. Leute mit Bierflaschen und Kutte gehen zum Heimspiel. Laufe weiter. Keine Taschentücher, scheiße. Feine Leute gehen auf einen Geburtstag in die Edelgastronomie. Meine Brille beschlägt von innen vor lauter Tränen. Ich brauche ein Taschentuch. Kann so verheult keine Familie mit kleinen Kindern ansprechen. In die Sonne stellen, es ist so kalt. Kaffee. Fühl mich so abgefuckt. Knöllchenfrauen kommen vorbei. Haben meinem Vater bestimmt gerade ein dickes Knöllchen angeheftet. Jetzt kommt meine Retour. Ich nehme die Sonnenbrille ab, sie schauen in mein entsetztes verweintest verzweifeltes Gesicht. Haben keine Ausreden jetzt nicht ernsthaft in allen Taschen nach einem Tempo zu suchen. Die Freundin fährt vor, hält Mitten auf der Straße, räumt den Sitz vorne für mich frei, muss Bierkiste dafür in den Kofferraum stellen, so Mitten auf der Straße, die dicken Autos von der feinen Gesellschaft müssen anhalten und warten. Sie gibt Vollgas, wir fahren zu ihr, Lachsfrühstück. Die nächsten Stunden verbringe ich zitternd im Halbschlaf mit Bettdecke und Wärmflasche auf ihrer Couch. Handyakku fast leer. Um vier frage ich nach dem ersten Bier.

Meine Mutter heute zum ersten Mal komplett sediert erlebt. Absturz.