Endlich Ruhe und Zeit die neuen Medikamente meiner Mutter im Internet zu studieren. Ein Medikament wird in der Klinik schlecht geredet. Es ist genau das, was die Krankenkassen gar nicht gerne verschreiben lassen, da zu teuer. Schaue mir das nächste an. Lese irgendwas von Rezeptoren, Antagonismus und Affinität und stelle mir vor, wie cool es wäre, wenn ich mich doch mit dem menschlichen Gehirn und den ganzen bio-chemischen Prozessen auskennen würde. Kenne ich mich aber nicht, und werde ich auch niemals. Ich überfliege den Text bis ich bei Kontraindikationen hängen bleibe: [...]Anwendungsbeschränkung dar, da unter *Medikament* bei demenzkranken älteren Patienten die Sterblichkeit steigt. Eine amerikanische Studie [...]. Aha. Das soll jetzt das richtige Mittelchen sein. Keine tausenstel Sekunke später jagt mir das Wort gut durch den Kopf.
Ja, da ist sie wieder, die Principal-Agent-Theory. Man muss den Ärzten glauben, da sie den Informationsvorsprung haben. Vertrauen, hat damit gar nichts zu tun.
mark793 am 07.Feb 12
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und stelle mir vor, wie cool es wäre, wenn ich mich doch mit dem menschlichen Gehirn und den ganzen bio-chemischen Prozessen auskennen würde.
Mein Schwiegervater hat sich - ausgehend vom Gehörsturz/Tinnitus meiner Schwiegermutter - ganz enorm viel Wissen aus diesen Gebieten draufgeschafft in den letzten Jahren. Wesentlich mehr Effekt, als das es halt seine grauen Zellen einigermaßen fit gehalten hat, sehe ich da indes nicht. Nach meinem Eindruck ist der Ozean des Nichtwissens, grade wenns um Demenz, Geisteskrankheiten und dergleichen geht, nach wie vor so viel größer als die einzelnen Inseln des gesicherten Wissens. Es liegt aber nun mal in unserer Natur, dass wir umso mehr verstehen wollen, je weniger wir mit dem klarkommen, was wir sehen müssen. Wir neigen dazu zu glauben, das Wissen würde es uns erträglicher machen.
Ich frage mich, ob das nicht eine ziemliche Illusion ist. OK, auf Ihre Situation passt das jetzt weniger, aber ihm gegenüber musste ich mir manchmal schon den Satz verkneifen, es bringt nichts, jetzt noch ein Medizinstudium anzufangen, nur weil Du mit einer Hypochonderin verheiratet bist...
Danke.
Genau das ist es, warum ich den Nachsatz "und werde ich auch niemals" drangehangen habe.
Blöderweise habe ich gerade (offen gesagt in Bierlaune) im Telefonat mit meinem Vater erwähnt, was ich da gelesen oder vielmehr überflogen habe. Und ich befürchte, er geht damit genau so anders um.
mark793 am 08.Feb 12
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da gibt es wohl keinen allgemeingültig richtigen oder falschen Umgang. Wenn es ihm das Gefühl gibt, etwas sinnvolles zu tun, wer wollte sagen, lass es, das bringt weder Dich noch sie weiter?