Als bei meiner Mutter die Krankheit diagnostiziert wurde, begannen wir beide uns alles zu erzählen. So sehr alles, wie es wohl sonst kaum zwischen Mutter und Tochter erzählt wird. Kurz bevor sie nichts mehr mit den Augen erkennen konnte, so gerade eben bevor ich mich nicht mehr mit ihr wirklich unterhalten konnte, zeigte ich ihr mein webblog. Das war noch die alte Seite. Wir saßen hier in meiner Küche, gingen auf alles oder nichts, in Gesprächen, stundenlang und ich beschloss, ihr von carlie zu erzählen. Ich sagte ihr, dass meine großes Geheimnis sei, meine andere Welt. Ich zeigte ihr die Seite, sie fand sie wunderschön (die Seite war aber auch echt schön :-), erklärte ihr wie ich die Themen dort organisiert hatte, las ihr ein paar postings vor. Ich erzählte ihr von anderen bloggern, von Treffen, von anderen Geschichten.
Sie fand das gut.
Manchmal höre ich Freudinnen über ihr Mütter schimpfen. Schnell zügeln sie sich, wollen mir sowas doch gar nicht erzählen. Oder ich lese im Internet irgendwas über Mütter. Die eine Mutter, die da vor der Shopping-Tour die Freundin maßregelte, in dem verknitterten Mantel könne sie nicht gehen, den müsse sie erst mal aufbügeln. Oder die andere Mutter, die dauernd anruft und Vorwürfe macht, wann die Tochter denn endlich mal wieder zu Besuch kommt.
Es ist ok, regt euch auf, schimpft über eure Mütter, lasst euch bekloppte Klamotten die man eh nie trägt beim Shoppen andrehen, geht nicht immer dran wenn ihre Nummer auf dem Display steht, das ist das was normal ist, das ist das, was ich auch hatte. Ich bin mit meiner Mutter nur schon zwanzig Jahre weiter. Und wir haben einfach nur blank gezogen, weil wir keine zwanzig Jahre mehr miteinander haben.