Nach über dreißig Jahren Familie und nach über zehn Jahren Therapie habe ich erst jetzt, in den letzten Monaten gelernt: derjenige, um den sich gekümmert werden musste, all die Jahre, war nicht das adoptierte Kind, war nicht das behinderte Kind des adoptierten Kindes, war nicht das Wunschkind, waren nicht irgendwelche Groß-/Schwiegereltern, war nicht die Chefin, nein, es war er, mein Vater. Meine Mutter hat diesen Mann mit 17 kennengelernt, dieses kaputten Jungen, ältester von vier Kindern, vernachlässigt, kein Lieblingskind, einfach nur der Erstgeborene, krank, klein, zerbrechlich. Sie hat alles gegeben für ihn, sie hat ihn einfach geliebt. Alles was dieser Mann jetzt ist, und mittlerweile ist er der Coole, mit über sechzig noch drahtig und das silberne Haar und der drei Tage Bart macht ihn zum Jack Bauer, einer der über Sechzigjährigen, der Frauen von Ende dreißig locker anbaggern kann, all das ist er letzten Endes nur, weil sie ihn geliebt hat, all die Jahre, und weil sie ihn hat leben lassen und ihm alles verziehen hat. Wie bereits auführlichst beschrieben: er dankt ihr. Er liebt und pflegt sie jetzt.

Mir bleibt ihn zu pflegen, mich um ihn zu kümmern. Und es ist ok. Den Job übernehme ich. Für all die anderen Jobs musste ich leider passen. Sry Mom.




Wenn das hier redundant wird, sagen Sie um Himmels Willen Bescheid. Ich habe doch keinen Überblick mehr. Ist doch alles zu viel.