Nach einem langen Tag, einer langen Woche, komme ich nach Hause, schließe die Tür und schreie laut auf. Schreie laut auf weil mein Kopf mich fickt, Depress vom Feinsten. Es tut so weh wenn ein Depri-Schub hochschießt. Wenn sich Traurigkeit in jeder Zelle breit macht.
Ich überlege kurz das alles zu verdrängen, mich direkt kurz ans Telefon zu hängen, mich spontan zu verabreden und weiter los zu ziehen. In Bierlaune bin ich schon seit vier (konnte im Rahmen von Firmenterminen schon Bier bestellen). Ich überschlage schnell was das bedeuten würde wenn ich jetzt direkt weiterziehe, weitertrinke und mich ins Wocheendgetümmel gebe. Das Ergebnis wäre schlimmer als wenn ich alleine zu Hause bleibe. Irgendwas mit "mich keinem Zumuten wollen" und "Ruhe haben, keine weiteren sozialen Interaktionen heute mehr" und "es läuft auf Schall und Rauch hinaus". Noch bevor endgültig der Entschluss gefasst ist, alleine zu Hause zu bleiben, bin ich schon dabei mich umzuziehen. Raus aus der feinen Hose, raus aus dem feinen Blazer, die Löwenmähne zu einem festen Zopf zusammenbinden, Musik an, Heizung an, Bier auf.

Ich wasche meine neue Tafel ab. "Für was bin ich heute dankbar?" stand da geschrieben. Ich kann ohne nachzudenken aufzählen und bin mir sicher, dass ich heute noch was anderes dranschreiben kann. Das Telefon klingelt, ein Rückruf auf einen Rückruf. Einer von euch hatte angerufen, sage ich der Freundin (die mit den beiden kleinen Kindern) und schiebe ironisch hinterher, dass ich glaube es sei B gewesen (der dreijährige Sohn). Sie lacht. Wir sind und einig, dass das irgendwann mal so sein wird, dass B mich angerufen hat weil er irgendwas mit mir besprechen wollte. Sie freue sich darauf, sagt sie, ich auch, ich sehr, antworte ich. Es war übrigens ihr Mann der mich sprechen wollte. Nach kurzem Gespräch kommt raus, dass die junge Familie beim Abendessen zusammen sitzt. Ich schimpfe den Mann aus, sowas macht man nicht, beim Familienabendessen telefonieren. Er solle jetzt bitte laut sagen, dass er jetzt nicht weiter mit mir telefonieren könne da man gerade beim Essen zusammen säße und wir gerne später oder morgen weitertelefonieren können. Er hat verstanden und sagt das tatsächlich genauso laut. Finde ich gut. Ich meine, jetzt mal ernsthaft: man kann Kindern doch sowas nicht vormachen. Wenn die Familie zum Essen zusammensitzt telefoniert man nicht, man ist mit der Familie zusammen.

Nun denn. tbc
overloaded am 12. Oktober 12   |  Permalink   |  2 Kommentare   |  kommentieren




overloaded am 12.Okt 12   |   Permalink
Während ich also beschließe den Abend alleine zu Hause zu verbringen, kurz telefoniere, mich umkleide, die Tafel abwasche etc überlege ich mir, dass das jetzt aber auch nicht sein kann, dass ich in wenigen Sekunden in Tränen ausbreche und mich richtig reinheule in mein Ungutfühlen. Und plötzlich fällt mir ein, dass insgesamt alles gar nicht so schlecht ist. Zuerst einmal muss man festhalten, dass das Wochenende gerade beginnt! Wie klasse, Wochenende!! Die guten Gedanken gehen weiter. Obergemütliche Wohnung. Super Musik. Kaltes Bier. Keiner in meiner Nähe der mich nervt. Es gab heute mindestens vier feste, gute, herzliche, ehrliche Umarmungen. Und einige gute kurze Gespräche und freundliche Blicke. Am Wochenende stehen keine Termine an. Morgen Muckibude! Es wird wie immer einfach so großen Spaß machen! Außerdem habe ich ab spätestens Sonntag meinen Crosstrainer gegen ein Fahrradheimtrainer getauscht und kann mich wieder verausgaben, mich bewegen.

overloaded am 12.Okt 12   |   Permalink
Der Fuß schmerzt, mehr als zehn Minuten am Stück kann ich nicht laufen. Ob meine Mutter noch vor Weihnachten stirbt? Wird das dann das erste Weihnachten was ich wirklich alleine verbringe? Ich habe die ganze Woche schon wieder zu viel getrunken. Der Flur muss getrichen und das Bad renoviert werden. Ob die Bierfreundin gerade einen liebevollen Fick mit ihrem frz Traummann erlebt? Die andere gute Freundin ihren Traummann zum dritten Mal diese Woche datet? Vielleicht bleibe ich immer alleine, vielleicht sollte ich mich endlich darauf mal wirklich einstellen, doch noch Karriere wirlich anpeilen. Die Rechnungen die da am Jahresende kommen werden, werden vielleicht doch zu hoch. Ich befürchte größere Reparaturen am Auto damit es über den Tüv kommt. Und wie soll ich Steuern und Versicherung zahlen? Das Telefon klingelt

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