Heute habe ich einen großen Meilenstein erreicht. Ich habe auf der Arbeit eingefordert, was mir zusteht. Es ging um freie Tage. Für den lustigen Montag bald müssen wir einen halben Urlaubstag einreichen. Ich ging zum Chef rein und fing damit an. Gönnerhaft unterbrach er mich und lehnte sich zurück: das sei doch schon alles geklärt, ich solle mal im [Name unseres Programms in dem man u.a. Urlaub einträgt] schauen! Mir war durch seine Attitüde dirket klar, dass er uns den Tag schenkt. Hat meine Kollegin ganz großartig ausgehandelt. Genau, die Kollegin die mehr krank feiert als Urlaub einreicht und ja genau die, von der ich in den letzten Monaten fast alle Aufgaben übernommen habe. Und dann passierte es: ganz mutig und selbstbewusst sagte ich, dass ich morgen auch frei haben möchte (war organisatorisch vorher schon abgeklärt) und zwar auch genauso. Er war unendlich erstaunt, schaute mich mit großen Augen an. Ich sagte, dass ich die letzten drei Wochen jeden Tag mindestens zehn Stunden gearbeitet hätte, inklusive die letzten beiden Samstage und dass es nächste Woche ja auch nicht anders wird (da hat besagte Kollegin nämlich Urlaub). Ganz schnell checkte er, dass ich Recht hatte, ich sah förmlich einen Film in seinem Kopf ablaufen in dem er mich die letzten Wochen sah, wie ich hier und da am Ar... der Welt eingesprungen bin, morgens die erste war und abends die letzte. Und dann sagte er zu. Das habe ich noch nie in diesem Laden erlebt. Überstunden sind bei uns vertraglich geregelt, und zwar per sé abgegolten. Für so Samstage wird argumentiert, dass man schlecht organisiert sei wenn man seine Arbeit nicht von Montags bis Freitags schafft. Kurz: bei uns feiert man nichts ab. Ein riesiger Triumpf für mich heute. Und der Tag steht mir wirklich zu. Und ich brauche ihn auch. Heute morgen begrüßte mich der Chef mit einem "Sie sehen angeschlagen aus, richtig schlecht!" Zog es natürlich sofort wieder zurück, dass ich natürlich gut aussehe aber eben angeschlagen. Ich antwortete nur: ja, aber nicht krank, einfach nur überarbeitet.
Wenn im Vertrag keine Höchstgrenze für die Überstunden, die mit dem Grundgehalt abgegolten sind (oder auch mit einer Pauschale) benannt ist, ist diese Klausel übrigens generell unwirksam. Verstößt gegen das Transparenzgebot und benachteiligt den Arbeitnehmer unangemessen.
Als Höchstgrenze wird meist 10% der Regelarbeitszeit im definierten Zeitraum als angemessen betrachtet.
Können Sie ja mal durchrechnen, ob da ggf. Gesprächsbedarf besteht.
Das war bei uns auch so mit dem generellen "Abgegoltensein". Ist aber nicht zulässig gewesen. Nun sind es "nur" noch 32 Stunden im Monat. Also die von @novemberregen genannten 10% der Regel.
Interessant und gut, aber zwei Punkte:
erstens kommt dann direkt das Totschlagargument dass man schlecht organisiert sei und deswegen seine Arbeit nicht schafft und
zweitens ist der Laden dermaßen gut vernetzt, dass man es sich nicht leisten kann sich mit denen anzulegen. Da hängen zum einen Topanwälte hinter und weiter ein riesiges Netzwerk in meiner Region. Wir haben beispielsweise keinen Betriebsrat. Und wenn ich dieses Wort nur einmal laut aussprechen würde, hätte ich im Anschluss fünf Minuten Zeit um meinen persönlichen Sachen zu packen. Die lassen notfalls einmal meinen virtuellen Rechner scannen und kriegen mich wegen Internet (jeden anderen Kollegen btw auch ;-)
Letzten Endes ist es in dem Laden so: entweder du schaffst es dich dort zu etablieren, dann erreichst du auch so freie Tage oder Gehaltserhöhungen oder eine andere Stelle intern, oder du gehst, oder du gehst kaputt. Ich kann mich genaugenommen nicht beschweren. Ich wurde auf zwei Stellen gemobbt, durfte mir jedes Mal eine andere Stelle intern aussuchen, habe diese auch jeweils bekommen, meine Stelle wurde zu meinem (finanziellen) Vorteil gekürzt als ich meine Mutter zwei Jahre mitgepflegt habe, ich habe jetzt die Stelle die ich von vorneherein eigentlich haben wollte (fünf Autominuten von meinem Elternhaus entfernt), mein Chef hält viel von mir und hat mir sein Büro gegeben und eigentlich kann ich machen was ich will, kommen und gehen wann ich will. Nur das mit dem Gehalt muss ich dieses Jahr nochmal angehen. Wiedermal. Aber die dafür durchschlagenden Argumente habe ich spätestens im Frühling sauber zusammen. Und eins noch: in dem Laden kann ich notfalls bis zur Rente bleiben. Deutschlandweit möglich. Notfalls wäre das ewig ein sicheres Einkommen. Kein großes, aber man kann davon leben.
in dem Laden kann ich notfalls bis zur Rente bleiben.
Sofern man die dann noch erlebt und sich nicht vorher totgearbeitet hat, klingt es nach einem hübschen Stück Sicherheit.
@jammernich wie 32 Stunden pro Monat 10% von 40 Stunden pro Woche ergeben, müsste man mir nochmal erklären ;-)
@overloaded das muss jeder für sich selbst entscheiden, wie er es für richtig hält, da mische ich mich nicht ein. Ich arbeite nur gegen "habe ich nicht gewusst" an.