Jetzt ist es wieder so weit: alles zu viel. Alles so furchtbar komplex. Ist ein bißchen anders zu viel als sonst.
Erst recherchiere ich für die Bierfreundin was im Netz (sie hat mir gestern erzählt dass sie schwer krank ist), stelle aber nach einer Stunde fest, dass das so heavy ist, dass ich hoffe dass sie noch nicht recherchiert hat und ich muss auch aufgeben, denn ich finde nichtmals eine ansprechende homoöp. Behandlung. Dann denke ich über die Besprechung heute nach. Überlege eine Mail dazu zu schreiben. Weiß nicht wo ich anfangen soll. Überlege weiter inwiefern da im Saftladen seit ein paar Monaten wirklich krasse Fehlentscheidungen getroffen werden. Gehe im Kopf Strukturen, Menschen und Positionen durch. Überlege weiter, an welchen Stellen ich welches Wissen wie einbringen könnte. Stelle dann fest, dass das auch ziemlich komplex ist, ich aufgrund meines Fachwissens zwar die strukturellen Herausforderungen erkennen kann, muss dann aber aufhören Lösungen zu finden, weil das alles viel zu krass politisch überlagert ist. Mir ist heute in der Besprechung nochmal klar geworden wie wenig unternehmerische und viel sehr mikropolitische Entscheidungen in dem Saftladen gefällt werden. Dann habe ich erst mal gespült. Und dann weiterüberlegt, dass ich das ganze Komplexe einfach mit Blick auf mich reduzieren muss. Ich muss diese Führungsposition einfordern, ich muss für mich die fette Gehaltserhöhung durchsetzen und ich muss ab Freitag Urlaub nehmen. Mehr muss ich in dem Saftladen gar nicht. Und der Bierfreundin muss ich einfach beistehen wenn die weiteren Laborergebnisse am Freitag eintrudeln. Zum Glück kenne ich zwei Fachärzte ziemlich gut die ihr sicherlich weiterhelfen können. Ich werde weder den Saftladen noch sie heilen können. Mist. Hätte beides gerne und mit Herz gemacht. (Liest sich jetzt wahrscheinlich irgendwie blöde, dass ich da diese beiden Sachen so in einen Pott werfe. Selbstverständlich liegt mir die Gesundheit und das Leben der Bierfreundin um Milliarden mehr am Herzen als der Auf- oder Untergang des Saftladens. Sind einfach nur die beiden Sachen die mich heute am meisten beschäftigt haben.)

Das einzige, was gerade nicht so komplex erscheint, ist die Situation mit meiner Mutter. War ja auch schon mal anders. Die Situation ist jetzt gerade so "normal traurig". Wie übel, denke ich mir gerade: ich bin schon daran gewöhnt wie sehr es weh tut dass sie so schwer krank ist. Was die Jahre halt so mit sich bringen...




Und auch die Sache mit dem jungen Mann erscheint mir gerade unendlich komplex. Der ist ja so jung! und und und. Und mein Herz hat noch nie so sehr "jaaa!" geschrien. Wo soll das denn hinführen und wie soll man die Nachrichten und seine Fragen und die Gespräche usw, wie soll man das denn alles interpretieren!?? Und wieder überlege ich Komplexitätsreduktion. Habe heute noch im Auto darüber nachgedacht und zwar wie folgt:

Da waren zig Männer. Und wenn ich mir jetzt mal richtig Zeit zum drübernachdenken nehmen würde, käme ich wahrscheinlich auf dreißig vierzig fünfzig oder so. Ich habe heute einfach beschlossen dass ich voraussichtlich nie über die Anzahl nachdenken werde, ist einfach zu aufwendig. Lasse ich es auf dreißig oder fünfzig kommen, ist doch auch egal. Jedenfalls weiß ich genau, dass ich schon sehr viel erlebt habe. Da waren große, kleine, reiche, arme, äußerst gebildete, eher ungebildete, wirklich geliebte, namenlose, dünne, dicke, liebe, sehr sportliche, beruflich erfolgreiche, drogenabhängige, verdammt heiße, mich vergötternde, spanische, indonesische, englische, französische, amerikanische, rumänische, persische, angesagte, hoch musikalisch begabte, obergutbestückte und sogar ein Mikropenis (!) dabei (mit Sicherheit habe ich irgendwen vergessen). Wen berühmtes hatte ich btw noch nicht. Wobei, nee, stimmt gar nicht...damals in Berlin - naja, egal, habe ihn eh nicht erkannt. (Ich bin schlecht in Gesichter erkennen, btw. Ich könnte mich mit George Cloony unterhalten und würde mir dabei nur überlegen, dass ich den Typen schon mal irgendwo gesehen habe, würde es dann aber als dejavu abtun.)

Also summasumarum habe ich so ziemlich viel durch. Und das war gut und jeder für sich war in dem Augenblick auch gut. Aber! Der junge Mann reiht sich da doch nicht ein, der ist wirklich besonders. Und nichts in meinem Kopf kann ihn irgendwie oder irgendwo einordnen, das kann nur das Herz.

Vielleicht spinne ich aber auch einfach nur. Passiert einem ja schon mal wenn man verliebt ist. Also Komplexitätsreduktion: ach der Süße, bin gespannt ob und wann wir uns wiedersehen. Sonst kommt bestimmt irgendwann ein anderer, der sich dann nicht einordnen lässt.

OMG, stop that fuckin brain. Lets do some push-ups....