Ich mag das nicht wenn Männer ihre Frauen als "Olle" bezeichnen. Mein Kindergartenfreund macht das, und das schon bevor das erste Kind da war (mittlerweile sind es zwei). Das ist seine Welt. Ich fragte ihn beim ersten Kind, auf seinem dreißigten Geb warum er ausgerechnet die geheiratet hat und mit ihr ein Kind bekommt hat. Seine Antwort war schlicht: mit dreißig wollte ich das erste Kind und das habe ich jetzt. Als ich kurz einlenkte, so ganz beiläufig und wirklich kurz, dass ich das schade fänd oder es mich auch noch gäbe oder irgendwie sowas, schaute er mich mit gr Augen an und fragte erschrocken, warum ich das denn nicht eher gesagt hätte, warum ich erst jetzt damit ankommen würde. Nun gut, der Drops war gelutscht. Ist für ihn geluscht. Zwei Kinder, erst ein Junge, dann ein Mädchen, beide wunderschön, er baut gerade sein Elternhaus (drei Häuser weiter als mein Elternhaus) um und das wars. Mehr erwartet er nicht. Als er damals den Ausdruck "Olle" benutzte, saßen wir in einer Männerrunde zusammen (ich war eher zufällig da) und es ging darum, dass mit der Ollen ja im Bett auch nichts mehr geht. Ich mochte sie btw nie. Er zieht da sein Ding durch was in seiner Welt gut ist. Seine Schwester (deutlich älter als wir) sagte mal zu mir, dass er ja nicht der Schlauste sei. Ich nehme an seine Frau sieht das ähnlich. Ich nicht. Er war der erste Mensch, mit dem ich Freundschaft erlebte. Neulich hatte sein Sohn Geb, ich erinnerte mich an den Tag und das Datum und schickte eine liebe Nachricht. Es war einer dieser Tage neulich, als es für einen kurzen Moment aussah, als der warme Frühling nun. Er hat sich sehr gefreut. Ich solle unbedingt auf ein Bier vorbeikommen wenn er das Haus fertig umgebaut hat.

Ich wollte was ganz anderes aufschreiben. Die Olle von meinem Vater kotzt mich tierisch an. Sie rief mich heute auf dem Handy an (wir telefonieren sonst nie und ich habe ihr auch nie meine Nummer gegeben) um mir mitzuteilen, dass ich ja am Samstag zw fünf und acht das Haus schmücken könne, ob seines quasi runden Geb am Sonntag, denn zu dem Zeitpunkt seien sie kegeln und ich hätte doch was von Deko gesagt. Ja, ich habe Sonntag was von Deko gesagt. Ich habe mit meinem Vater nochmal kurz überlegt wie er was umstellen könne etc für die Feier. Dadurch, dass das Wohnzimmer zum Pflegezimmer geworden ist, und aufgrund der Wetterverhältnisse die Terasse nicht nutzbar sein wird, könnte es etwas eng werden. Er hat alles mit Essen und Trinken top organisiert, aber ich wolllte noch ein paar Details einbringen. Hast du schöne Serviertten? Ein paar Blümchen auf den Tischen? Hier vorne und da vorne könnten wir noch einen Stehtisch hinstellen. Ich weiß schon von ich die leihen könnte. Ihm war nicht richtig klar dass man bei so einer Feier auch schöne Servietten etc benötigt, und er hatte auch die Raumproblematik nicht vor Augen, schenkte meinen Orga-Ideen aber direkt Vertrauen. Und dann kam die Olle plötzlich dazu (tbc)




(paar Worte fehlen inkl Vertipper, aber ich lass das jetzt so stehen)

Sie telefonierten kurz vorher und plötzlich stand sie im Raum. Sie hat einen Schlüssel. Wie ich feststellte. Ich könnte kotzen. Sie klingelt nichtmals vorher kurz. Ich klingel immer ganz kurz bevor ich mit Schlüssel reingehe. Ich finde das ist richtig. Orrrrr...bin direkt wieder auf hundertachtzig.
Jedenfalls waren wir gerde dabei zu besprechen wo noch ein Stehtisch hinpasst und dass ich mich um schöne Servietten und Deko kümmere. Ich kam übrigens dort mit einem Blümchen (im Topf) am Ostersonntag an, hatte ich abends noch im Supermarkt gekauft, habe im Keller einen schönen schlichten weißen Übertopf gefunden (wenn mal einer einen Übertopf braucht: ich habe davon en masse im Keller und weiß nicht woher) und suchte eigentlich noch ne schöne Osterdeko dazu, habe aber anscheinend in einem Aufräumwahn neulich alles weggeworfen, fand dann aber noch ein Döschen mit Schleifenbändern, in gelb, mit Draht, so gute Dekobänder und die sind noch von der Kommunion meiner Nichte (jetzt 20) und hatte meine Mutter damals besorgt und mit geschmückt und ich habe die irgendwie aufbewahrt und band also davon was um den schönen schlichten weißen Übertopf. Das Essen (orrr wie geil die polnischen Pflegefrauen kochen!!!) war noch nicht richtig fertig, ich war am verhungern und da wir katholisch sind und damit Ostern ein sehr hoher Feiertag ist, fragte ich meinen Vater nach einem Aperitiv wie zu Weihnachten. Er schlug VW vor, ich favorisierte einen guten Sherry. (VW ist übrigens ein Kultgetränk aus den sechzigern/siebzigern: Vermuth und Williams, sprich Martini mit Williams - hoffe das gibt keine Gugelanfragen..). Mein Vater und ich standen also in der Küche (in der Küche in meinem Elternhaus gibt es keine Sitzmöglichkeit, Esszimmer aber als Mittelpunkt direkt nebenan) und stießen mit "Frohe Ostern" und einem wirklich verdammt guten Sherry an und ich erzählte ihm von den Bändern an dem Blumentopf. Er erinnert sich natürlich Null an die Deko bei der Kommunion damals, fragte wer das gemacht hatte, Mama?, klar, wer sonst...fand es aber glaube ich gut, dass ich das alles so wertschätze. Er mag das, glaube ich, dass ich Dinge an denen Erinnerungen hefte, extrem wertschätze. So auch mit dem Geschirr seiner Oma, was ich nun täglich mit Freude benutzen, aber das ist nochmal ein ganz andere Geschichte. Also jedenfalls war erst alles gut, denn wir beide tranken auf Ostern und das Essen war hervorragend und die schöne Blume stand auf dem Tisch, und die aktuelle Pflegefrau sitzt oberlieb dabei und meine Mutter auch und ich lobte seine Organisation bzgl der Getränke und des Essens für seinen Geb und gewann ihn gerade für Details für die Feier als die Olle eintraf. Als Erwachsene habe ich das natürlich alles eins a gewuppt, schöne Gespräche geführt, schön eine Rauchen gegangen, schön Nachgefragt wir ihr Trip nach Frankreich war, schön von meinem Trip nach HH erzählt, schön den Wein gelobt den sie mitbrachte, schön ordentlich benommen, so wie gelernt. Mein inneres Kind schrie schon und ich habe es später in drei Kneipen und einer ganz üblen Disko weiter betäubt. Also jedenfalls rief sie mcih dann heute an um mir mitzuteilen, dass ich halt Samstag von fünf bis acht Zeit hätte, die Wohnung zu dekorieren. Vielleicht glücklicherweise war ich im Büro, in meinem fetten geilen Einzelbüro in dem ich zurzeit die absolute Königin und Gewinnerin bin und vllt konnte ich auch deshalb ganz cool zu ihren Dekoideen (Girlanden und Luftballons und Co - ich kotze weiter) sagen, dass wir vllt unterschiedliche Vorstellungen von "Deko" haben. Ich schlug ihre Ideen aus und sagte, was mir vorschwebte. Und mir schwebt vor, was ich von meinem Elternhaus kenne: schöne Serviette, ein paar Blümchen in kl Vasen auf den Tischen, Silberbesteck und hochwertige Gläser frisch poliert, weiße, lange Tischlaken, Eiswürfel im Eiswürfelkrug, schlichte Kerzen noch und nöcher - schlicht und edel. Beim besten Willen aber kischige Girlanden oder so gab es bei uns noch nie. Aber sowas kennt sie nicht. Aber das ist nun mal das was in meinem Elternhaus stets gelebt wurde und genau das werde ich samstag von fünf bis acht für Sonntag vorbereiten. Nicht mehr, und nicht weniger.

Und gestern habe ich mich noch geärgert warum ich Sonntag so sehr in all den Kneipen versackt bin und so viel trinken musste und heute weiß ich warum.

Ich mache das als Erwachsene alles mit, alles ok, er soll glücklich sein, meine Mutter bekommt hoffentlich von all dem eh nichts mehr mit. Aber wenn er nochmal heiraten sollte, dann raste ich aus. Ich muss meinem inneren Kind ja wenigstens ökonomische Sicherheit bieten. Und es geht um viel. Nicht ein kleines Vermögen. Kein mittleres Vermögen. Ein richtiges Vermögen.

(Wieder ein paar fehlenden Worte oder Vertipper - ich merz das alles auch wenn ich es in einem Roman zusammenfasse. Hoffe der Lesefluss ist nicht allzu beeinträchtigt)

Oha. Weiß die Madame eigentlich, wie groß das Vermögen ist?

Ich befürchte: ja.

Dann kann man Ihnen nur wünschen, dass Ihr Vater - sollte er denn nochmals heiraten wollen -, einen Ehevertrag schließt.