Wenn die guten Hormone regieren, macht das zwar auch nichts besser, aber ich komme wenigstens nicht richtig schlecht drauf.
Ich war beim Sport, ich war in der Sauna, ich habe vorher nach dem Ausschlafen augeräumt, geputzt usw. Es war gut. Nette Leute in der Muckibude, nette Leute in der Sauna. Man kennt mich mittlerweile. Woüberall hier und da ein netter Small-talk, Hilfe beim Pumpen (beim zweiten und dritten Satz brauche ich immer jmd der mir das Gewicht am Ende abnimmt, ich schaffe das dann nicht mehr alleine abzulegen), einen Platz kurz vorm Aufguss für mich freirücken und schließlich ein Parkplatz direkt vor meiner Haustür.
In der Sauna schaue ich in den Spiegel und sehe dass ich unheimlich erschöpft aussehe. Dasselbe Bild wie seit Monaten.
Jetzt sitze ich seit acht hier zu Hause, trinke Wein weil ich a) einen von meinem Vater gestern geschenkt bekommen habe, b) mir einbilde dass ich sparen muss und diese Biersauferei nicht günstig ist und c) Wein laut Lieblingsfreundin weniger Kalorien als Bier hat und ich meine Figur gern noch optimieren möchte. Ich saß zuerst im Wohnzimmer auf der Couch. Schön aufgeräumt alles und sehr gemütlich bei mir. Ich mag meine Wohnung. Ich hörte Musik. Auf twitter lese ich was so im Fernseher läuft. Ich mag Fernsehen nicht. Viel zu selten gefällt mir irgendeine Show, irgendeine Serie oder irgendein Film. Sonntagsmorgens im Bett gucke ich Fernsehen, ja, aber ansonsten mache ich selten - ist jetzt auch egal. Ich gehöre jedenfalls nicht zu den Menschen, die abends immer den Fernsehr anschalten. Ich hörte also Musik (Cohen), trank Wein, starrte aus dem Fenster. Schöne Aussicht, viel grün und das quasi in der Innenstadt. Vögelchen im Garten. Und da kam es dann wieder hoch, dieses Gefühl was pms direkt in eine Weltuntergangsstimmung katalysiert hätte: ich bin alleine. Ich bin viel zu viel allein. Was machen die anderen Menschen? Es fühlt sich an, als hätten alle einen Partner, nur ich nicht. Und dann die Sorge, die mir heute schon mal gedanklich überkam: die Angst immer alleine zu bleiben, nicht (mehr) beziehungsfähig zu sein, auf diesem Arbeiten-Sport-Sauna-Lebensstil hängen zu bleiben. Wenn es doch wenigstens Karriere wäre...Aber ich dümpel irgendwie so vor mir her. Die einen gründen eine Familie, die anderen machen Karriere und kaufen sich eine Eigentumswohnung.
Ich versuche mich von außen zu betrachten und mich selbst sy*stemisch zu ber*aten. Dann sieht das alles schon gar nicht mehr so schlecht aus. Dann erkenne ich an, was ich für mich in meinem Leben schon erreicht habe. Dann sehe ich nicht wie schlecht und erschöpft ich aussehe, sondern wie hübsch ich bin und was für tolle Haare ich habe. Dann finde ich das genau richtig und auch sogar verdammt cool wo ich zum Sport gehe, dass ich alleine in der Sauna komplett entspannen kann, was für eine gemütliche Wohnung ich mir eingerichtet habe, was für eine gute Entscheidung ich mit der Urlaubsbuchung ich traf und dass ich so gut gespart habe, dass ich mir das einfach leisten kann und wie gut ich mit mir umgehe, dass ich bei diesr krassen anstrengenden Phase Samstagsabends einfach einen auf ruhig mache um zeitig alleine in einen erholsamen Schlaf zu fallen.
Es bleibt ein schaler Beigeschmack. Oder sowas wie Zukunftsangst. Oder nicht-zu-genügen-Angst. Oder oder oder. Hautsache die Hormone spielen nicht noch ihren bösen Streich dazu. So lässt es sich wenigstens aushalten.
overloaded am 12. Mai 13
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