Schlagartig wird mir klar was mich so fertig macht, was immer alles zu viel ist: es fühlt sich an als müsse ich non-stop nach dem optimistischen Blick suchen, mich non-stop neu ausrichten in meiner Sichtweise um in dem ganzen Scheiß, in meinem ganzen Scheißleben was Gutes zu finden. Das ist das was mich so fertig macht und was alles so anstrengend macht. Und es kotzt mich langsam an immer wieder Ressourcen aufzuspüren, immer wieder das Gute an der Sache zu suchen und die Einstellung daran auszurichten. Man sagt mir nach, ich seie ein Steh-auf-Männchen, immer wieder steige ich wie Phönix aus der Asche, und wie unglaublich zäh ich sei! Ja man bewundert mich schon sogar dafür. Und ich könnte einfach nur kotzen. Kann nicht einfach mal wieder irgendwas von sich aus einfach gut sein in meinem Leben?
Im Telefonat mit der Lieblingsfreundin kommen wir irgendwann auf den Moment zu sprechen, als wir uns kennenlernten. Ich erzähle, dass ich Angst hatte, dass sie mir keine Zigarette gibt, nach der ich sie anschnorre, weil ich keine habe und sie sympatisch aussieht und ich sie deswegen frage, am ersten Unitag. Sie erzählt mir heute, dass sie Angst hatte, dass ich weiter nichts mit ihr zu tun haben wollte, weil ich so hübsch und attrativ sei. Ich bin erstaunt. Ist die Lieblingsfreundin doch um Längen attraktiver als ich. Ja, die Sache mit der Wahrnehmung...
Die Bierfreundin sagt Hilfe am We bei der Bewerbung zu. Sie wird die Bewerbung perfektionieren. Weil sie es kann.
Meine Mutter hätte fast keine Reha bekommen sondern wär gut eine Woche nach der OP einfach so nach Hause entlassen worden. Vom Grad des Pflegefalls her absolut unmöglich. Zum Glück ist mein Vater knallhart und nach zwei drei Telefonaten war die Reha dann gebongt. Momente in denen sein extremes Auftreten weiterhilft. Ein zwei klar Ansagen, und es geht plötzlich doch.
Ich trinke und höre Musik zum Abspannen und dann laufen die Tränen doch noch richtig. Hatte ich die ersten heute doch so schnell trocknen und in Aktivität (spülen, Bewerbung schreiben) kanalisieren können. Aber jetzt ist endlich Ruhe. Jetzt ruft keiner mehr an. Jetzt rufe ich keine Freundin mehr an. Jetzt höre ich Musik und versuche runterzukommen. Und da laufen die Tränen. Und erinnere mich immer wieder in solchen Momenten an das eine Gespräch, dass meine Mutter und ich damals hatten, damals in dem Sommer nach dem Frühling in dem die Diagnose stand. Ich versuche mich ganz stark an ihre Worte zu erinnern. Dialog für Dialog. Und auch ich vergesse immer mehr. Genaugenommen habe ich nur dich, sagte sie, da spülend in der Küche stehend während ich in der Türschwelle zur Terrasse rauchend stand. Dieser Augenblick. Wie eingebrannt. Und auch dieses Gespräch darüber, wenn es ihr wirklcih schlecht gehen wird, dass sie das dann gar nicht mehr mitbekommt, aber es für mich ein Horrortrip wird. Ich versuche mich zu beruhigen indem ich ihren Worten Glauben schenke und sie das alles jetzt gar nciht mehr mitbekommt.
Der Stellenwechsel wird vor Herbst nicht klappen. Heute Abend erfahren. Ich fühle mich unendlich verarscht. Wie naiv war ich eigentlich dass ich dachte in dem Saftladen gäbe es noch einen einigermaßen guten Weg für mich. Wie verdammt naiv bin ich. Ich hasse mich dafür.
Ich fühle mich so sehr verarscht. Und bin sauer auf mich, weil ich so naiv war.