Ha! gtd! Der dicke Umschlag an die Steuerberaterin ist zugeklebt (2012 und 2011, ähem), die Bewerbung zum Korrekturlesen rausgeschickt, die Zeugnisse zum einscannen zusammengesucht und die Anmeldung zur weiteren Fortbildung (quasi Aufbaukurs) wird gleich online durchgeklickt.
Beim Raussuchen der Zeugnisse fiel mir mein Abiturzeugnis in die Hand. Oder vielmehr eine beglaubigte Kopie (das Orginal lag jetzt irgendwie nicht in der Mappe...). Da ich es mir seit dem Abitur nicht mehr angeschaut habe, blätterte ich es mal kurz auf. Mein Abi ist gar nicht 3,2 wie ich immer dachte, es ist 3,1! Erst mal kurze Freude. Dann suchte ich die Legende, denn wieviel Punkte welche Note bedeuten, habe ich mir noch nie gemerkt. Ich wusste immer nur: fünf Punkte müssen es mindestens sein, dann bist du durch. Ich las die Legende, schaute mir die Fächer und Noten an. Die große Enttäuschung kam direkt wieder hoch, als hätte ich das Zeugnis heute nachmittag überreicht bekommen. Kunst und Sport waren die einzigen Fächer, in denen ich in der gesamten Oberstufe eine zweistellige Punktzahl erreicht hatte. Nichtmals in Französich waren mehr als acht Punkte drin. Wie schlimm enttäuscht war ich damals, denn wie sehr hatte ich gelernt, wie sehr hatte ich mich bemüht, besonders im letzten Jahr.
Ein kleiner Stich fährt durch mein Herz, tut es doch immer noch ein bißchen weh. Ist es doch wieder eines dieser üblichen Abläufe in meinem Leben: sich ganz feste anstrengen aber mehr als unterer Durchschnitt kommt nicht dabei rum. Nichtmals die jahrelange Beteiligung im Schulorchester wurde unter Bemerkungen notiert. Wie wertschätzungsarm. Da helfen auch die zehn Punkte in der mündlichen Französischprüfung nicht. Aber gut, das habe ich dann vielleicht fürs Leben gelernt.
Eigentlich wollte ich was ganz anderes erzählen! Ich habe nämlich Latinum, Graecum und Hebraicum, weil schlicht der zeugnisausfüllende Lehrer oder Mitarbeiter oder wer auch immer vergessen hat das durchzustreichen! Ich lache immer noch darüber. Wie geil das damals war, als mein Vater da auf seinem Platz am Esstisch sitzend sich ehrfürchtig das Abiturzeugnis genaustens anschaute (er war stolz weil einfach Abi, meine Eltern habe beide kein Abi, in deren Familie auch kaum jemand) und durchlas und mich dann stolz anschaute und mir zu den drei Auszeichnungen gratulierte. Also wie toll ich das dann ja noch mit Latein geschafft hätte! und von den anderen beiden Fächern wusste er ja gar nichts!, was für ein tolles Abiturzeugnis! Ich hatte mir nach dem Blick auf die enttäuschende Gesamtnote das ganze Dokument gar nicht genaustens angeschaut und nahm es ihm ungläubig aus der Hand. Tatsache. Ich hatte irgendwo gehört, dass das Abiturzeugnis fünf Jahre lang antastbar ist, danach nicht mehr. Ich erzählte das meinem Vater und wir gaben uns nur das Zeichen bei dem man den Zeigefinger auf den Mund legt und hielten fünf Jahre lang den Mund und sagten niemandem was. Ich wäre wegen Latein beinahe nicht in die Oberstufe gekommen. Ich kann höchstens den a-c-i, aber das wars.
Oder habe ich das falsch verstanden?