Mir gehts gut. Oder sagen wir lieber: besser. Ich traue mich gar nicht mich glücklich zu fühlen. Fiel mir heute zwischendurch ein. Sobald ich glücklich bin, fühle ich mich schuldig, denn da gibt es doch so viele, denen es nicht gut geht und denen ich helfen könnte/müsste/sollte.
Vielleicht aber auch nicht.
Also, mir gehts gut. Ich laufe wieder wie ein junges Reh oder vielmehr laufe ich wieder so, dass ich die jungen Dinger überhole. Ich überhole wieder! Zügig ziehe ich meine Strecke. Ziehe mit langen Beinen und sicherem Schritt an Saisonläufern vorbei. Marathoni grüßen mich. Ich bin wieder dabei. Trapp trapp trapp. Das rechte Sprunggelenk zieht aber solange nichts anschwillt, nenne ich das nicht Schmerz sondern Aktivierung. Ein paar Muskeln fühlen sich auch überstrapaziert und sind angepisst von der Anstrengung, aber die lernen das schon wieder. Die Knie fühlen sich oberüberlegen, fordern den Rest der Beine heraus, man hört fast ein schelmisches Lachen mit dem sie sagen wollen: wir machen das mit, also kommt schon, ihr Rest der Beine! Die Lunge muckt die ersten Kilometer rum, passt sich dann aber auch an. Es ist wieder soweit, dass ich nach zwanzig Minuten so warm bin, dass ich einfach stundenlang weiterlaufen kann. Trapp trapp trapp. Es ist herrlich.
Was ich eigentlich aufschreiben wollte: die letzten Tage vorm Urlaub mag ich am meisten. Diese Vorfreude. Dieses auf einen Zettel schreiben, was im Büro noch morgen zu tun ist, um den Schreibtisch leer zu bekommen. Und dann habe ich für Fr einfach auch schon Urlaub angekündigt. Das heißt: zweieinhalb Wochen kein Saftladen. Heute um nichts kümmern außer morgen fit zu sein. Morgen zehn zwölf Stunden arbeiten, dann raus. Dann noch drei Tage Zeit um alles in Ruhe für die Reise fertig zu machen. Heute noch nicht daran denken was noch alles erledigt werden muss. Drei Tage Zeit zum packen, die Blumen entsprechend vorzubereiten, die Wohnung zu putzen uswusf. Ich liebe diese Vorfreude. Dieses wenn im Hinterkopf schon Pläne entstehen was wann noch wie erledigt werden muss. Was eingepackt werden muss. In den Urlaub fahren ist für mich irgendwie immer ein cut. Im Urlaub erfinde ich mich immer neu. Dazu muss ich alles so verlassen, dass ich erneuert gut ankommen kann. So ähnlich wie man den Schreibtisch leer macht vorm Urlaub, so ähnlich mache ich das auch mit privaten Dingen. Ein paar Erledigungen (Fahrrad in die Werkstatt bringen, Steuererklärungszeug der Steuerberaterin schicken usw.) und auch die Wohnung putzen. Das habe ich von meiner Mutter gelernt. Ich erinnere mich noch genau, wie wir damals einmal vorm Urlaub das ganze Haus putzten, meine Mutter, meine Schwester und ich. In meiner Erinnerung war dafür von meiner Mutter ein ganzer Tag angesetzt. Meine Mutter war strukturiert. Beispielsweise gingen wir auch immer in der letzten Woche der Sommerferien einen Tag in die Stadt. Da mussten dann Sachen für die Schule besorgt werden und wahrscheinlich wurden wir auch neu eingekleidet. Irgendwie ---------------------Telefon
Jedenfalls war in der letzten Sommerschulferienwoche immer einen Tag "Stadt" angesagt. Und vorm Urlaub wurde das Haus geputzt. Und ich erinnere mich noch so gut an das eine Mal. Wir putzten irgendwie die Küche. Auch oben das Regal auf dem die vier Porzellanpötte (Mehl, Salz, Graupen und noch irgendwas). Sie erklärte uns, dass wenn wir jetzt zusammen alles schön sauber machen, es toll sein wird, wenn wir aus dem Urlaub zurück kommen. Ich fand das damals sehr interessant und als wir dann aus dem Urlaub zurückkamen und ins Haus gingen, schaute ich mir alles genau an und stellte tatsächlich fest: es ist schön aus dem Urlaub zurückzukommen und alles ist sauber und aufgeräumt. Meine Mutter war jetzt nicht der Putzteufel, nicht dass ein falscher Eindruck entsteht. Sie wischte Samstags durch, Klo und Waschbecken waren immer sauber, aber ansonsten pflegte sie zu sagen: wir haben Teller, bei uns braucht man nicht vom Boden essen. Sie machte Haushalt soweit, wie es nötig war damit wir nicht verdreckten aber picobello war es bei uns höchstens samstagabends. Ich fand das gut und so ist es auch bei mir. Ok, bei mir ist es ein bißchen unordentlicher und ich wische auch nicht jeden Samstag durch, aber das Klo und das Waschbecken ist immer sauber und ich finde das reicht auch in meinen aktuellen Lebensumständen. Jetzt fällt mir gerde ein, dass dieses eine Putzen vorm Urlaub damals, das war vllt genau zu dem Zeitpunkt, als meine Mutter so alt war wie ich jetzt. Naja, vllt auch ein paar Jahre später.
Jedenfalls geht es mir gut. Morgen nochmal richtig viel arbeiten, aber dann weiter mit privater Urlaubsvorfreude. Der Flieger geht Sonntag morgen in aller Frühe. Und ich freue mich so sehr.