Jetzt aber! Von der langen Reise im Juli habe ich gar nichts aufgeschrieben, stelle ich gerade fest. Drei Wochen. Mit seinem Bus. Ein paar Tausend km. Fast bis Portugal. Kaum Gepäck, kaum Ausstattung. Nur wir und das nötigste. Und es war gut. Es war hervorragend. Der erste Stop war nördlich von Paris, dort habe ich das Finale gesehen (dachte zuerst beim Feuerwerk nachts, dass die Franzosen uns grautlieren wollten, stellte am nächsten Tag vor verschlossenen Geschäften jedoch fest, dass es dem Nationalfeiertag galt...), dann an der Loire entlang, dann ganz im Süden an der Westküste, kurz Autopanne, dann Bilbao und die komplette Nordküste entlang bis hinter Santiago und übers Inland zurück....tbc.....

Schließich landeten wir an einem Traumstrand.....




Dieses Mal gibt es etwas mehr als nur einen Ausschnitt:






Wir haben in erster Linie gecampt, aber zwei Mal stiegen wir in einem fünf Sterne Hotel ab, und es war so cool dort in Flipflops und creditkarte "mal eben" zwei Nächte und Tische für Abendessen zu reservieren! Einmal war zufällig ein spanischer Fernsehsender vor Ort und fragte mich für ein Interview an :-) Ich war aber zu feige - so gut ist mein Spanisch noch nicht. (In Frankreich hätte ich zugesagt).

Das Restaurant auf dem Foto oben war in SantiDeCom. Im Luxushotel. Direkt an dem Platz, an dem die Pilger ankommen und auf dem sie sich hinlegen, völlig erschöpft und auf die gr Kathedrale starren. Die Stimmung gegen Mittag, als wir und sie ankamen, war enorm. Sie lagen dort in Massen, den Blick völlig erschöpft in die Sonne auf das große Gebäude gerichtet. Wir schlenderten zwischen ihnen über den Platz. Einer hatte Bob Marley laut laufen. Einer hatte die Schuhe und Socken ausgezogen, alles wund. Einer lag da völlig entspannt und lächelnd.

Man hätte sich mitten rein setzen sollen, ein Bierchen schlürfend live die Atmosphäre aufschreiben sollen, fiel mir gerade eben ein, als ich merkte, dass ich heute noch irgendwas aufschreiben will. (Alternativ hätte ich jetzt über das neue Cohen Album mehr geschrieben.). Mir fiel das gerade eben ein, hier zu Hause am Küchentisch, Wochen, ja Monate nach der Reise. Und nicht dort.

Wir hatten ins Hotel eingecheckt, schlenderten über den Platz, ich sog die Stimmung auf, hielt die Augen auf: irgendwo eine Jugendgruppe die ein Hallelujah oder so singt? Ich schaute mir jeden Pilger genau an, spürte die Stimmung des Ankommens, des so glücklich erschöpft seins. Ich war voll drin. Ja!, sagte der Traummann, komm!, wir schauen was hinter der Kathedrale noch los ist!
Und dann war es vorbei. Nach zehn Minuten war ich angekotzt. Null Atmosphäre. Ein Tourishop nach dem anderen. Innerhalb von wenigen Minuten änderte sich mein Laune. Die Stimmung war hinüber. Fünf oder zehn oder auch fünfzehn Minuten spürte ich die Stimmung, die man dort erwartet, alles was dann folgte waren gefühlte eine Million Menschen, die genau genommen wie ich die Stimmung der anderen, der Pilger mitnehmen wollten, ohne gepilgert zu haben.

Wir verbrachten daraufhin zwei Tage in dem Parador, war auch gut :)