Ich habe heute zum ersten Mal einen Auffahrunfall gebaut. Wham! Was für ein Schock ist das denn Bitte!? Eine tausendstel Sekunde passiert irgendwas, was man sich nicht erklären kann und im nächsten Moment flucht man schon laut.
Zum Glück ist keinem was passiert und der andere Wagen war ein Dienstwagen. Mein armes Auto hat jetzt nicht nur die tüvreperaturen vor sich, sondern braucht auch eine neue Stoßstange und einen neuen Blinker und einen neuen Reifen (bin nach dem Unfall rechts ran gefahren und über meine Blinkerscherben gerollt so dass der Reifen platt war, total bescheuert). Die drei Polizistinnen waren nicht nur sehr nett, sondern auch so viel jünger als ich, dass ich sie kaum ernst nehmen konnte. Boten mir an den Reifen zu wechseln, mussten dann aber noch schnell zu einem anderen Einsatz. War schon irgendwie seltsam diese jungen Küken mit schlechtem Kajalstrich ernst zu nehmen. Nun ja, so passieren Lebensläufe, die einen studieren, die anderen bauen ein Haus und gründen eine Familie und manche gehen halt zur Polizei. Zu Lebensläufen später.
Der Mann am anderen Ende der Pannenhotline war obernett und der Meister, der dann auch recht schnell kam ebenso. Zack zack, Reifen gewechselt.

Was ganz anderes fand ich heute an dem Geschehen interessant: als ich auf die Ordnungshüter wartete, die Pannenhilfe schon angerufen hatte, einfach im Wartemodus war, kam ich auf die Idee dem Herzmann eine Nachricht zu schicken (die Idee meinen Vater anzurufen kam ebenfalls kurz, verworf ich aber direkt). Bevor ich auf senden klickte, zögerte ich noch kurz, klickte dann aber doch auf senden. Er rief sofort an. Und dann fing ich an zu weinen. Hatte ich mich bis dahin schon sehr geärgert, blieb ich dennoch die ganze Zeit cool bis er eben anrief und fragte wo ich genau bin und ob es mir gut ginge und dass er in zehn Minuten da sei. Als er ankam hatte ich mich wieder beruhigt und zahlte den Damen in blau mein Bußgeld (sie waren zwischendurch kurz bei dem anderen Einsatz und kamen dann wieder) und ich sah im Augenwinkel seinen blauen Bus und es tat gut dass er da war. Das Fräulein schaute ihn an, fragte sich des Blickes nach wer nun dieser Mann am Unfallort war und ich sagte ihr, das sei mein Retter.
Was ist das? Wie geht das? Habe ich doch immer alle Herausforderungen alleine gewuppt. Und alle Tränen stets nur am Küchentisch zu Hause geweint. Wir trinken einen Kaffee im Cafe direkt am Unfallort als alles geregelt ist. Tränen längst getrocknet. Du hättest doch gar nicht kommen brauchen, frage ich ihn, oder geht so Beziehung? Wie das in einer Beziehung ginge, wüsste er auch nicht, antwortete er, aber er will wissen wie es mir geht und wenn es sich anhört, als würde es mir nicht gut gehen, dann wolle er bei mir sein.

Vielleicht ist das ok. Vielleicht darf ich auch einfach mal zulassen, dass jemand bei mir ist, wenn es mir nicht gut geht. Vielleicht muss ich dieses anstrengende "immer cool bleiben und alles alleine wuppen" auch nicht mehr so extrem machen. Ich war doch genug alleine. Wem muss ich noch was beweisen?




Ich wollte ursprünglich zum Sport und danach kurz bei meinen Eltern vorbeifahren und was abholen. Ich cancelte nach der ganzen Geschichte Sport und fuhr direkt zu meinen Eltern. Zu meinem Vater. Ich sagte dem herzmann: jetzt muss ich das nur noch meinem Vater erzählen. Und, wie wird er reagieren?, fragte er. Gelassen, früher wäre er ausgeflippt, mittlerweile ist alles anders. Und so war es auch. Wie doof, sowas passiert dann einfach, sagte er nur und war heilfroh dass es nur um Blechschäden ging. Wir erzählen uns wichtigeres, reichen meiner Mutter zusammen das Abendessen an, die Pflegefrau macht derweil eine kleine Pause, meine Mutter erkennt mich, hört uns zu, versucht Kommentare zu unserem Gespräch abzugeben. Alles gut.

Alles gut. Wie krass. Wäre sie nie erkrankt wäre nie eine so harmonische Situation zwischen meinem Vater und mir entstanden.

Das Krasse ist einfach: ohne Partner, so wie früher, hätte ich nie öffentlich geweint, vielleicht auf dem Heimweg aber wahrscheinlich doch erst zu Hause.

Weinen und Partner
Das kenne ich auch. Den Einfluss des Partners auf die Art und Weise, wie stark ich sein kann. Echt seltsam. Aber ich bin der Meinung, dass das gut ist.

Vielleicht muss man sich an dem Punkt ein bißchen neu erfinden....