Mir ging es besser, als es mir schlecht ging, dachte ich heute.
Besser ist wohl nicht der passende Ausdruck, vielmehr bekannter, heimischer - irgendwie so. Mir geht es nicht gut, mir schwirren seit Wochen schlechte Gedanken durch den Kopf. Sie gipfelten vorgestern in einem Albtraum: Todesfälle und Beerdigungen. Ich wachte schweißgebadet und mit Tränen in den Augen auf.

Als mir klar wurde, dass ich zwischen den Jahren nicht zu Hause sein werde und mich somit nicht wie üblich mit dem Jahresrückblick in der Zeit in Ruhe befassen können werde, begann ich schon Anfang Dezember im Hinterkopf immer wieder mal das Jahr Revue passieren zu lassen. Für das vergangen Jahr hatte ich mir vorgenommen einfach mal glücklich zu sein und das Leben zu genießen. Und so tat ich es auch. Es war ein sehr gutes Jahr für mich. Ich habe dich, seitdem wir uns kennen (Anfang Studium) noch nie so glücklich erlebt wie jetzt, sagte die Lieblingsfreundin neulich noch. Mit dem Rückblick auf dieses gute Jahr schlichen sich aber auch langsam und heimlich die schlechte Gedanken ein. Es ist so, dass non-stop Erinnerungen durch meinen Kopf schießen, Erinnerungen an Situationen von meiner Kindheit an bis jetzt, in denen was nicht gut war. Ich nicht, oder weranders nicht, oder eine Situation für jemanden nicht. Irgendwas ungerechtes. Irgendwas verletztendes. Es ist unglaublich an was ich mich alles erinnere. Von anderen höre ich oft: daran kannst du dich noch erinnern?? Ja. Viele erinnern sich ja kaum an ihre Kindheit. Ich weiß noch alles. tbc




Im Hintergrund läuft sadnecessary. Mochte ich die Musik schon seit vorletztem Jahr, habe ich erst jetzt das Album geschenkt bekeommen. Ich liebe diesen Fantasieausdruck: die Notwendigkeit der Traurigkeit. Manchmal ist einfach etwas so traurig, dass man darüber traurig sein muss, es nicht schön zu reden ist.

Ich habe vorgestern mit meinem Patenonkel lange telefoniert, ihm von den schlechten Gedanken erzählt. Wir überlegten systemisch rum. Es sei gut und nicht schlecht dass ich mich an so vieles (schlechtes erinnere), so kann ich das Glück jetzt entsprechend wertschätzen. Und all die schlechten Dinge haben mich schließlich dahin gebracht, wo ich jetzt stehe, haben mich vorangebracht, vorangetrieben. Und die schlechten Gedanken kommen natürlich hoch, weil sie es gewohnt waren immer ganz vorne zu stehen, sie schreien auf weil sie merken, dass für sie kein Platz mehr ist. Jetzt wo sie so geballt hochkommen, kann ich sie begraben, auf dem Friedhof der schlechten Gefühle.

Es ist aber auch irgendwie eine Komponente dabei die sagt: so vielen geht es so schlecht - dir darf es doch dann nicht gut gehen!
Da weiß ich auch nicht weiter. Vielleicht nehme ich das nur so wahr dass es ihnen schlecht geht. Vielleicht geht es ihnen in ihrer Welt gut. Meine Mutter zum Beispiel. Sie nimmt ihre Krankheit mit Würde hin. Sie steht sie einfach durch. Hängt da auch halb acht im Rollstuhl, lässt sich mit dem besten vom besten füttern, hängt ihren Gedanken in ihrem Kopf nach. Gestern dachte ich sogar: krass, sie kennt die Stimme von der Dicken genau und ich muss zugeben: es machte den Eindruck als wäre sie froh diese vertraute Person um sich zu haben. Die Dicke kümmert sich auch meine Mutter, muss man ihr lassen. Hat ihr zu Weihnachten eine neue Decke geschenkt und einen flauschigen Bär, den man erwärmen kann. Meine Mutter hält ihn sehr fest. Tja. Vielleicht soll es so sein? Fakt ist: meine Mutter hätte nie die Kraft und den Mut gehabt sich von meinem Vater zu trennen. Mit kommt die Krankheit fast wie Flucht vor. Letzter aushaltbarer Ausweg.
Und meine Nichte. Ein Drama - in meinen Augen. Ihr geht´s aber anscheinend gut. Gehörlose lieben die neue wh*atsappversion bei der man wie fac*etime per Video kommunizieren kann. Und ich glaube so lange die Flat bezahlt ist, ist alles ok in ihrer Welt.


Ach, ich weiß es nicht.

Und irgendwie geht es jetzt auch wieder. Ein bißchen Tränen, ein bißchen zu Hause in Ruhe abhängen, ein bißchen gute Gespräche, ein bißchen Musik und dann kann ab morgen wieder der Alltag rufen.
Ich habe meine Wohnung in den letzten Tagen etwas entrümpelt. Das tat sehr gut. Was sich alles so ansammelt!

Kann Ihnen das gut nachfühlen. Die Zugfahrt durch die Outskirts konfrontiert einen mit unschönen Anblicken, die sehr nachdenklich machen. Allerdings hatten wir uns schon im Vorfeld dieser Reise etwas kundig gemacht über Land und Leute, von daher traf uns das jetzt nicht wie ein Schock, dass es da auch nicht zu knapp Armut gibt. Vielleicht kommt hinzu, dass die Länderkurzbeschreibungen in den Reiseführern vom Michael M*ller Verlag schon auf unsere zu erwartenden Befindlichkeiten hin getextet sind, das erleichtert es etwas, die Sache zu rationalisieren.

Allerdings sind meine Nehmerqualitäten auf diesem Gebiet doch so limitiert, dass ich es mir immer sehr gut verkneifen konnte, nach Indien oder Schwarzafrika zu fliegen...

Bin im Feb auf Mau*ritius. Bin gespannt wie es dort am Rande aussieht....

Cool. Ein Freund, der schon viel von der Welt gesehen hat, war sehr begeistert und hat uns auch eine sensationelle Diashow gezeigt. Dass nicht die ganze Insel ein Cluburlauber-Resort ist, kam da schon auch rüber, aber ich denke, man kann es genießen.

Unsere Planungen gehen abseits von Cluburlaub. Die Feinplanung steht noch nicht, aber soweit ich das bisher erkennen konnte, kann man gut und günstig kleine Unterkünfte buchen. Highlight: chin. Neuj.fest und noch ein hinduistisches Fest (bei dem die Frauen für ihre Männer beten ... )

Das klingt doch toll, freue mich schon auf den Bericht!

Schreib es auf!, riet mir mein Patenonkel.

Ich schrieb es auf. Hier. Und seitdem sind sie weg, diese blockierenden Gedanken. Ich muss einfach nur schreiben.