Schwerer Tag heute.
Bevor ich anfange aufzuschreiben, suche ich hier durch, denn so einen Tag wie heute muss ich doch schon mal beschrieben haben. Ich finde auf die schnell kein Posting. Meine aber, dass ich das schon mal beschrieben habe, dieses, wie alle an so einem Tag wie heute mit Blumen durch die Gegend rennen. War das letztes Jahr nicht der Sohn vom Inhaber der Muckibude der da nach dem Training mit Blumen in der Hand hastig den Schuppen verließ? tbc




Was hast du am We geplant?, fragt die liebe Kollegin, die längst eine sehr gute Freundin geworden ist. Ich zähle ein ruhiges, übliches We auf: Patenkind kommt zum Essen, Muckibude, Sauna, joggen und irgendwas spontanes. Und du?, frag ich zurück. Sie zählt irgendwelche Partys auf (sie ist dauernd auf Partys, sie ist fünf Jahre jünger als ich). Und Sonntag, beendet sie ihre Aufzählung, bin ich erst bei meiner Schwiegermutter in spe und dann bei meiner Mutter. Ach ja, Muttertag. Ich nehme das so auf, denke mir nichts weiter. Der Herzmann bestellte neulich irgendwelche Geschenke (guten Kaffee oder so) und erklärte: für Sonntag, da fahr ich zu meiner Mutter. Ach ja, Muttertag, nehme ich so auf und denke mir nichts weiter dabei.

Früh auf war ich heute, obwohl ich wenig und schlecht geschlafen habe. Wenig Alkohol, daher wohl zeitg auf den Beinen. Schlecht geträumt. Lag wohl an dem Film (Schmetterlingdingens). Ich träumte mir was zusammen was meiner Mutter gerade so durch den Kopf geht und kam dann zu der Erkenntnis dass sie im Pflegheim neulich------egal. Jedenfalls früh auf den Beinen, die erste Maschine Wäsche lief schon vor zehn. Im Keller wo nur meine Waschmaschine steht, steht ein Eimer in der Ecke, mit vielen Rosen. Ach ja, Muttertag. Hat einer der Söhne der Vermieterin dort wohl schon mal hinterlegt.
Ich texte die Freunde mit den Kindern an, was sie heute vorhaben, ob man sich da und da trifft oder ob sie muttertagstechnisch unterwegs seien. Ja, kam die Antwort: jetzt erst Schwiegereltern, dann später die Mutter. Ich spüre ein leichtes Beben im Herzen.
Muttertag! Die Lieblingsfreundin hat heute erstes Mal Muttertag! Schicke ihr eine liebe Nachricht und freue mich für sie.
Als ich meine Blumen auf der Fensterbank zur Straße hin begutachte sehe ich, wie gefühlt die ganze Straße mit Blumen und Kuchen unterwegs zu sein scheint. Mein Herz bebt weiter. Ich schmeiße mich in meine Lauf-Klamotten. Will los, das Telefon klingelt, der Herzmann ruft an. Wie geht es dir?, fragt er und mein bebendes Herz bricht aus, ich kann nicht mehr atmen, Tränen ohne Ende finden endlich ihren Weg.

Laufen ist gut. Sport ist gut. Wie sehr hat sie es gemocht dass ich viel Sport mache, mich fit halte und dabei auch richtig gut bin! Immer wieder hat sie mich angefeuert. Davon werde ich ewig zehren.

Dann war ich in der Stadt (verkaufsoffen heute) und wollte einen Bikini oder so kaufen. Meine Figur sagt mir in der Umkleide, dass es noch nicht an der Zeit ist, Bademoden anzuprobieren. Die Sonne scheint, meine Tränen wissen sich hinter der Sonnenbrille gut versteckt. Treffe zwei alte Kolleginnen aus dem Saftladen. Macht alles auch nicht besser. Gehe zur Bank. Das Konto ist prall. Geld macht nicht glücklich, Geld beruhigt, sagte meine Oma immer. Ja, so ist es, Oma hatte Recht. Überlege wenigstens eine CD zu kaufen. Das neue gröne.album habe ich noch nicht (gehört). Gehe in den Laden rein und beim nächsten Ausgang wieder raus. Keine CD. Ein neues championkillersudoku wäre noch möglich - auch nicht. Ich laufe nach Hause und kaufe für sechs euro sushi an der Tankstelle, setze mich in die späte Sonne auf den Balkon und das kühle Bier scheint alles zu kühlen, alles abzukühlen. Mehr davon bitte. Morgen einen offiziellen Termin um zehn - oder einfach mal krank melden. Irgendwas.

Dann fahr doch heute auch zu deiner Mutter!, schlägt der Herzmann spontan vor und bemerkt im selben Moment, dass der Vorschlag scheiße ist. Es ist doch völlig egal ob ich da heute oder morgen oder übermorgen hinfahre. Ich kann nicht mehr mit ihr sprechen. Oder viel mehr: sie nicht mehr mit mir. Das ist das was so weh tut. Und wenn ich das immer gut im Griff habe, mich schon so sehr peu a peu verabschiedet habe, so tut es heute doch mal wieder besonders weh. Es tut einfach weh.

Hänge immer noch durch. Hätte nicht gedacht dass mir das so sehr den Boden unter den Füßen wegzieht.
Zum Glück kurze Woche.