Das Schema sucht ein Thema.
Ob es mir wirklich gut geht, frage ich mich. Ich erinnere mich genau, wie lange es mir sehr schlecht ging. Und ich erinnere mich auch genau, wie schlecht es mir ging. Wie viel ich durchgehalten habe. Wie viel Kummer ich mit mir rumgetragen habe. Wie ich mich gequält habe. Wie ich geweint habe, immer wieder, bald jeden Tag. Manchmal schon morgens, manchmal am Tage, manchmal wenn ich abends die Tür hinter mir geschlossen habe. Viele traurige Jahre. Sehr viele.
Und dann schaue ich auf jetzt und sehe, wie viel gut geworden ist. Wie gut ich für mich sorgen kann. Ich gehe laufen, ich gehe in die Muckibude, ich habe diesen Herzmann gefunden, da sind wirklcih gute Freunde, ich reise, ich habe einen guten Job. Von außen betrachtet ist alles gut. Sicherlich, meine Mutter geht es zunehmend schlechter und es tut weh wie am ersten Tag der Diagnose. Es tut sehr weh. Ich habe jetzt schon keinen Bock auf die Sprüche wenn sie stirbt "es war eine Erlösung blablabla." Es tut weh.
Und jetzt wollen Tränen kommen, aber sie kommen nicht. Auf der Arbeit ist es gerade sehr stressig (der Job ist drei Wochen im Jahr sehr stressig). Ich burnoute. Arbeite bis abends zehn und ab morgens sieben. Bier. Sitze im Auto und fahre nach Hause (um dort weiter zu arbeiten) und denke: jetzt im Stau, jetzt kann ich mal endlich heulen. Aber nein. Sofort so Gedanken: was fehlt mir jetzt genau, was kann ich jetzt gebrauchen, ach war das und das heute schön usw. Ich berate mich bestens selbst.
Und dann kommt diese Angst: mache ich mir selbst was vor? Rede ich mir alles schön zurecht? Ist da nicht irgendwo ein Fehler, was schlechtes? Das alte Schema, in dem es mir so schlecht ging, sucht nach Themen.
Heute morgen gab es dann mal (endlich) eins. Ich war beim Arzt und irgendwas ist nicht ok. Nichts oberdramatisches. Viel mehr: wenn da noch Nachwuchs kommen soll wird es jetzt wirklich Zeit. Ich spüre schon seit Wochen dass sich mein Körper verändert. Natürlich bin ich noch nicht sooo alt, aber lange weiter aufschieben geht auch nciht.
Das ist ein Thema, aber darum geht es jetzt gar nicht so sehr. Vielmehr dieses: ich traue mich nicht, dass es mir gut geht, so irgendwie......
Sehr große Freude macht es mir, wenn der Herzmann und ich zusammen arbeiten. Das ist so klasse! Das macht Spaß. Und ich erinnere mcih, dass ich immer überlegte: ich wünsche mir einen Partner, mit dem ich auch zusammen arbeiten kann. Ich arbeite gerne. Ein guter Job macht mir Freude.
Heute am späten Nachmittag arbeiteten wir noch zusammen. Ein Kollege, der in einer völlig anderen Abteilung arbeitet und mit dem wir wenig zu tun haben, sah und hörte uns und kam und sprach uns an und sah wieviel Freude wir hatten. Er lachte mir uns.
Immer wieder: dieser neue Job (jetzt schon seit zwei Jahren) ist die Entschädigung für den ganzen shice im dem Saftladen.
Und es ist auch so klasse wie wir beide uns gegenseitig bereichern. Ah, das und das, das kommt bißchen seltsam rüber, mach doch mal so und so. Ja, gut, super, und guck du mal hier, da kannst du das und das noch so und so optimieren uswusf
:-)
Er ist sehr intelligent - ohne sich selbst so wahrzunehmen. Er checkt gar nicht wie viel Respekt seine Kollegen vor ihm haben. Er ist einfach Hansi, Hans im Glück. Läuft da strahlend durch die Gegend und bemüht sich einen guten Job zu machen und dabei noch in den Spiegel schauen zu können. Ich finde ich einmalig. In meinen Augen ist er etwas ganz besonderes.