In der Hinterhofmuckibude ist nichts los, als ich ankomme. Zum ersten Mal kann ich mein Auto auf den beiden, kleinen Parklücken am Eingang parken. Noch nie stand mein Elfenporsche dort. Die Sommerreifen sind seit gestern drauf und somit auch die wirklich geilen Alufelgen. In der heutigen Sprache würde man sagen: die sind Porno, der ganze Wagen ist Porno.
Porno ist übrigens auch meine neue Sonnenbrille. Gab es schon nach Weihnachten zum Geb und feiert jetzt in der Frühlingssonne wirklich Premiere.
Mit dem neuen Haarschnitt. Die Locken sind in einem Pagenschnitt gebändigt. Keine langen Fussel mehr.
Ich war gefühlt lange nicht in der Muckibude, am Eisen. Seit dem guten Wetter, der Zeitumstellung, laufe ich wieder. Trapp trapp trapp. Neue Schuhe. Dasselbe Modell wie vorher, der Porsche unter den Laufschuhen, in diesem Jahr endlich auch mal in coolen Farben. Also quasi auch P.
Natürlich bin ich noch nicht wieder bei 10km in weniger als 45 min, aber auf dem Weg dahin. Trapp trapp trapp - back on the road.
Heute aber mal wieder ans Eisen zu gehen, tat gut. Unglaublich wie fit ich bin. Jeden Tag Liegestütze und situps helfen über Durststrecken hinweg.
Der Mann, der auch schon lange dort trainiert und kaum Deutsch kann und mich Prinzessin nennt, ist da. Wir strahlen uns an. Haben gleich viel Spaß an Sport. Ein jüngerer Mann in seinem Schlepptau. Kurz ein Gedanke bei mir, ob die beiden in dieser anderern Sprache über mich sprechen, mich anglotzen. Ich habe meinen Sport Bh vergessen und man kann durch das alte, durchwaschene gelbe Tshirt alles sehen, meine ganze Brust malt sich ab. Dann doch schnell klar: nein. So ist es dort in der Muckibude nicht. Dort geht es um Sport, ums Trainieren, ums Eisen. Wir tauschen uns aus über trainingseinheiten, über Übungen, über unsere Muskeln die wir im Spielgel betrachten, au. Wir kennen oft nichtmals unsere Namen.
Namen sind Schall und Rauch, kam mir heute mal wieder in den Kopf.
Es ist schwer zu beschreiben wie es dort ist, von der Stimmung her, vom Umgang miteinander. Es ist wie ein Zufluchtsort, wie eine andere Welt, wo eigene Gesetze gelten. Alter, Geschlecht, Herkunft - nichts spielt eine Rolle. Es geht nur ums trainieren. Und das ohne Wettkampf.
Neulich erlebte ich dort eine interessante Situation, die das evtl beschreibt: zwei Jungs Männer trainierten an einem Gerät. Die Geräte sind dort so, wie in den achtzigern - man legt Platten drauf, man legt Gewichtscheiben drauf, oder steckt sie entsprechend ab. Am Eisen. Ich wartete, wollte auch an das Gerät. Die beiden Jungs waren fertig - ob sie das bei fünf lassen können oder ob ich was anderes wolle, fragten sie. "Fünf" waren fünf Platten, ich glaube á 10 kg. Mit meiner Pokermine sage ich: ah danke, aber bei mir bitte 7. Die Jungs sind "end"-trainiert. Also so junge Männer von dreißig/vierzig die viermal die Woche trainieren. Und jetzt kommt´s: sie zweifelten gar nicht daran dass ich mit weniger trainiere, sie steckten direkt um auf sieben. So wie selbstverständlich.
Ich trainiere dort mit einer Platte.