Ich weiß jetzt wofür man Kinder braucht. Als Handlanger. Wie oft, genau genommen meine ganze Kindheit lang, musste ich als Handlanger dienen!
Daran erinnerte ich mich gestern, als ich Regalbretter verbinden musste. Die "Kammer" habe ich gestern komplett mit Regalböden versehen. Einmal drumherum an allen Wänden. Dieses Schienensystem, was wir doch alle aus den siebzigern und achtzigern kennen. Übrigens: die neuen Träger sind nicht mehr kompatibel mit den alten Schienen. Wir waren überrascht. Jedenfalls ging es dann irgendwann darum, die Bretter also die Böden jeweils an den Ecken von unten mit Verbindern zu verbinden, dh pro Ecke und Regallage vier Schrauben von unten reinzubohren. Die eine Hälfte habe ich jeweils draußen gemacht, aber die jeweils anderen Bretter also Schrauben musste ich im Regalsystem machen. Und da fiel es mir auf: jetzt bräuchte ich jemanden, der von oben leicht gegenhält. So wie ich früher bei meinen Vater beim Helfen immer gegen das Brett halten musste. Die Tätigkeit, also dieses Gegenhalten war total stupide. Ich stand doof rum und wenn er dann bohrte sollte ich aufpassen und gegenhalten. Zwischendurch holte er neue Schrauben, tauschte den Akku im Akkuschrauber, fluchte weil eine Schraube nicht reinging, musst nochmal was nachsägen uswusf. Ich stand rum und beobachtete alles ganz genau. Und zwischendurch kam dann eben mein Einsatz, wenn er schraubte ich gegen das Brett halten sollte.
Mir fehlte gestern genau so jemand, jemand der rumsteht während ich was nachsäge, jemand der rumgsteht während ich fluche weil eine Schraube nicht reingeht, den Akku wechsle oder neue Schrauben hole und VERDAMMT NOCHMAL JEMAND DER GEGEN DAS BRETT HÄLT WENN ICH SCHRAUBE! Da fehlt einem eine dritte Hand. Und eine Kinderhand hätte gereicht.
Ich stellte gestern nochwas fest. Dadurch, dass ich meinem Vater jahrelang beim werkeln am Haus zugeschaut habe, kann ich viel. Also dieses Zuschauen zwischen dem Gegenhalten. Ich habe eben stundenlang all diese Handgriffe genauestens beobachtet. Das ist so ähnlich wie neulich beim Brautstraußbinden, nur dass ich nie stundenlang einer Floristin zugeschaut hatte. Und ich bin gut im Handwerk! Verdammt bin ich gut mit all den Maschinen!
Ich stellte gestern übrigens auch fest, dass ich genauso wie die Handlungen auch die Redensweise beim Arbeiten von meinem Vater aufgesogen habe. Wenn eine nervige Schraube dann doch irgendwann drin ist, sage ich laut: jetzt hat er verloren!
In meiner keiner-zum-Gegenhalten-Verzweifelung (der Herzehemann arbeitete an der Einrichtung der Werktstatt) rief ich irgendwann zwei Kindernamen, die wir mal in einer Bierlaune abgestimmt hatten. Witzigerweise kam der Herzehemann direkt angelaufen.
Das Schoss wird. Langsam, aber es geht voran. Große Freude.