Jetzt schreiben. Wo anfangen? Alles anders.
Sitze auf der Terrasse, vor der Haustür, schaue in den dunklen Wald. Ob die Wildschweine schon da sind? Ich habe noch keins gesehen, nur die Wiesen am nächsten Morgen. Schaue ich nach rechts sehe ich das neue Vogelhäuschen. Ich kenne jetzt mindestens fünf neue Arten. Sie sehen aus wie gemalt. Ich habe Sorge dass Mäuschen kommen, weil die Vögel natürlich Körner auf den Boden fallen lassen. Gestern Morgen trafen die fette schwarze Katze, die hier anscheinend das Revier hütet und ich zusammen. Wir haben uns beide erschrocken. Ich hoffe sie kommt bald wieder. Ein paar Blümchen habe ich schon einpflanzen können. Ich könnte auch schreiben: einfünfhundertstel vom Garten sind fertig. Fertig. Im Haus die Küche noch nicht, die Lichtschalter auch nicht, und auch die Lampen nicht. Ich aber auch nicht wirklich. Ich bin erholt. Ich wollte gar nicht verreisen, vielmehr hier alles fertig machen. Und dann hat er mich doch überzeugt den Februar auf der schönen Insel im ind Ozean zu verbringen. Dass wir ausgeraubt werden, hatten wir nicht eingeplant. Und auch den Zyklon nicht. Und da war auch noch so viel mehr, so viel Herzlichkeit, so viele bunte Fische und Vögel, so schöne Begegnungen.
Jetzt pms. Und Bier. Könnte ich mich selbst nicht so gut beraten könnte ich mich jetzt reinschreiben und reintrinken und reinheulen wie schwer es ist nicht mehr in der Stadt zu sein, wie schwer es langsam wird schon seit Monaten provisorisch eingerichtet zu sein und wie die Arbeit mir jetzt fast zu viel wurde und irgendwas von midlife-dingens und alle Strukturen sind weggebrochen usw.
pms. bleibt alles anders. bleibt alles zu viel.
Und sonst noch?
Hospizplatz ist angemeldet. Es tut so weh.
Ich weiß nicht ob ich neue Fotoserie im ZMagazin mag oder nicht mag, jedenfalls blättere ich Donnerstags immer sofort dorthin sobald die Zeitung da ist. Ich frage mich so: was ist denn wenn die sich in dem Jahr trennen? Und: mein Mann fotografiert besser; ist aber auch älter und erfahrener. Ich habe ihm vorgeschlagen dass wir die nächste Fotoreihe dort machen können. Er meint die nehmen uns nicht. Ich verstehe gar nicht warum.
In Schleife schon seit Wochen: unter nelken
Vor einiger Zeit in Schleife und wirklich in Ruhe gehört: das letzte Album von lcohen. Habe eine sehr schlechte Kritik gelesen, fand ich schwach. Frage mich ob der Autor selbst ein Musikinstrument spielen kann.
Apropos: Akk ist ausgepackt, leider erst einmal zum spielen gekommen.
Die Lieblingskollegin ist mittlerweile eine enge Freundin geworden. Morgen sehen wir uns endlich mal wieder. Im Mai bekommt sie einen Jungen. Die Bierfreundin ist übrigens auch schwanger. Aber das ist ein ganz anderes Thema.
Watte im Kopf und alles tut weh. pms hört nicht auf.
Großer Genuss: Musik gut und laut hören.
Das Schloss ist freistehend. Eine Seite Nachbarn, sonst nur Wald und nichts. Der Herzmann hat gute Boxen mit in die Ehe gebracht. Ich drehe auf. Alles was ich seit zwanzig Jahren mal richtig gut und laut hören wollte, höre ich jetzt. Genuss hoch zehn.
Ich schreibe auch weniger, weil ich abens nicht mehr alleine bin. Und jetzt das erste mal live, in seiner Nähe. Ich sitze am Tisch und er sitzt im Sessel, liest eine Fotozeitschrift, Naturfotografie oder so. Ich drehe Musik auf und habe jetzt das Laptop aufgeklappt. Ich glaube er bekommt das gar nicht mit. Er liest halt diese Fotozeitschrift. So ist er: in irgendwas vertieft, dann gibt es nur das. Ich finde er erfüllt das Bild vom zertreuten Professor voll und ganz.
Sein Fuß wippt zur aktuellen Musik (the knife, pass this on) sehe ich gerade :-)
Das ist jetzt gerade irgenwie unglaublich. Habe ich jahrelang von meinem Platz auf der Küchenbank aus geschrieben, sitze ich jetzt plötzlich im Schoss. Wir haben seinen Esstisch hier im Wohnzimmer stehen und seine Stühle, meine Sachen sind auf den anderen Ebenen verteilt. Jetzt hat er aufgehört zu lesen
Er liest das nächste weiter! Nach der Zeitschrift noch irgendwelche Post oder so, jetzt ein Buch. Er sitzt da einfach in seinem Sessel und liest und ist von der Außenwelt abgeschieden. Ich kann währenddessen hier einfach Musik aufdrehen, Bier trinken und schreiben.
Wir hatten halt noch nie wirklich Alltag zusammen, das kommt jetzt erst. Und es ist klasse! Er fragte vorhin kurz was ich hier mache, ich sagte ich würde was schreiben. ok. Wie einfach doch alles ist. Wie doch alles einfach passt. Wie ich hier einfach zu hause bin. Im Schloss. Vor ein paar Tagen war ich überrascht. Ich arbeitete im Vorgarten (im Hang, Schloss liegt oben am Hang). Eine kleine Familie spazierte vorbei. Hier spazieren alle vorbei denn hier beginnt das Naturschutzgebiet. Die Frau so zu ihrem Mann: ach schau mal, das ist auch ein schönes Häuschen, wie ein Schlösschen! Ich blickte sie an und grüßte freundlich. Dann pröttelte ich weiter in meinem Hangvorgarten (tbc....). Plötzlich hörte ich wie anscheinend das Kind nicht weiterging weil es so sehr auf das Schloss schaute und es zur Mutter sagte: warum guckt die Prinzessin nicht?
Ich war gemeint :-)
Die Mutter erklärte: ja die arbeitet da im Garten.
Ich befürworte dass ein Kind lernt dass auch eine Prinzessin arbeiten muss.
Und noch mehr befürworte ich mich Prinzessin zu nennen!!!
Was anderes. Gestern am späten Abend haben wir zum ersten die Wildschweine gesehen. Ich hörte sie als ich auf dem Baldkon stand. Ich hörte ein knistern, ein ummähen. Und da lief sie, die große Sau, voraus, wältze alles um, einfach geradeaus auf die kleine Wiese, die Frischlinge hinterher, acht oder zehn, noch sehr klein aber alle hinterher. Schwache Bäumchen und Büsche einfach übergangen, umgewälzt. Unheimlich. Vom Balkon aus interessant zu beobachten.
Dem schließe ich mich an.
Gut, dass Sie auf dem Balkon waren, Prinzessin, und nicht auf der Wiese. Mit einer Bache ist nicht zu spaßen, wenn sie Junge hat, generell sollte man sich vor Wildschweinen in Acht nehmen. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass die nicht auf die Idee kommen, Ihren Schlossgarten umzugraben.