Dienstag, 11. September 2012
Mag kein Fußball gucken. Wenn es mir schecht geht mag ich alleine irgendwie kein Fußball gucken. Keine Ahnung warum, ist aber so. Naja, zweite Halbzeit gleich mal.

Mein Opa hätte heute Geburtstag. Für eine tausendstel Sekunde gerade gedacht, meine Mutter deswegen anzurufen und zu sprechen. Überhaupt fängt es an dass meine Mutter mir fehlt. Es ist einfach schon zu lange her dass wir miteinander sprechen konnten. Ich weiß schon gar nicht mehr genau worüber wir uns das letzte Mal unterhielten. Beim letzten Mal, als noch eine Unterhaltung möglich war. Was solls, ich habe es hier bestimmt aufgeschrieben. Jedenfalls ist das Mist wenn man die Mutter gar nicht mehr sprechen kann.

Ich habe Depress. Ist mein neues Wort. Klingt gesellschaftsfähiger als Depressionen. Und pms. Und Halsentzündung. Mit Kopfschmerzen und so. Und überhaupt. Alles zu viel. Hoch geflogen, tief gefallen, oder so. Oder manisch, wie eine Freundin es nennt. Ganz ungeliebt fühlen. Nicht unbeliebt, ungeliebt. So irgendwie. So irgendwie scheiße.

Überlege, in wieweit ich spinne. Überlege, was mir fehlt. Überlege, ob das einfach normal ist. Überlege, ob die, die es nicht als normal benennen, spinnen. Überlege, einfach nicht weiterzuüberlegen. Überlege einfach ins Bett zu gehen. Schlafen, ausschlafen, gesundschlafen - wer schläft raucht nicht! - und mal eine Runde nicht sündigen würde mir auch gut tun.



Downshifting.



Samstag, 8. September 2012
Was ich nur kurz sagen will: bin wieder nüchtern.



Carlieoverloaded macht sich Gedanken über das Kind von den Leuten aus dem Internet, hat das Leergut zum Wegbringen für morgen gut sortiert, pumpt aus dem Nichts heraus mittlerweile fünfzehn saubere Liegestützen, und zieht aus dem langen Arm sich für vier sauberer Klimmzüge hoch, bekommt von einer Freundin spontan einen Ruhrpottkerzenmantel geschenkt, hätte diese Woche auch wieder arbeiten gehen können - hat aber lieber einen auf weiter krank gemacht, umarmt die Mutter auch wenn sie sie nicht mehr erkennt, trinkt zu viel Bier, raucht zu viel, kauft Schuhe für hundertfünfunddreißig euro obwohl das gerade gar nicht passt, kauft sich selber Rosen, hat heute nicht gespült, muss immer noch die Steuererklärungssachen für 2011 zusammensuchen und dem Steuerberater schicken, hat sich vorgenommen aufzuhören wild rumzuvögeln, fährt trotz Bänderriss Auto, besitzt eine Miniaturmopshund, lacht eine Katze aus, hat eine neue rote Handtasche, plant Sonntag nach Holland ans Meer zu fahren, ist pleite für den Rest des Monats, stört sich nicht daran, sortiert Zahnbürsten aus, verwirrt einen alten Mann, pflegt eine Freundschaft mit seiner jungen Frau, hört L. Cohen in Schleife, hat einen unterdurchschnittlichen IQ was aber keiner bisher bemerkt hat, kümmert sich um den Vater, kümmert sich um den Bruder des Vaters, lehnt eine zweitausend euro teure Kieferorthopädische Behandlung ab, steckt das Geld in eine Weiterbildung, zahlt dreißig euro für nicht-angeschnallt und versackt gerne mit Bier am Küchentisch, am Laptop.



Samstag, 8. September 2012
Habe mir vom L.Cohen Konzert gestern in M´gladbach berichten lassen. Es war hervorragend und sie hofft es war nicht eins der Letzten. Jetzt in Schleife.

Krass wie manche Menschen noch mit über achtzig fit sind und Konzerte geben, krass wie andere Menschen mit Mitte/Ende sechzig noch Gewichte stemmen wie die Jungs Mitte zwanzig, krass wie wiederum andere mit Ende sechzig noch vier Wochen Urlaub in Griechenland machen um alte Freunde zu treffen, krass wie eine andere Frau mit Anfang sechzig nur noch auf Tod wartet. Und noch krasser, dass da ein Mann von dreißig zwei Straßen weiter genau dasselbe macht. Ausatmen. Durchatmen. Jede Umarmung als Gold wahrnehmen, nicht über Kleinigkeiten aufregen, Leben genießen, Schmerzen nur zulassen, wenn wirklich begründet.



Es geht nochmal um die Hundegeschichte. Mir ging die Sache heute nicht aus dem Kopf. Irgendwo da in meinem Hinterkopf war gestern schon ein kleiner Gedankenstich bzgl. der Auswirkungen auf das Kind. Die Gedanken kamen natürlich in Bierlaune und Mopsbild nicht zum tragen. Ich konnte sie auch nicht konkret fassen. Aber Zweifel und Bedenken hörten nicht auf. Ich beschloss kurzum heute nach dem Sport in der Muckibude die ganze Angelegenheit kurz in die Bierrunde zu werfen. ("Bekannte von mir..."). Ich beschrieb kurz die Familie und das Kind (soweit mir das möglich ist) und erläuterte kurz die ganze Situation. Auch das es schon Vorschläge zum Zerstören des Automats gab etc. Der pensionierte Lehrer lenkte ein. Es folgte ein ausführlicher Gedankenrausch über Kunst uswusf. Ich kann die Argumente jetzt nicht eins zu eins wiedergeben, aber was mir hängengeblieben ist, bzw was ich jetzt gemixt mit meinen Gedanken zu der Sache zusammen fassen kann: den Automaten auszuzahlen wäre nur Schall und Rauch. Es ist nichts anderes als meine Ficks die ich jedes We mitnehmen. Schall und Rauch. Nichts bleibt. Nicht wird dadurch bewegt. Ein Kick für den Augenblick, sonst nichts. Außer ein schaler Nachgeschmack. Eine neue Zahnbürste in der Reihe die bei der nächsten gr Aufräumputzaktion in der Tonne landet. Ein zwei drei weitere Treffen, ein zwei drei Gedankenverschwendungen, Herzverschwendungen, aber nichts von Substanz. Klar, ich bin die einzige in meinem Freundinnenkreis die einen Anfang zwanzig jährigen abschleppt, einen heißen jungen Mann, aber----

Ich schweife ab. In der Bierrunde erläuterte ich den Sachverhalt so, wie ich ihn mir gemerkt hatte. Man müsse auch die anderen Hunde retten, das sei mit den bereits geretteten Hunden auch schon so durchgesprochen. Der Herr Lehrer psychologisierte nicht, was das jetzt zu bedeuten hätte, dass dieses Kind "retten" will. Er hob die ganze Story auf eine andere Ebene. Das ganze Mediokre (ein Wort dass ich übrigens diesen Sommer neu gelernt habe, btw auch prepotent) will schöne Kunst, schöne Bilder die man sich schön in die schönen Zimmer hängen kann. Dazu ist Kunst geworden, absolut mittelschichttauglich. Aber was ist eigentlich noch Kunst? Es soll doch das sein, was einem in sich was auslöst, ein ungewohntes Gefühl. Ich habe irgendwann mal was passendes dazu gelesen, dass Kunst dann ist, wenn es einem in die Magengrube schlägt - ach Mist, ich kann das nicht so wiedergeben, und auch nicht das interessante Gespräch in der Bierrunde zur Hundeproblematik. Das ist das übrigens, dass ich nicht so einen hohen IQ habe, dass meiner sogar unterdurchschnittlich ist --------nun ja! Also um noch mal auf den Punkt zu kommen:

Meiner Meinung nach ist es nicht ok mit dem Kind fünf zehn oder von mir aus auch zwanzig Euro in den Automaten zu stecken um die Hunde zu retten. Als Sowi habe ich natürlich auch direkt einen Gegenvorschlag: mit dem Kind grob durchrechnen wie viel das kosten würde, Geld nehmen, ins Tierheim oder so fahren, das dort spenden. Oder auch Futter für das Geld kaufen und dort spenden oder so. Alles, aber keine Schall und Rauch Aktion.