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Samstag, 29. September 2012
Ich wollte eigentlich um zwölf ins Bett gehen, da nach dieser langen Woche und diesem langen Tag es morgen mit einem langen Seminartag weitergeht, aber ich kann nicht. Ich freue mich sehr auf mein Bett, denn mein Bett ist ja zurzeit mit drei Bettdecken ausgestattet und es ist obergemütlich. Ganz kuschelig und warm. Aber ich bin am Küchentisch und Bier gefesselt.

Was ist das mit dem Biertrinken? Fehlt da was anderes? Ist das ein Substitut? fragte der Psychologe letztes Mal. Er verurteilt meinen Alkoholkonsum nicht, eher im Gegenteil. Ich bin diejenige die das immer wieder mal zum Thema machen will. Er wühlt lieber tiefer in meiner Seele rum. Als wäre es unhilfreich über Bier zu sprechen, zu oberflächlich. Genau genommen besprechen wir möglichst nichts auf der Oberfläche. Ich erzähle meistens was passiert ist, wie es mir geht und dann wird direkt in die Tiefe gegangen: was für ein Gefühl ist das, wo kommt das her, woher kenne ich das schon lange und so weiter und so fort. Ich finde das gut. Ich könnte kotzen wenn ich von anderen höre, wie Therapeuten Handlungsanweisungen geben, so nach dem Motto "Dann probieren Sie doch mal nur jeden zweiten Tag zu trinken blablabla." Sowas könnte ich gar nicht ernst nehmen. Ich meine, das probiere ich ja auch ohne das ich jemanden bezahle der mir das nochmal sagt ;-)

Ich habe es hier oder woanders schon oft genug geschrieben: ich wünsche mir jemanden der mich jetzt vom Küchentisch abholt und mich ins Bett lockt. Gerade fiel es mir dann konkret wie Schuppen von den Augen: ich mag nicht mehr alleine einschlafen, Tag für Tag. Nacht für Nacht alleine sein wenn ich mal zwischendurch aufwache. Morgen für Morgen alleine aufwachen. Ich bin gut eingerichtet in meinem Singleleben - keine Frage. Neu ist: ich muss mich nicht verurteilen wenn ich nicht mehr alleine sein möchte, ich habe mir bewiesen, dass ich alleine sein kann, es ist ok sich jemanden an seine Seite zu wünschen, es ist menschlich.

Der schlaue Psychologe erwähnte sowas neulich schon in einem Nebensatz, btw.



Freitag, 28. September 2012
Der Fuß hat einen dermaßenen Rückfall erlitten, dass ich echt Angst bekomme. Jetzt wird mir erst mal bewusst, wie kaputt da irgendwas sein muss. Und wie lange so eine Heilung dauert. Ich dachte ich könne schon bald wieder laufen gehen, aber das rückt nun doch wieder in weite Ferne.
Mir tut das nicht gut. Ich muss auf Touren kommen, mein Blut richtig durch die Venen und Adern pumpen spüren. Ich habe das Gefühl ich regenriere mich sonst nicht - also am und im ganzen Körper ausgenommen Fuß.

Ach menno.



Ich mag das nicht wenn Menschen zu schnell "Ach, scheiß drauf" denken und so handeln. Wenn die Hemmschwelle irgendetwas nicht zu wertschätzen niedrig ist. Ich beobachten das bei vielen Menschen.
Eine Freundin hat mir gerade was geliehendes zurückgerbracht. Ein Teil davon ist verloren gegangen, eine Schutzhülle. Ist jetzt auf keinen Fall dramatisch, es handelt sich um ein einfache Plastikhülle, aber sie schämte sich mir gegenüber, entschuldigte sich ausgiebig, weil anscheindend in meinem Freundeskreis über mich bekannt ist, dass bei mir mit den meisten Dingen extrem gut und vorsichtig umgegangen wird. Ich habe ihr natürlich signalisiert dass das kein Problem ist. Ist es auch wirkich nicht. Aber jetzt stelle ich mir die Situation vor, wie sie die Schutzhülle verloren hat. Ob sie die Schutzhülle/Tüte dringend für etwas anderes gebraucht hat? Müll vielleicht? Oder war es eine Extremsituation als sie das Teil benutzen musste und alles musste schnell und hektisch gehen musste und so ging es verloren?

Ich will die Hemmschwellenhöhe nicht bewerten. Meine ist extrem hoch angesetzt. Ich musste erst mal lernen auch zu irgendwelchen Dingen "ach, scheiß drauf" zu sagen. Wobei ich finde, dass es einfacher ist Schwellen runterzuschrauben als höher zu stecken. Generell. Beispiele. Hm.

Nicht arbeiten gehen weil kein Bock oder verkatert. Ich behaupte es ist leichter das irgendwann ohne schlechtem Gewissen zu praktizieren zu üben als in jungen Jahren damit anzufangen und später zu üben es weniger zu machen.
Verabredungen absagen weil irgendwie doch keine Lust.

Letzen Endes sich einfach irgendwelchen "lustigen" Befindlichkeiten zu ergeben statt mal die Zähne zusammenzubeißen.

Ach übrigens, meine Aufbisschiene schafft es nicht mehr den Druck auszuhalten, die Zähne verschieben sich mehr und mehr. Und der Fuß hat einen wirklichen Rückfall erlitten, weil ich gestern ja was für meine Fitness tun musste. Und warum habe ich eigentlich das zweite Bier auf obwohl morgen ein fünfzehn-Stunden-Tag auf mich wartet? Und wie geht das überhaupt richtig, dieses "leben"?



Donnerstag, 27. September 2012
Fußball oder Serienende von Desp.Housew. - das war heute die Frage. Ich hatte mich entschlossen mich auf den Crosstrainer zu stellen und dh zu schauen. Nach schon dreißig Minuten kam ein ungewohntes Gefühl auf, aufhören zu müssen. Gefühlte eine Mio Situps und Liegestützen rundeten das Programm dann doch noch ab aber spätestens als ich dann auf der Couch saß und die Füße hochlegte, spürte ich einen Schmerz wie vor vier Wochen. Ein Blick zum Fuß und ich konnte mitansehen wie er wieder anschwillte. So ein Scheiß, totaler Rückfall. Die Schiene störte aber irgendwie beim Bewegen, deswegen musste ich sie abnehmen. So langsam kommt Angst auf, dass die erste Diagnose (Knochenab*splitterung) doch richtiger war als die Zweite (Bän*derriss). Und dann diese Horrorvision wie da jetzt was falsch zusammengewachsen ist und es künstlich neu gebrochen werden muss. Gefällt mir gar nicht. So langsam aber sicher werde ich nämlich bekloppt vom nicht Frust-Runterlaufen-Können. Außerdem flippen meine Blutgefäße bald aus, denn sich als Raucher nicht richtig bewegen können, nicht richtig das Blut durchpumpen können, ist nicht gut. Ich merke das. Werde wohl doch nicht erst in zwei Wochen sondern innerhalb in der nächsten zwei Tage noch mal zum Arzt gehen.

Eine Umarumg, die für einen Moment die Welt still stehen lässt. Vielleicht erinnert sich der Stammleser noch an den Lieblingskollegen, der, der schon seit Jaaahren der Lieblingskollege ist und der mich damals hat am langen Arm verhungern lassen, mit dem dann doch irgendwie nichts ging, obwohl wir uns trafen und alles gut schien. Der, der nicht konnte. Der, der wirklich emotional behindert ist, so wie es Menschen sind, die ihre Eltern nie kennengelernt haben. (tbc)
Wir trafen uns heute dienstlich, wohlabgestimmt - in seinem Büro für einige Stunden alleine. Ich hatte mich so gefreut und habe es dann innerhalb der ersten Minuten so sehr selbst versaut. (Ich kann das gar nicht erzählen, das ist so Panne gewesen. Orrr, ich rege mich immer noch über mich auf. Wahrscheinlich hat er das gar nicht so schlimm wahrgenommen - ach was weiß ich, einfach nur bescheuert von mir-----) Zur Verabschiedung gab es dann aber dennoch eine feste Umarmung. Genau genommen war die Umarmung zur Begrüßung schon umwerfend. Sie müssen wissen: ich kann sehr gut umarmen. Es gibt ja bekanntlich Menschen, die können nicht umarmen. Ich dagegen bin quasi Profi-Umarmer. Es gibt Umarmen und es gibt Um-den-Hals-fallen. Letztere sind Umarmungen zwischen Verliebten. Da legt einer die Arme und den Hals den anderen und der andere umfasst den Körper, wollen wir direkt sein: die Hüften und vielleicht auch noch tiefer. Es gab zwischen den Lieblingskollegen und mir heute seltsamerweise eine kurze Verzögerung, wie wir uns jetzt umarmen. Keine Verzögerung die man mit denen erlebt die nicht Umarmen können, denn auch der Lieblingskollege ist sehr gut im Umarmen. Eher eine Verzögerung aus Freude, aus Wiedersehensfreude. Die Verzögerung endete in eine Verarmung der zweiten Art.
Die Stunde vor Abschied war stressig im Büro. Wir hingen beide am Telefon, smalltalkten beide mit Geschäftspartnern die dann da alle mehr oder weniger plötzlich auftauchen, er reißte zwei Gesprächstermine ab und ich jagte noch die ein oder andere dringende Email raus. (Wir arbeiten nach wie vor im selben Unternehmen aber an verschiedenen Orten, dennoch gleicher Chef.). Auf mich wartete ein Folgetermin drei Autobahnen weiter und er hing im Termin aber ich wollte nicht abhauen oder intensive Verabschiedung. Die Zeit war schon fünfzehn Minuten gegen mich. Ich stand da in dem Büro nebenan, quasi in Hut und Mantel, da kam er vorbei, wollte zum Drucker ein weiteres Büro weiter gehen, also durch das durch in dem ich gesessen hatte und jetzt abfahrtbereit stand (irgendwie halte ich mich immer in Gebäuden auf in denen man von Raum zu Raum gehen muss - naja, egal jetzt, ein anderes Mal). Ich gab ihm ein Zeichen dass ich los musste, was natürlich völlig überflüssig war weil man mir ja ansehen konnte dass ich beim Gehen war. Wir gingen zusammen ein Büro weiter Richtung Drucker, ich redete hektisch was von wegen dass ich einfach los muss und so ein Mist dass jetzt hier alles gerade so stressig und dass es so schön war ihn zu sehen und und und dann umarmten wir uns einfach total innig, unabhängig davon welche Geschäftspartner, Praktikanten oder sonst was da in unmittelbarer Nähe rumstand, uns störte nichts, wir umarmten uns noch fester, Körper an Körper gepresst, die Zeit blieb einen Moment stehen, alles blieb einen Moment stehen, es war unglaublich.

Leonard Cohen - Lover, Lover, Lover