Mittwoch, 24. Oktober 2012
Ob den Jungs, die neben dem Studium an der Tanke jobben, eigentlich bewusst ist, wie sensibel dieser Job ist? Seit ein paar Monaten gibt es eine neue Pächterin an "meiner" Tanke. Die alte Belegschaft kannte ich bestens, besonders halt die Jung, die dort jobbten, abends und am We. Wir waren uns einfach vertraut. Sie kennen meine Exfreunde, den von ganz früher mit dem ich in diese Wohnung eingezogen bin und auch den Nerd, der ja nur eine Straße weiter wohnt. Und sie sahen mich auch mit dem ein oder anderem, mit dem ich aber nur ein paar Mal dort war. Die Jungs haben mich gesehen, Montagsabend von der Arbeit kommend, sonntagsmittags in kurzen engen Shorts nach dem Laufen, Samstagsabends geschminkt und aufgehüscht, sie haben mich bedient als ich verkatert, verliebt, mit Dienstwagen, mit Fahrrad, verheult, betrunken, übermüdet war - kurz: sie kannten mich. Mit der neuen Pächterin wechselte jetzt auch peu à peu die Belegschaft. Ich muss von vorne anfangen. Muss mich neu als Kundin profilieren die sehr wohl einmal am frühen und dann noch mal kurz vor Feierabend kommt, muss neu erklären und anleiten dass man Bier von hinten auffüllt und welche Zigaretten ich rauche. Und dass ich manchmal in Anzug und schon ein paar Stunden später im quasi Nachthemd nochmal auftauche. Dann will ich auch keinen doofen Spruch - hallo? Ich bin Kundin!

Es gab auch keinen doofen Spruch. Dieser Neue hat verstanden. Lächelte mich an und wünschte mir noch einen guten Abend.



Eine gute conneci (sprich: Konnecki) war früher was anderes als heute. Ich hatte immer die Besten die es gerade in der Umgebung gab. Manchmal fuhr man für den günstigeren Preis zwar eine Stunde dorthin, aber da es der Wagen meiner Mutter war und dieser von meinem Vater getankt wurde, rechnete sich das stets. Genaugenommen ging es mir auch nie

Exkurs
-------ich schreibe immer spontan los. Schauen Sie die paar Texte über den Urlaub oder den alten Freund an, Texte die ich mehr oder weniger geplant schreiben wollte, alle nicht fertig geworden.
Heute Abend stelle ich zufällig fest, wie ich spontan entscheide wie schreibe: ich fange mit einem Gedanken an, irgendwas was mir eingefallen, was mir passiert ist. Aber wie weit ich dann aushole hängt letzen Endes von dem Getränk links neben mir ab! Nachdem ich gerade den ersten Satz geschrieben hatte, hätte ich in einem zweiten Satz alles sagen können. Ich beobachtete aber wie mein Blick kurz nach links zum Getränk - ok, schreibe ich es nun doch aus: zum Bier- ging und ich legte quasi genau in diesem Moment das Ausmaß der nun zu erzählende Geschichte am noch zu trinkenden Bier ab. Also wieviel Bier habe ich noch, bzw. wenn das Bier leer ist, muss der Text stehen. Am liebsten noch einen Schluck übrig zum nochmal drüberlesen. Nur mal so eine Feststellung. Dooferweise ist das Bier jetzt fast leer und ich habe kein Weiteres mehr hier...---------

Genaugenommen ging es mir aber auch nie um den Preis. Ich jobbte immer, ich hatte immer Geld. Mir ging es vielmehr um eine sichere Connection. Sicher, immer was am Stichtag kaufen zu können. Donnerstag, Donnerstag war mein Tag, genau genommen Donnerstag nachmittag, denn da begann für mich das We. Schön fürn Fuffi. Ich kaufte immer fürn Fuffi. Immer für den selben Preis zu kaufen schien mir am besten als Konstante um einen guten Überblick zu behalten.

Gute connection heute? Gestern wurde mir ein mrt-termin für in zwei Wochen gegeben. Zwei Telefonate gestern und heute: Termin morgen früh. Und spätestens Donnerstag weiß ich genau was da in meinem Fuß seit acht Wochen nicht heilen will.



Montag, 22. Oktober 2012
Fühle mich fett und vergiftet. Samstag Abend absolut nüchtern um zehn im Bett gelegen, gestern dann alles nachgeholt. Harter Tag. Harte Woche. Danach Urlaub. Mein Fuß heilt nicht ordentlich, weitere Untersuchungen müssen her. Meine Mutter kann nicht mehr schlucken. Samstag Beerdigung von jemandem, der nicht mal dreißig geworden ist. Die Musik ist mir zu laut, alles ist zu laut, alles zu viel.



Freitag, 19. Oktober 2012
Zack, eine klasse Begegnung jagt die nächste. Heute: Herr Professor mit dem ich mich schon länger wirklich gut verstehe. Wir haben nur fünf Minuten Zeit zum Reden, draußen beim Rauchen, den Rest des Abends sind wir beide in verpflichtenden Smalltalks unterwegs. Wir erzählen kurz wie es uns geht, wann wir uns das letzte mal gesehen haben. Vor meinem Urlaub. Ich erzähle kurz und bündig wie es mir seit dem ergangen ist. Als ich fertig bin und nach seinem Wohlergehen frage, fragt er mich, wie es meiner Mutter ginge. Ich glaube sie schafft das Jahr nicht mehr. Wir schauen uns in die Augen. In zwei Sätzen fasse ich zusammen dass ich mich mittlerweile daran gewöhnt habe, nur ab und zu schmerzt es, nämlich dann wenn ich gerne mit ihr sprechen möchte, wenn was Aufregendes bei mir passiert ist. Ich lenke wieder auf unser letztes Treffen, dass ich danach das und das gelesen habe. The secret. Er schaue den Film übernächste Woche mit seinen Studenten. Übernächste Woche?, da habe ich frei! fällt mir direkt ein und wir verabreden uns dazu.

Die Kollegin stresst unendlich rum und die anderen Kollegen, die das nicht täglich mitbekommen, bekunden mir ihr Beileid. Am Ende des Abends sitze ich mit der lieben Kollegin von weiter weg in einer Kneipe, wir trinken zwei drei Bier, zu Hause angekommen überlege ich kurz dass es jetzt gut wäre, einfach ins Bett zu fallen, es gibt weder Bier noch Wein bei mir zu Hause, ich streife das edle Outfit ab und schenke mir einen kl Singl Malt ein (ein einfacher Glenfiddich).

Der Tag begann mit einem Regenbogen vor meinem Küchenfenster. Ich habe mich gefreut darüber. Das war ein guter Start in den Tag.

Wie hälst du das täglich aus mit ihr, fragen mich die anderen.

Nur einmal wie in der cokezerowerbung am Heli hängen und rufen: ich komme schon klar!