Ach, ich habe gar keine Lust mich zu ärgern. Ja, das ist Mist mit dem Fuß und auch dieses ganze Familiendrama mit kranker Mutter und neuer Perle von meinem Vater ist irgendwie nichts zum Bejubeln und auf der Arbeit kotzt einen eigentlich alles an und die ein oder andere Männergeschichte könnte mir Kopfzerbrechen bereiten, aber ich muss zugeben, dass es mir gut geht. Mir gehts gut mit mir. Mich hauen diese ganzen Angelegenheiten in meinem Umfeld nicht um, ich lasse mich davon gerade nicht zerfressen. Vielmehr freue ich mich über meine Freundschaften und über mich selbst. Ich hatte heute beispielsweise eine Postkarte im Briefkasten von einer lieben Freundin, die ich leider immer weniger sehe. Dann heute das einstündige Telefonat mit meinem Patenonkel. Irgendwie kümmern wir uns gegenseitig um uns. Und dann dieses ausführliche Gequatsche mit der Bierfreundin, beim Bier, in der Sauna, beim Schwimmen. Wir quatschen, wir lachen. Ich habe heute so sehr aus dem Herzen gelacht - es war herrlich. Ich habe richtig gespürt wie es von ganz tief kam. Das ist gut, wenn man zwischendurch mal spürt wie sehr man noch aus dem ganz tiefen Inneren richtig herzhaft lachen kann. Das ist ein Lebensbeweis. Genauso wie jede ehrliche Träne.
Der Moment, wenn man sich wirklich jemanden wünscht, der einen einfach in den Arm nimmt, vom Bier trinken und Küchentisch abholt und sagt: komm, das wird schon, morgen ist ein neuer Tag, komm jetzt einfach mit ins Bett, komm in meinen Arm und schlaf dich aus. Ich komme gut alleine zurecht, keine Frage, aber dann gibt es doch diese Momente, in denen ich denke, wie ok es jetzt einfach wäre, wenn da einer die Sorgen teilen würde. Oder so ähnlich.
overloaded am 23. November 12
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Frau Novemberregen müsste man jetzt sein, dann könnte man für alle verständlich das heutige Drama mit der Frau Orthopädin und dem Nicht-Rezept für die Physiotherapie aufschreiben.
Mir bleibt nur ein in Bier getunkter und immer noch sehr wütender Kurzabriss, der wahrscheinlich unverständlich rüberkommt. Nun denn. Um es in direkt durchanalysiert in einen Satz zu bringen: die Frau Doktor Orthopädie hat einen Schaden, die Frau hat ein Egoproblem, die Frau gehört genau zu den Frauen, die nicht mit mir können. Ja, diese Akademikerinnen, die fühlen sich von dir provoziert!, erwidert der Coach beim Training als ich ihm völlig agressiv davon erzähle. Nebenbei pumpen wir doppelte Gewichte, er legt mir das doppelte auf, weil Fräulein deutsche Meisterin direkt neben uns trainiert und er sich herausgefordert fühlt. Selbstverständlich stemme ich die doppelten Gewichte als wären es die halben. Kämpfernatur, haha! Kämpfernatur, haha. Dafür möchte ich keine Medaille. Vom Zähnezusammenbeißen ist mein Kiefer schon kaputt. (tbc in a minute)
Wie soll ich das moralisch bewerten, wenn die Neue meines Vaters meine Mutter mitpflegt. Wie soll ich das bewerten wenn ich die einzige im Team bin, die dem Chef Ansagen macht und anscheinend auch die einzige bin, ich ihn letzten Endes wirklich mag, es gut mit ihm meint. Wie soll ich das bewerten, dass ich die Entscheidung getroffen habe, dass ich jeden Abend Bier trinke und so weiter und so fort. Ich höre auf zu bewerten, ich lebe einfach nur noch. Ich erlebe nur noch. Ich fließe einfach nur noch mit.
Wie gut geht das, wenn da die gute Musik im Hintergrund läuft (L.Cohen, tell me again), wenn das Bier läuft, wenn eine liebe Kollegin genau genommen eine neue Freundin zu Besuch kommt, mein spontan gezaubertes Essen mit Genuss verschlingt, wenn es viele herzliche Umarmungen gibt, wenn ich den Traummann/Kollegen aus der edv kurz treffe, eine Zigarette zusammen absagen muss, weil ich zu meiner Mutter muss, weil mein Vater operiert wurde, die Pflegefrau frei braucht, mein Vater zu einer Nachuntersuchung muss, und ich dadurch einfach zwei Stunden aus dem Büro abhauen und meine Mutter betreuen muss ich einen Außentermin habe, er mich noch fragt ob ich eine Frisur habe und ich nur kurz antworte dass ich nach zehn Jahren glattfönen jetzt die Naturlocken wieder trage und er mir sagt dass er das gut findet und wir beide etwas traurig reinschauen, als ich mich verabschiede, wie gut geht das wenn da diese wirklich guten Freunde sind, eine gemütliche Wohnung, ein paar herzliche Internetbekanntschaften, ein Blick in den Spiegel der nur Gutes widergibt und das Konto sich nie gesprengt anfühlt, egal was da an Rechnungen kommt. Dann geht das ziemlich gut. Nicht den Fokus darauf legen, was fehlt , vielmehr darauf, was alles geht.
Und dennoch. Als wir endlich alleine sind umarme ich sie, kuschel sie, frage ob sie mich kennt, warte keine Antwort ab, erläutere kurz dass ich ihre Tochter sei, nenne meinen Namen, flüster ihr zu, ob sie noch Frfagen hätte, ich würde ihr die Antworten geben. Sie checkt mich und ich meine sie möchte mir was zu meinen Haaren sagen, dass das gut aussieht oder so. Ob sie es noch aushält frage ich sie als ich das Gefühl habe dass sie checkt dass ich das da gerade bei ihr bin und wir alleine sind. Sie vertuscht ein nein, meine ich. Sie versucht die Haltung zu wahren. Sie trägt das alles mit Haltung, diese Krankheit, dieses nicht-kennen, nicht-wissen. Ich glaube sie ahnt wie lange es noch dauern wird bis die Sonne wieder in den Garten kommt. Ich glaube sie wird entscheiden, dass das noch zu lange dauert. Sie hat immer klare Entscheidungen getroffen. Sie wird das auch jetzt tun. Ich bin ganz kurz davor alle Entscheidungen mitzutragen.
Spinne ich eigentlich schon? Wäre wahrscheinlich in dieser Situation einfach auch ok. Langer Winter beginnt. Ich fühle mich gewappnet.