Mittwoch, 12. Dezember 2012
Ich schreibe ja eigentlich nur noch, wenn Bier da ist. Die Flasche ist halb leer und es gibt keinen Nachschub. Das ist wie ein Termin als Kassenpatient bei einem Psychologen, der eigentlich nur Privatpatienten nimmt, da gibt es dann nur fünfzehn Minuten, da muss man ganz schnell auf den Punkt kommen, da kann man nicht so rumquatschen. Ich habe das erlebt. So ein Druck ist gar nicht mal schlecht, man besinnt sich einfach auf das Wesentliche.

Ich könnte ausrasten wegen dem was da gerade in der Firma abgeht. Jetzt kann man sie wirklich Saftladen nennen. Ein megafettes neues Produkt mit dem ab März auf den Markt gegangen werden muss, steckt jetzt noch in den Kinderschuhen, den Vertrieblern an der Front hält man von oben Informationen vor und ich schätze, das ganze Ding wird mächtig vor die Wand fahren. Ich gehöre zu denen da vorne an der Front und ich kenne mehr Interna als viele andere. Ich möchte behaupten dass ich das ganze Ausmaß des Dramas abschätzen kann. Es ist schrecklich. Andere Baustellen die ähnlich stark krass sind tun sich als Nebenkriegsschauplätze auf. Ich schwanke noch zwischen Reinhängen und Mithelfen dass das doch noch alles klar geht (würde in den Krieg ziehen bedeuten, wobei meine Siegeschancen recht hoch stehen, da ich mich in der Materie besser auskenne als die, die dafür gerade verantwortlich sind), betriebsbedingt kündigen (nach dem Motto: in diesem Betrieb kann ich nicht mehr arbeiten) oder einfach noch mehr Arbeitszeit mit pinterest zu verbringen und einfach denken: scheiß drauf, Gehalt kommt so oder so pünktlich. Noch dazu niedriges Gehalt. Ich übe mich an der letzten Variante...
Die Pflegefrau reist morgen ab. Ich werde nachmittags zu meinem Elternhaus fahren und versuchen sie gebührend zu verabschieden. Sie ist einfach klasse. So eine finden wir nicht noch mal. Mein Vater hat sie vergrault und heute wurde mir klar, dass er genau deswegen schlecht gelaunt ist, weil er eben weiß dass er Schuld ist dass sie gekündigt hat, das aber nicht zugeben kann. Ein "tut mir leid" wird nie aus seinem Mund kommen. Ich schwanke zwischen dem großen Eklat ("Du bist Schuld dass sie gekündigt hat. Wenn du nicht mehr in der Lage bist Mama hier einen entsprechenden Rahmen zu bieten und das nicht einsehen möchtest, sehe ich mich gezwungen andere Wege zu gehen"...) und einer Haltung nach dem Motto: Liebe mich dann man meisten wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann habe ich es am nötigsten (ich weiß, er leidet, an seinem Leben). Ich werde mich für Letztere entscheiden müssen, einfach schon in Hinblick auf die letzte Lebensphase meiner Mutter. Wenn man das überhaupt noch Leben nennen kann....es tut weh.......verdammt......
Habe den Lieblingskollegen heute wahrscheinlich schwer verunsichert. Beim zwischen Tür und Angel Telefonat mit einem anderen lieben Kollegen von weiter her kam heraus, dass er und der Lieblingskollege im Apartment im Haus des Chefs nach der Weihnachtsfeier übernachten kann (Lieblingskollege kommt auch von weiter her, Weihnachtsfeier findet in meiner und des Chefs Stadt statt). Als ich später mit dem Lieblingskollegen telefonierte, erzählte er mir von dieser Option, und dass er noch keine Rückmeldung hätte ob das jetzt klar ginge. Doch geht klar, sagte ich, ich hätte diese Info erhalten, hätte aber direkt abgewunken dass das nicht nötig sei weil der Herr Lieblingskollege bei mir übernachten würde. Der Lieblingskollege stockte am Telefon. In echt hatte ich beim Telefonat mit dem lieben Kollegen von weiter her nur ein kurzes "och schade" aus Versehen herausgeworfen und dann aber direkt ein "ja das ist ja klasse dass ihr bei ihm schlafen könnt" angeschlossen. Der liebe Kollege von weiter her ist jedoch schlau und hat das spontane "Schade!" gecheckt, ging aber gentlemanlike darüber hinweg. Jedenfalls denkt der Lieblingskollege jetzt tatsächlich, dass ich laut und offiziell gesagt hätte, dass er bei mir übernachten wird. [Kurz Bier beim Nachbarn organisieren, aber tbc]



Mittwoch, 12. Dezember 2012
Orrr, wieder mal keiner der mich vom Küchentisch abholt! Naja, bin auch alleine müde genug. War heute alleine in der Sauna. War klasse.



Kleine Brüste sehen in Muskeln umhüllt besser aus.



Dienstag, 11. Dezember 2012
Wenn die Mutter im Sterben liegt, dann ist einfach Ausnahmezustand.



Brauche seit gut einer Stunde und gefühlten zwei Bieren einen der mich vom Küchentisch abholt. Einer der sagt, ja ist alles scheiße, aber komm ins Bett, ich kuschel dich, betrink dich doch nicht, heute ist erst Montag. Komm, alles wird gut. Und wenn auch nicht in voller Länge, aber für heute Nacht, denn ich werde dich im Arm halten du wirst die Woche überstehen. Oder wenigstens den nächsten Tag. Komm einfach mit ins Bett.



Das sind keine dicken Titten, das sind Muskeln.

Ich war ausgeschlafen und nicht verkatert. Der Tag verlief dennoch nicht anders als jeder anderer Alltag. Kein Bier ist also auch keine Lösung. Nun denn, Prost.

Gegen Abend kam ein Nachbar zu Besuch. Ich bin mir recht sicher dass ich über diesen Nachbarn noch nie etwas geschrieben habe, und dabei stellte ich heute Abend bei seinem Bescuh fest, dass wir uns nicht nur ziemlich ähnlich in unserer Lebensführung sind sondern ich dabei auch noch ziemlich gut verstehen. Er ist fünfzig aber wenn man ihn kennenlernen würde, würde man ihn locker auf vierzig schätzen. Er lebt alleine ganz oben rechts (ich wohne ganz unten links). Er kam vorbei damit ich eine Karte für eine Feier der Vermieter unterschreibe. Ich bot spontan Bier an. Bier ist da! Ja, ein Gläschen, aber keine ganze Flasche. Wir kamen ins Reden und er ließ nachschenken. Gutes Gespräch. Gespräch auf hohem Niveau. Wie es einem geht, was einen bewegt, was einen hemmt. Ihm gefiel es bei mir. Ich glaube es gefällt einem generell bei mir, bei mir ist gemütlich. Bei mir ist gemütlich, Bierchen und Quatschen gut.

Er hätte keinen Freund. Ich auch nicht, entgegne ich. Mal hier und da Spaß, auch zu Genüge, aber nichts ernstes. Nee, ich auch nicht, ist bei mir ähnlich. Nee nee, bei uns in der Szene ist das noch anders, höhere Durchlaufquote. Müde lachend antwortete ich, dass meine Durchlaufquote da locker mithalten kann. Er schaut mich kurz erstaunt an aber dann ist das Eis gebrochen und wir stellen fest, dass wir völlig gleich leben, er da oben mit irgendwelchen Männern, ich hier unten mit irgendwelchen Männern.

Am Ende, nach ein paar Bierchen verabschiedet er sich, das müssten wir öfter machen. Ja, das hört sich nach Freundschaft an. Wie klasse dass man im gleichen Haus wohnt.

Aus der Kategorie: wie sich Freundschaften ergeben.

Vorher eine Stunde mit der Lieblingsfreundin telefoniert. Kurz den Plan durchgespielt, wie ich Teilvollmacht über meine Mutter gerichtlich einklagen könnte, dann Erbteil einfordern könnte, davon Heimplatz für sie finanzieren, bei diesem ganzen finanziellen Krieg den Vater verlieren würde, aber meine Mutter wäre versorgt und bei der Hälfte von einer Mio würde auch noch was für mich übrig bleiben, für eine Selbstständigkeit - nur so ein Plan B! Hört sich gar nciht so schlecht an, antwortet sie überlegend...ich lasse sacken....ja stimmt....ist die Alternative zu "meinem Vater jetzt wieder drei Wochen gut zureden" und er heizt die nächste Pflegepolin durch...Wir suchen nach einer Lösung und halten fest, dass ich noch eine Pflegefrau mitmache, und wenn er die auch verheizt und ich das Gefühl habe für meine Mutter ist die Versorgung nicht gewährleistet und unerträglich, ziehe ich den Krieg. Weißt du, sage ich der Lieblingsfreundin (kenne ich seit dem ersten Unitag), für mich wäre es gar nicht mehr schlimm in Streit mit meinen Vater auseinander zu gehen. Diese Familie hat mich jetzt fast vierundreißige Jahre gefickt, ich kann nicht mehr. In dieser Familie hat jeder immer seinen Vorteil gesucht und jetzt bin ich damit dran.

Das unendlich traurige daran: ich meine das ernst. Die Lieblingsfreundin weiß das.