Montag, 13. Mai 2013
Ich traf heute spontan den zehn Jahre jüngeren Mann zum Mittagessen in der Mensa. Ich wollte eigentlich gar nicht groß Mittagessen da ich mich abends von der Pflegefrau bekochen lassen musste [...], aber seine Anfrage konnte ich nicht ausschlagen. Was für ein Schatz das ist! So beflügelnd mit ihm ein bißchen Zeit zu verbringen! Er macht bald sein Examen (unterhalb der Regelstudienzeit). Staatsanwalt möchte er am liebsten werden - er möchte nicht im fünfeinhalb Quadratmeterbüro enden, erzählt er mir als ich nach seinen Zieln frage auf die er so hart hinarbeitet. Er ist so klar und so selbstbewusst für sein Alter. Zur Begrüßung umarmt er mich (er umarmt anders als andere) und sagt ich sähe sehr gut aus. Er sagt das in einer Attitüde, als wäre er bereits Staatsanwalt und Mitte vierzig. Aber es kommt nicht unpassend oder überheblich rüber, nein, er ist wirklich authentisch. Das ist so bezaubernd wie dieser Junge so männlich ist. Kurz vor seinem Abi starb sein Vater schwerkrank. Er hing sich umso mehr ins Abi rein. Nach zwei drei Semestern wollte seine Freundin unbedingt mit ihm zusammenziehen. Er überlegte und ihm wurde klar, dass er das gerade nicht gebrauchen kann. Er trennte sich.
Freudig erzählte er mir heute dass er ein paar Partybekanntschaften hatte, also so richtig erfolgreich (er benutze das Wort One-Night-Stands nicht). So süß! Hübsche Augen, dunkle Haare, schiefe Zähne und dann irgendwie diese Mischung aus Junge und Mann.
Wenn wir zusammen sind, unterhalten wir uns --- ach, das ist so schwer zu beschreiben. Es irgendwie respektvoll, niveauvoll, freundschaftlich-vertraulich mit einem Hauch von Flirt. Mag ihn.



Sonntag, 12. Mai 2013
Meine Güte, freue ich mich auf den Urlaub. Seit über einer Stunde klicke ich mich durchs Netz um - und jetzt kommt ein Luxusproblem, achtung! - die genaue Lage des Hotels festzumachen. Im Netz kursieren nämlich zwei verschiedene Lagen, wobei ich die eine äußerst attraktiver finde. Ich erinnere mich aber auch nicht mehr genau wo da welche Lieblingsbar war...ich merke mir so Sachen nicht. Ich merke mir nur: auf dem und dem Weg kommen die und die Lieblingsstrandbars.

Ich merke mir so wenig Sachen. Ich habe nur Speicherplatz für das Wichtigste. Und selbst das ist schon zu viel.

Irgendwo an diesem kilometerlangen Holzsteg ist mein Hotel...



Sonntag, 12. Mai 2013
Wenn die guten Hormone regieren, macht das zwar auch nichts besser, aber ich komme wenigstens nicht richtig schlecht drauf.

Ich war beim Sport, ich war in der Sauna, ich habe vorher nach dem Ausschlafen augeräumt, geputzt usw. Es war gut. Nette Leute in der Muckibude, nette Leute in der Sauna. Man kennt mich mittlerweile. Woüberall hier und da ein netter Small-talk, Hilfe beim Pumpen (beim zweiten und dritten Satz brauche ich immer jmd der mir das Gewicht am Ende abnimmt, ich schaffe das dann nicht mehr alleine abzulegen), einen Platz kurz vorm Aufguss für mich freirücken und schließlich ein Parkplatz direkt vor meiner Haustür.

In der Sauna schaue ich in den Spiegel und sehe dass ich unheimlich erschöpft aussehe. Dasselbe Bild wie seit Monaten.

Jetzt sitze ich seit acht hier zu Hause, trinke Wein weil ich a) einen von meinem Vater gestern geschenkt bekommen habe, b) mir einbilde dass ich sparen muss und diese Biersauferei nicht günstig ist und c) Wein laut Lieblingsfreundin weniger Kalorien als Bier hat und ich meine Figur gern noch optimieren möchte. Ich saß zuerst im Wohnzimmer auf der Couch. Schön aufgeräumt alles und sehr gemütlich bei mir. Ich mag meine Wohnung. Ich hörte Musik. Auf twitter lese ich was so im Fernseher läuft. Ich mag Fernsehen nicht. Viel zu selten gefällt mir irgendeine Show, irgendeine Serie oder irgendein Film. Sonntagsmorgens im Bett gucke ich Fernsehen, ja, aber ansonsten mache ich selten - ist jetzt auch egal. Ich gehöre jedenfalls nicht zu den Menschen, die abends immer den Fernsehr anschalten. Ich hörte also Musik (Cohen), trank Wein, starrte aus dem Fenster. Schöne Aussicht, viel grün und das quasi in der Innenstadt. Vögelchen im Garten. Und da kam es dann wieder hoch, dieses Gefühl was pms direkt in eine Weltuntergangsstimmung katalysiert hätte: ich bin alleine. Ich bin viel zu viel allein. Was machen die anderen Menschen? Es fühlt sich an, als hätten alle einen Partner, nur ich nicht. Und dann die Sorge, die mir heute schon mal gedanklich überkam: die Angst immer alleine zu bleiben, nicht (mehr) beziehungsfähig zu sein, auf diesem Arbeiten-Sport-Sauna-Lebensstil hängen zu bleiben. Wenn es doch wenigstens Karriere wäre...Aber ich dümpel irgendwie so vor mir her. Die einen gründen eine Familie, die anderen machen Karriere und kaufen sich eine Eigentumswohnung.

Ich versuche mich von außen zu betrachten und mich selbst sy*stemisch zu ber*aten. Dann sieht das alles schon gar nicht mehr so schlecht aus. Dann erkenne ich an, was ich für mich in meinem Leben schon erreicht habe. Dann sehe ich nicht wie schlecht und erschöpft ich aussehe, sondern wie hübsch ich bin und was für tolle Haare ich habe. Dann finde ich das genau richtig und auch sogar verdammt cool wo ich zum Sport gehe, dass ich alleine in der Sauna komplett entspannen kann, was für eine gemütliche Wohnung ich mir eingerichtet habe, was für eine gute Entscheidung ich mit der Urlaubsbuchung ich traf und dass ich so gut gespart habe, dass ich mir das einfach leisten kann und wie gut ich mit mir umgehe, dass ich bei diesr krassen anstrengenden Phase Samstagsabends einfach einen auf ruhig mache um zeitig alleine in einen erholsamen Schlaf zu fallen.

Es bleibt ein schaler Beigeschmack. Oder sowas wie Zukunftsangst. Oder nicht-zu-genügen-Angst. Oder oder oder. Hautsache die Hormone spielen nicht noch ihren bösen Streich dazu. So lässt es sich wenigstens aushalten.